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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest
Autoren: Stefanie Ruehle
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plagt dich die Reue?«, wollte MO wissen. »Schluck sie runter. Komm, wir fahren zu dir und holen deine Sachen. Deine Mutter weiß Bescheid.«
    »Und? Hat sie einen großen Aufstand gemacht?«, fragte ich besorgt.
    »Ach woher«, winkte er ab. »Sie war voller Verständnis für mein Anliegen.«
    »Das hast du toll gemacht«, strahlte ich ihn an. »Danke, dass du das alles für mich tust.«
    »Geschenkt«, strahlte er. »Ich hoffe nur, dass du es irgendwann zu würdigen weißt.«
    »Das weiß ich jetzt schon«, gab ich zurück.

    MO und ich fuhren zusammen zu meiner Wohnung, ich stopfte ein paar Klamotten in eine Sporttasche und fünf Minuten später standen wir wieder neben seiner Flunder.
    »Ich habe eine Überraschung für dich, damit du deinen Kummer schneller vergisst«, sagte MO plötzlich.
    Ich strahlte. »Echt? Ist ja toll. Ich liebe Überraschungen.«
    »Schließ die Augen«, forderte er.
    Ich kam seiner Aufforderung nach, er stülpte mir allerdings noch eine Mütze über den Kopf und das halbe Gesicht, damit ich wirklich nicht spickeln konnte.
    Dann drehte er mich ein paar Mal schnell um meine eigene Achse und führte mich anschließend ein paar Meter weit, bevor er erklärte: »Schön die Augen zu lassen. Das gehört alles zur Überraschung. Ich setze dich jetzt ins Auto und fahre los – und dann darfst du die Mütze abnehmen, in Ordnung?«
    »Aber sicher«, erklärte ich und setzte mich lächelnd ins Auto.
    Merkwürdigerweise hörte ich dann gleich zwei Türen klappen, der Motor wurde angelassen.
    Ich riss mir die Mütze vom Kopf. »Mama?«, staunte ich.
    »Ätsch«, kam es zweistimmig von Fahrer- und Beifahrersitz zurück.
    Wir saßen in Mamas neuem Daimler.
    »MO! Wie kannst du mir so etwas antun?!«, brüllte ich stinkwütend.
    »Ach, das ist ganz einfach. Da du anscheinend nicht zum logischen Denken in der Lage bist, müssen Helga und ich es dir abnehmen. Ich darf Sie doch Helga nennen, nicht wahr?«, strahlte er meine Mutter an.
    »Abr sicher«, sagte die lächelnd. Dann schüttelte sie den Kopf. »Kend, du hosch doch ned em Ernschd glaubt, dass du mir so leicht davonkommsch?«
    »Doch, das dachte ich«, erklärte ich mit verschränkten Armen.
    Sie lachte. »Sei froh, dass de so gude Freind hosch wie dr MO. On so gut aussehende.« Sie seufzte. »So an scheener Mo wie Sie, MO, der hädd mir en meiner Jugend amole über de Weg laufa solle.«
    »Es hätte dir nur nichts gebracht. MO ist nämlich schwul«, trompetete ich gehässig.
    Sie winkte ab. »Jetzt sei doch ned so altmodisch, Mädle. Des stört kein großa Geischd.« Sie beugte sich vertraulich zu ihrem Nebensitzer. »Von mir had se die Vorurteil ned, missad Se wissa.«
    Die gesamte rasante Fahrt über klagten sie sich gegenseitig ihr Leid über die grässlichen Männer und Frauen, die ihnen im Laufe ihres Lebens über den Weg gelaufen waren. Ich war verstummt. Bei konstantem Tempo 250 hatte ich alle Hände voll damit zu tun, meine bisherigen Sünden zu bereuen, um halbwegs aufrecht vor irgendeinen Schöpfer treten zu können.

    Keine fünf Stunden später lotste uns das Navi zu Volkers Reisebüro.
    »So. Da semmer. Schdeig aus«, strahlte meine Mutter verschmitzt.
    »Bitte? Allein? Das ist nicht dein Ernst!« Ich war auf einmal schweißgebadet.
    »Abr sicher. Deshalb senn mer doch hergfahre!«
    »Raus jetzt, Sabine«, sagte MO bestimmt. »Und komm uns ja nicht ohne den geschmacksverirrten Cowboy zurück. In dem Fall kannst du hierbleiben.«
    »Aber was macht ihr jetzt? Wann holt ihr mich wieder ab?«, bibberte ich.
    »Mir? Mir gehen jetzt irgendwo schee essa, gell, MO?«, sagte meine Mutter bestimmt.
    Er nickte eifrig. »Ja, auf unsere neue Freundschaft anstoßen. Und dann werde ich dich, wenn du erlaubst, liebe Helga, wieder zurück nach Stuttgart chauffieren.«
    »Vielleicht nehmed mir uns au a Hotelzimmer on gangat heit Obed no aus«, strahlte sie.
    MO nickte. »Eine ebenfalls wundervolle Möglichkeit. So, Sabine, die Stunde der Wahrheit und so weiter. Melde dich, wenn du wieder in Stuttgart bist.«
    »Aber wie soll ich denn wieder heimkommen?«, jammerte ich.
    »Dein Problem«, strahlte meine Mutter. »Tschissle.«
    Einen Moment später stand ich mit meiner Tasche vor Volkers Laden und sah den Rücklichtern der Zuhälterkarre hinterher. Und nun? Ich kannte mich nicht aus, wusste nicht, wo ich war und eigentlich auch gar nicht, was ich wollte.
    Also war eigentlich alles so wie immer ...
    Ich seufzte, schnappte meine Tasche und tappte zum
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