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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss
Autoren: Garry Disher
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folgenden Ausbruch an Trauer und Zorn würde die Polizei einen wie Bluthunde hetzen und die Medien einen verteufeln.
    »Footballer können nichts falsch machen, das meinst du doch, oder, Tank?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich sage nur, was für eine Verschwendung, mehr nicht.« Nach kurzem Schweigen fuhr er fort: »Manchmal war auch seine Freundin dabei.«
    »Und hat beim Training zugeschaut?«
    »Ja. Armes Ding.«
    Der neue, weiche John Tankard. Pam bremste langsam hinter dem vor ihr fahrenden Wagen ab, der selbst wegen des roten Mitsubishi vor sich gebremst hatte. Alle drei Wagen kamen zum Stehen und erlaubten so einem riesigen Sattelschlepper mit einer Lieferung Holzpflöcken für den Weinbau, in eine schmale Einfahrt zurückzusetzen. Offenbar hatte der Lastwagenfahrer schon eine ganze Weile auf eine Gelegenheit gewartet, um von der Straße zu kommen, doch der Verkehr war ziemlich dicht und ungeduldig gewesen, und keiner hatte ihm den Weg frei gemacht. Eine selten gute Tat, und Pam folgte dem Verkehr an der Kreuzung nach rechts und dann nach links über die Bahngeleise. Der Mitsubishi fuhr genau vor ihnen.
    »Wo fahren wir hin?«
    Pam erwiderte ungeduldig: »Wir folgen dem Wagen da, Tank, hast du nicht aufgepasst?«
    »Wo aufgepasst?«
    »Er hat angehalten, damit der Laster rückwärts setzen konnte.«
    »Ach.«
    Tankard richtete sich auf und schien sich anzustrengen. »Schau dir mal den da an.«
    Ein Mann befestigte ein Plakat an einem Palisadenzaun: »Finger weg vom Devilbend Reservoir .«
    »Na und?«
    »Guerillataktik«, sagte Tankard und rieb sich die fleischigen Hände. »Später wieder herkommen und das Schild runterreißen.«
    Pam traute ihm das glatt zu. »So viel zur Redefreiheit.«
    Tankard machte ein mürrisches Gesicht und murmelte vor sich hin. Er war ein Mann voller Ungeduld und mit unerträglichen Lasten auf den Schultern, der sich kaum verständlich ausdrücken konnte. Pam ging davon aus, dass Tank wahrscheinlich repräsentativ für die meisten Menschen war und es keinen Sinn hatte, gegen seine Ansichten zu argumentieren. »Schau mal«, sagte sie, nahm die Hand vom Lenkrad und zeigte hin.
    Baxter lag hinter ihnen. Sie fuhren wieder durch Farmland, doch auf halber Höhe eines langen Hangs vor ihnen lag ein riesiger Schrottplatz, der mit einem Maschendrahtzaun umgeben war. Der rote Mitsubishi bremste, blinkte nach links und fuhr auf den Parkplatz vor dem Haupttor. »Peninsula Wrecking« stand auf dem verblassten Schild.
    Pam parkte neben dem roten Wagen und stellte sich dem überrascht wirkenden Fahrer vor, einem freundlich aussehenden Mann Mitte sechzig. Er war hocherfreut über den Beutel voller Belohnungen, protestierte aber, das nicht verdient zu haben.
    »Mein Seitenspiegel«, sagte er und zeigte hin. »Hab ich mir beim Tanken abgerissen.«
    Pam erkannte die Ironie des Ganzen: So ein Spiegel war wichtig im Straßenverkehr.
    »Trotzdem Sir, Sie sind ein Kavalier der Straße, und ich weiß ja, dass Sie den Ersatzspiegel sofort montieren werden, bevor Sie von hier wegfahren.«
    Pam grinste und der Mann auch.
    Sie kehrte zum Auto zurück, doch Tank stand am Zaun, besah sich eine Reihe von Autos nach der anderen. Manche Autos waren Unfallwagen, andere völlig ausgeweidet. »Wir können doch ein paar Minuten hier bleiben, oder?«
    »Wofür?«
    »Kaputte Fensterkurbel.«
    Pam sah das Schiff von Kombi vor ihrem geistigen Auge, in dem Tank an den Samstagvormittagen die jungen Burschen mit ihrer Footballausrüstung herumkutschierte. »Na gut, warum nicht.«
    Tank fragte im Büro nach dem Weg, und Pam schlenderte umher. Der riesige Schrottplatz war nach Fahrzeugmarken und Typen sortiert, der Traum eines jeden Pfennigfuchsers. Pam ging die eine Reihe hinauf und die nächste hinunter. Sie war erstaunt, wie wenige der Fahrzeuge wirklich beschädigt waren. Viele waren einfach nur alt und hatten, abgesehen von den Ersatzteilen, keinerlei Wiederverkaufswert mehr. Die Sonne hatte den Lack verbrannt, der Regen die blanken Metallteile angefressen, deshalb erkannte sie erst nach einer Weile, welche Bedeutung der eierschalweiße Commodore, Baujahr 83, hatte, der in einer Reihe von ähnlich traurigen Wracks auf den Achsen in Schlamm und Gras hockte.
     
    Challis verbrachte den Freitagvormittag außerhalb des Büros. Die Neuigkeiten überschlugen sich fast, und er war ganz ungeduldig. Er fuhr zu dem Schrottplatz und schaute eine Weile zu, wie die Spurensicherung den Commodore, den Pam Murphy entdeckt hatte, nach
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