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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Oliver Becker
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alles auf
Film fest. Mit seinem Handy. Den sogenannten Unfall und die anschließende, scheinbare
Fahrerflucht.«
    »Warum?«
    »Auf dem
Film war nicht der Fahrer zu erkennen. Dafür gerade noch das Kennzeichen des Wagens.«
    John sah
sie erwartungsvoll an. »Was war das für ein Auto?«
    »Ein Audi.«
    »Das meine
ich nicht.«
    »Ich weiß,
dass du das nicht meinst.«
    »Wem gehört
der Wagen?« John atmete tief ein. »Jemand sollte unter Druck gesetzt werden. So
nanntest du es vorhin. Mit dem Film. Der Besitzer des Autos sollte dastehen, als
hätte er jemanden zu Tode gefahren und danach die Flucht angetreten.«
    »Ja.« Eigenartig,
wie sich dieses schlichte Wörtchen in dieser Situation anhörte. »Ich erfuhr von
dem Plan. Wie gesagt, ich wusste, das Moja mir gegenüber misstrauisch geworden war.
Ich bekam mit, dass ein getürkter Unfall geplant wurde. Dass es ein Todesopfer geben
sollte. Und eine Fahrerflucht. Ich ahnte sofort, dass mir dabei die Rolle des Opfers
zugedacht war. Ich sollte sterben und ein anderer als mein Mörder dastehen. Als
ich nicht verfügbar war, schnappte man sich Helena und machte sich unsere Ähnlichkeit
zunutze. Das mit Helena, also das konnte ich einfach nicht vorhersehen. Ich wusste
nur, dass ich in Lebensgefahr schwebte, dass mein Ende längst beschlossene Sache
war, und ich machte, dass ich davonkam. Tage später las ich an genau der Stelle,
an der du jetzt sitzt, in der Badischen von einem Unfall in der Kartäuserstraße,
bei dem eine junge Studentin überfahren worden war. Es ging um Fahrerflucht. Erst
da wurde mir klar, dass Moja und die anderen den Plan trotz meiner Flucht durchgeführt
hatten. Allerdings mit einem anderen Opfer.«
    »Mojtovian
wollte dich also loswerden und gleichzeitig einem anderen den Mord in die Schuhe
schieben. Dafür musste er zuerst mal an das Auto des wahren Besitzers herankommen.«
    »Das war
kein Problem. Wie man den in der Zwischenzeit beschäftigen konnte, war das Einfachste.
Eine hübsche junge Frau reicht dafür. Außerdem sorgte man so dafür, dass der angebliche
Mörder kein Alibi für die Tatzeit hatte. Denn später in der Nacht fuhr er nichts
ahnend mit seinem Audi nach Hause, der zuvor wahrscheinlich noch in aller Gemütsruhe
vom Blut des Opfers gereinigt worden war. Die Frau, mit der er während des inszenierten
Unfalls zusammen gewesen war, würde er nie wiedersehen – sie würde nie für ihn aussagen,
falls es wirklich zu einer Untersuchung käme.«
    »Wer ist
dieser Mann?«
    »Als ich
den Zeitungsartikel las, war mir sofort klar«, sprach Felicitas weiter, ohne auf
seine Frage einzugehen, »dass es Helena war, die sie in den Tod geschickt hatten.
Aber ich sollte als die Tote gelten. Das war Moja wichtig.«
    »Wieso?«
    »Der Besitzer
des Wagens sollte denken, dass ich wegen ihm gestorben wäre. Wegen ihm und mit seinem
Wagen.«
    »Und warum
sollte er das?«
    »Weil er
bis über beide Ohren in mich verliebt ist«, antwortete Felicitas, ganz lapidar,
als wäre es unnötig gewesen, überhaupt zu fragen. »Moja wollte ihm zeigen, wie grausam,
wie erbarmungslos er sein konnte: Er erpresste den Mann nicht einfach nur. Er erpresste
ihn, und dabei spielte die Frau die Hauptrolle, nach der der andere Mann völlig
verrückt war, ja, als deren Mörder er jetzt dastand. So bin ich, wollte Moja ihm
zeigen. Die arme Helena als Person war unwichtig. Ihr Pech war, dass sie Moja auf
die Nerven ging und mir zudem ähnlich sah. Aber sie interessiert niemanden.«
    Nur Pavel
Smolarek und seine Familie, dachte John bitter. Wie würde der traurige Bär reagieren,
irgendwann in den nächsten Tagen, wenn er alles erfuhr – wenn er erfuhr, dass seine
Tochter als Bauernopfer herhalten und für jemand anderen sterben musste. Dass sie
wie ein Gegenstand benutzt worden war, um Druck auf wiederum jemand anderen auszuüben.
    »Wer ist
der Mann, dem der Audi gehört?«, fragte John nach einem langen Moment drückender
Stille.
    Die Kerzen
warfen ein flackerndes Licht auf Felicitas Winters Gesicht, aus dem ihn wunderschöne
dunkle Augen betrachteten. »Ich habe längst mehr erzählt, als ich eigentlich wollte.
Wer weiß, ob das so gut für mich ist? Eigentlich habe ich gelernt, dass es besser
ist, misstrauisch zu sein. Es war geschickt von dir, das Gespräch auf Helena zu
lenken.«
    »Danke für
die Blumen«, bemerkte er trocken. »Und jetzt sag mir, wer der Mann ist.«
    »Sag du
mir lieber, wo meine Schwester ist.«
    »Du kannst
mir trauen.«
    »Trauen?«
Ein kurzes
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