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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Oliver Becker
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in Gefahr?«
    »In Lebensgefahr«,
erwiderte John rasch, und als er das Wort aussprach, kam es ihm so groß vor, so
gewaltig, übermächtig. Du hast dir zu viel vorgenommen, Detektiv, sagte er sich,
du schaffst es nicht – und Laura muss dafür büßen.
    »Was ist
mit ihr?«, fragte Schnickler.
    »Mojtovian«,
erwiderte John nur.
    »Er hat
sie?«
    »Er hat
sie.« Nie hatte er sich hilfloser gefühlt.
    »Wir haben
nicht die geringsten Hinweise darauf, wo Mojtovian sich versteckt hält. Weder wir
noch die Kollegen in Frankfurt. Das ist ja das Dilemma. Seit er untergetaucht ist,
gibt es nicht die winzigste Spur von ihm. Wir haben nichts.«
    »Nein, wir
haben nichts.«
    »Ihr habt
mich!«, meldete sich Felicitas zu Wort.
     
    *
     
    »Ich frage dich jetzt zum zweiten
und letzten Mal«, sagte John. »Wohin lotst du mich?«
    »Nach Gundelfingen.«
    »Gundelfingen?
Dann wären wir ja bald da! Höchstens noch ein paar Minuten!«
    Die kleine
Gemeinde schloss sich fast unmittelbar an die letzten Straßen von Freiburg-Zähringen
an, eine ruhige, unauffällige Ortschaft.
    »Mensch,
Mädchen, weiter: Was wollen wir da?«
    »Cool bleiben«,
meinte Felicitas bloß. »Der gute Herr Hauschild hat dort ein kleines Liebesnest,
in dem ich ihn immer besuchen musste. Da konnte er ganz entspannt sein, versteckt,
weit fort von seiner Frau.«
    John bremste
scharf und brachte den Wagen am Fahrbahnrand zum Stehen. »Was soll der Scheiß? Ich
sagte dir doch, dass Hauschild nicht das Ziel ist. Mojtovian! Um den geht es.«
    »Tu mir
zwei Gefallen. Erstens: Krieg dich wieder ein, Dietz. Wir dürfen nicht den Kopf
verlieren.«
    »Du hast
gesagt, du kennst Mojtovian besser als die Polizei. Dann spiel mal deine Trümpfe
aus.« Während der Fahrt hatte John unablässig versucht, Kontakt mit Laura aufzunehmen.
Umsonst, wie befürchtet und erwartet.
    »Das habe
ich schon. Vor fünf Minuten habe ich dir und Schnickler zwei mögliche Verstecke
genannt und die Wege dorthin beschrieben. Die Villa in Emmendingen und das Landhaus
im Elsass.«
    »Ja. Und
Schnickler hat gleich seine Leute losgeschickt. Ich weiß das! Nur habe ich den Eindruck,
dass das nicht alles ist.«
    »Diese beiden
Schlupfwinkel kenne ich, sowohl den in Emmendingen als auch den im Elsass – dorthin
hat sich Mojtovian immer mal wieder zurückgezogen. Aber bei ihm weiß man nie. Vielleicht
gibt es noch das eine oder andere Loch mehr, in dem er sich versteckt. Und das nicht
einmal ich kenne.«
    »Gundelfingen
ist ein Fehlschuss. Reine Zeitverschwendung, da wette ich drauf«, warf John ihr
abermals vor.
    »Es war
nur so ein Gefühl«, erwiderte Felicitas, auf einmal überraschend kleinlaut.
    »Ach du
Schande. Nur ein Gefühl.« Johns Hände drückten weiterhin das Lenkrad, als wolle
er es zerbrechen. »Übrigens, was ist der zweite Gefallen, den ich dir tun soll?«
    »Na, dass
du endlich weiterfährst. Schnell, aber bitte nicht wie ein Selbstmordkandidat.«
    »Und wohin?«,
knurrte er.
    »Mein Gefühl
hat mir Gundelfingen gesagt.«
    »Emmendingen
oder Elsass«, sagte John dumpf. »Wie lange brauchen die Polizisten, um bei dem Landhaus
zu sein? Was denkst du?«
    »Wahrscheinlich
eine gute halbe Stunde. Es ist ja nicht weit hinter der Grenze. Wir brauchen länger.«
    »Emmendingen
liegt näher.«
    »Das schon.
Der andere Trupp der Polizei wird bestimmt in den nächsten Minuten dort eintreffen.«
    »Und wir
schaukeln hier in Richtung Gundelfingen«, maulte John erneut.
    »Emmendingen
oder Elsass«, sagte nun auch Felicitas.
    »Ja. Kopf
oder Zahl.«
    »Richtig.«
Plötzlich hielt sie ihm eine Münze vor die Nase, ein Ein-Euro-Stück. »Zahl ist?«,
fragte sie.
    Der Abendhimmel
lag schwer und dunkel über ihnen. Nur hier und da das Licht vereinzelter Sterne,
denen es gelang, die Wolkendecke zu durchstoßen.
    »Zahl ist
Elsass.«
    Das Geldstück
glitzerte im kurzen Flug in der dunkeln Fahrerkabine. Geschickt fing Felicitas es
auf. Sie betrachtete die Münze, dann John.
    »Also?«,
wollte er wissen.
    »Zahl.«
Sie steckte den Euro weg. »Elsass.«
    John fuhr
an, schnell und holpernd, und beschleunigte rasch auf 70.
    »Was sagt
dein Gefühl zu Elsass?« Er sah sie kurz an.
    »Nichts
Gutes.« Noch immer gab sie sich alle Mühe, beherrscht und gefasst zu wirken. Was
im Übrigen John half, sich besser in den Griff zu bekommen. Die flirrende Unsicherheit
hatte er irgendwie zu verdrängen vermocht. Aus einem Impuls heraus wendete er den
Wagen mit einem waghalsigen Manöver.
    »Hey!«,
schrie Felicitas
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