Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
Sie zwei Mann in den Flur und zwei ins Foyer.«
    Die Männer zogen ab, Uniformen und Ausrüstung knarzten und klapperten. Challis stand am Fenster und sah hinaus über die neuen Wohnhäuser, die einen Teil der alten Fabrikbezirke am Fluss überwuchert hatten. Challis hatte den Kontakt zur City verloren. Er war vorhin erst mit Ellen an der Southbank entlang geschlendert und hatte sich gefragt, wer denn nur diese Leute waren, die in den Straßencafés aßen, am Fluss entlangspazierten und den Jongleuren zuschauten. Heutzutage musste es eine ziemliche Menge verfügbares Einkommen geben, nahm er an. In Waterloo war davon allerdings nichts zu spüren.
    »Hal«, sagte Ellen und trat zu ihm. Die untergehende Sonne wärmte durchs Glas und weckte in ihm eine träge Art von Verlangen. Beinahe hätte er den Arm um sie gelegt.
    »Was gefunden?«
    »Das hier«, antwortete Ellen.
    Sie zeigte ihm ein paar Notizbücher. Challis blätterte sie durch und las den einen oder anderen Satz. »Irgend so ein durchgeknallter regierungsfeindlicher, fundamentalistischer arischer Survival-Einzelkämpfer?«, schloss er.
    Ellen grinste. »Könntest du dich noch etwas genauer ausdrücken?«
    »Das macht ihn nicht weniger gefährlich.«
    »Nein.«
    »Ach, hier sind Sie also«, sagte jemand.
    Sie drehten sich um. McQuarrie stand energisch da. Er trug einen Mantel und schlug sich die feinen Lederhandschuhe in die offene Handfläche. Wohl auf dem Weg zu irgendeinem Rotarier-Essen, dachte Challis mürrisch.
    »Sir.«
    »Ich habe gehört, Sie haben den Mann identifiziert, der Janine erschossen hat?«
    »Ja, Sir«, sagte Ellen und trat vor, so als wolle sie jeder Art von Kritik vorbeugen, die der Mann vorzubringen hatte. Sie erläutert ihm alles, Vyners Vergangenheit und die mögliche Bedeutung der Verbindung zur Navy, doch schon bald nickte McQuarrie nur noch ungeduldig und unterbrach sie schließlich. »Ich gehe davon aus, dass mein Sohn nun aus dem Schussfeld ist.«
    Das war als Befehl formuliert, nicht als Frage. Ellen sah Challis Rat suchend an, doch der wurde wütend, was McQuarrie nicht bemerkte, der einfach fortfuhr: »Da waren Sie ja wohl weit vom Weg abgekommen, Hal, geben Sies zu. Haben Arbeitsstunden vergeudet, unnötige –«
    Die Wut in Challis, Ergebnis wochenlanger Enttäuschung und Trauer, schwoll immer mehr an. Sie war heiß und grell. Challis musste blinzeln. Spitz bemerkte er: »Niemand ist aus der Schusslinie, schon gar nicht Ihr Sohn. Er war und ist logisch betrachtet ein Verdächtiger.«
    »Logisch betrachtet? Sie mögen meinen Sohn nicht. Das hat mit Logik nichts zu tun.«
    Ellen hüstelte. »Ich suche noch weiter«, sagte sie und verschwand. Die Männer überhörten sie. Sie starrten sich gegenseitig an.
    »Was haben Sie gegen Robert? Liegt es daran, dass er erfolgreich ist in seinem Beruf?«
    Challis wollte sich nicht weiter aufstacheln lassen. »Identifizieren und ausschließen«, sagte er. »Das ist unser Job. Das wissen Sie.«
    McQuarrie wurde rot. Er verzog verächtlich den Mund. »Neid, Hal. Mein Sohn hat es mir erklärt. Neid ist ansteckend, vor allem, wenn er von solchen Personen wie Tessa Kane verbreitet wird, aber ich muss ganz ehrlich gestehen, ich hätte nicht erwartet, dass Sie sich für so etwas –«
    Zu spät ging ihm auf, dass er zu weit gegangen war. »Das soll keine Beleidigung sein«, versuchte er einen Rückzieher.
    Challis ging auf ihn zu und bohrte McQuarrie einen Zeigefinger gegen den weich gepolsterten Brustknochen. »Sie war ein besserer Mensch, als Sie oder Ihr Sohn es jemals sein werden.«
    »Ganz ruhig!«
    »Ganz bestimmt nicht. Sie haben sich ununterbrochen in diesen Fall eingemischt. Ich habe die Schnauze gestrichen voll. Schluss damit.«
    »Schon gut, schon gut, ich habe verstanden.«
    Sie hatten den Punkt, an dem ihr Rangunterschied noch von Bedeutung war, längst überschritten, aber langsam verrauchte ihre Wut. Keuchend starrten sie sich an und schluckten. Schließlich nickte McQuarrie kurz und verschwand, und Challis blieb einen Augenblick stehen und zwang sich zur Ruhe. Dann stand Ellen wieder beruhigend nah bei ihm und spendete ihm Trost. »Na, Wettweitpinkeln beendet?«, fragte sie und stupste ihn mit dem Ellbogen an.
    Challis musste lachen, was eine große Erleichterung war. »Wir sollten uns Lowry noch mal vorknöpfen.«
     
    In Waterloo war es spät, dunkel und kalt. »Die beiden waren ebenfalls bei der Navy, Ray, genau wie du«, sagte Challis in einem kleinen Befragungszimmer in dem Flur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher