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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss
Autoren: Garry Disher
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Faserspuren, Haaren, Blutspuren und anderen Körperflüssigkeiten absuchte. Dann verbrachte er eine nutzlose Stunde damit, Nathan Gents Nachbarn zu befragen.
    Als er aufs Revier zurückkehrte, herrschte auf der Wache das blanke Chaos. Mindestens zwanzig Personen standen Schlange und warteten darauf, bedient zu werden.
    Er warf einen Blick in Kellocks Büro. »Was ist los?«
    Der Senior Sergeant zuckte müde mit seinen breiten Schultern. »Vielleicht gilt das nicht für euch tollen Hechte bei der CIU, aber die Polizeigewerkschaft hat Dienst nach Vorschrift ausgerufen.«
    Challis konnte nicht erkennen, wie Kellock dazu stand. »Aha«, sagte er.
    »Das Übliche: mehr Geld, bessere Arbeitsbedingungen. Also keine unbezahlten Überstunden, keine Gerichtstermine ohne Vorladung, keine Übernahme von Verwaltungsaufgaben, medizinische Behandlung von Inhaftierten durch Krankenschwestern, nicht Polizisten, und keine Vorladung mehr zu Gerichtsterminen, die mit einer Geldbuße bei Nichterscheinen einhergeht. Sondern die Erteilung der Erlaubnis, ganz nach eigenem Ermessen dort zu erscheinen.«
    Hörte sich an, als würde Kellock eine Presseerklärung verlesen. Challis stand seit je der Gewerkschaft nahe. Er nickte kurz und ging dann zur Treppe. Unterwegs begegnete er Pam Murphy. »Sir«, grüßte Pam und ging weiter.
    »Einen Augenblick.«
    »Sir?«
    »Das war gute Arbeit, dass Sie den Commodore entdeckt haben. Gut gemacht.«
    Pam wurde rot. »Danke, Sir.«
    Challis nickte und ging die Treppe hinauf.
     
    Eine Stunde später berief er ein Briefing ein.
    »Es sieht folgendermaßen aus: Am Sonntag hat Ellen ein flaches Grab in Myers Reserve entdeckt. Wir sind uns ziemlich sicher, dass es sich bei dem Toten um Nathan Gent handelt. Das Alter stimmt, Bekleidung, der fehlende Ringfinger der rechten Hand. Wir rechnen in Kürze mit einer Bestätigung durch Zahnvergleich. Wir wissen, dass Gent den 1983er Commodore seiner Cousine erworben, aber nicht umgeschrieben hat. Zwei Besonderheiten dieses Wagens passen zu jenem Fahrzeug, das der Taxifahrer Joe Ovens gesehen hat, als es den Tatort von Janine McQuarries Ermordung verließ: eine falsche Fahrertür und ein Teil der Kombination auf dem Nummernschild. Wie Sie wissen, hat Georgia McQuarrie gesagt, dass dem Fahrer ein Finger der rechten Hand fehlte, Gent allerdings nicht anhand des Fotos wiedererkannt, das wir in seinem Haus gefunden haben, weil er auf dem Bild noch jünger ist und lange Haare hat. Die Nachbarn beschreiben ihn als übergewichtig mit rasiertem Schädel. Seine Schwester hat uns in der Zwischenzeit ein neueres Bild geschickt, und sowohl Georgia als auch Joseph Ovens sind sicher, dass es sich um den Mann handelt, der den Commodore gefahren hat.«
    Challis hielt kurz inne. Eine Angestellte kam herein und brachte eine Thermoskanne frischen Kaffee. Challis bedankte sich bei ihr, wartete, bis sie gegangen war, und fuhr fort: »In der Zwischenzeit haben wir auch den Bericht der Ballistiker bekommen. Dr. Berg hat aus der Leiche eine 9-mm-Kugel entfernt.«
    Er zeigte ihnen Fotos davon. Scobie Sutton richtete sich neugierig auf. »Und die Kugel passt nicht zufällig zu denen, die wir bei Janine McQuarrie oder Tessa Kane gefunden haben?«
    »Nein.«
    Scobie ließ sich wie alle anderen auch wieder zurücksinken.
    »Aber«, fuhr Challis fort und lächelte, »alle drei Kugeln weisen ein und dieselbe Anomalie auf: einen leichten, aber verräterischer Kratzer. Unser Schütze hat einen Schalldämpfer benutzt. Entweder hat er ihn jedes Mal unsachgemäß aufgesetzt, oder das Stück weist in Form oder Herstellung einen leichten Fehler auf.«
    »Er hat verschiedene Waffen, aber nur einen Schalldämpfer benutzt«, sagte Ellen.
    »So die Theorie«, meinte Challis.
    »Also haben alle drei Taten miteinander zu tun.«
    »Ja.«
    »Unser Mann legt Janine um«, sagte ein DC aus Mornington, »und später dann den Typen, der ihn gefahren hat – um die Spuren zu verwischen?«
    Challis bemerkte Ellens mitfühlenden Blick und lächelte kurz zurück. Wenn er den Medien nicht die Story vom anonymen Anrufer gegeben hätte, wäre Nathan Gent vielleicht noch am Leben. Im Augenblick konnte er es sich allerdings nicht leisten, länger darüber nachzudenken. »Später hat er dann Tessa Kane erschossen«, sagte Challis, »und vielleicht war er dabei allein. Das Motiv ist allerdings noch unklar, außer dass diese Swingerpartys beide Frauen und beide Morde miteinander verbinden.«
    Challis ließ seine Leute ein wenig
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