Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlingsjagd (German Edition)

Schmetterlingsjagd (German Edition)

Titel: Schmetterlingsjagd (German Edition)
Autoren: Kate Ellison
Vom Netzwerk:
ständig zerquetschte Limodosen schwimmen. Es ist jetzt stockdunkel, der Mond hängt tief und gelb hinter den Silhouetten der Bäume. Wir spazieren das Flüsschen ein paar hundert Meter entlang, bis zu einer kleinen Brücke, die über einen etwas breiteren Fluss führt. Sein glasklares Wasser plätschert zwischen schilfbewachsenen Ufern.
    Flynt greift meine linke Hand fester. Wir gehen über die hölzernen Planken der Brücke. Ich kann das Wasser unter uns riechen, eine warme Brise treibt den Geruch zu uns hoch, winzige Gras- und Feuchtigkeitsmoleküle und die Erinnerung an Sonnenlicht.
    Das Wummern des Abschlussballs dringt bis hierher. Wir stehen jetzt vor einem kleinen rostroten Wachtürmchen am Fuß der Brücke. Seine Tür ist angelehnt. Flynt greift über meine Schulter und drückt die Tür weiter auf. Ich klopfe leise tip tip tip, Banane , aber nicht so leise, dass Flynt es nicht hören kann. Er kennt meine Rituale schon. Trotzdem drehe ich mich zu ihm um, ich werde ganz rot und habe kurz Angst. Aber er lächelt mich nur an und deutet mir mit einer Handbewegung einzutreten.
    Als ich drinnen bin, ringe ich nach Luft. Eine Decke ist auf dem Boden ausgebreitet, eine brennende Kerosinlampe steht daneben und wirft orangefarbene Schatten gegen das Gitter vor dem kleinen Fenster, von dem aus man den Fluss sehen kann. Mit offenem Mund drehe ich mich zu ihm um und bin sprachlos.
    Zum Glück spricht er für mich: «Ich dachte mir, das hier wäre vielleicht mehr unser Stil», sagt er. Seine Stimme klingt ganz tief und weich.
    «Aber wie hast du … das hier gefunden? Und eingerichtet?»
    Er lächelt schüchtern. «Ich habe ein paar Erkundigungen eingeholt. Es hat sich herausgestellt, dass Gretchens Cousin in Lakewood aufgewachsen ist. Er hat mir von dem Häuschen erzählt und wie man hierherkommt.»
    «Flynt … du bist …»
    Aber er unterbricht mich, bevor ich absolut äußerst unglaublich wunderbar sagen kann. «Ich habe noch eine Überraschung für dich, Königin P.»
    Er geht zur Wand und überreicht mir einen schweren quadratischen Gegenstand – eine Leinwand.
    Das Bild eines Mädchens.
    Weiche Haut aus Zeitungspapier, winzige Zweiglein, schwarz angemalt – die Wimpern, verschmierter dunkler Kaffeesatz um das Gesicht herum – die Haare, rote Blütenblätter, die die Lippen bilden, Hals und Oberkörper eine Sammlung heller gelbgrüner Blätter und bunter Stofffetzen und in der blassen Armbeuge eine Skyline in Kohle. Im Hintergrund scheint der Mond, er spiegelt sich in ihrem Haar wider – kleine, perfekt geformte Dreiecke aus Glas.
    Das ist ohne Zweifel das Schönste, was ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Meine Brust hebt und senkt sich, mein Herz klopft so schnell, weil ich verstehe. «Das bin ja ich!»
    «Mein großes neues Werk.» Er beißt sich auf die Lippe. «Gefällt es dir?»
    «Es ist … es ist unglaublich, Flynt. Ich … ich kann nicht glauben, dass du das für mich gemacht hast.»
    «Ich hab es nach der Zeichnung gemacht, die ich in jener Nacht angefertigt habe, als du auf meiner Couch eingeschlafen bist. Du hast so schön ausgesehen. Du siehst auch jetzt noch so schön aus. Du … du bist so schön, Penelope.»
    Ich starre das Mädchen auf dem Bild an, mich selbst, gesehen mit Flynts Augen, und dann fällt mir etwas in der unteren linken Ecke auf – eine Unterschrift. Aaron Benjamin Greeley.
    «Aaron Benjamin Greeley?», frage ich verwirrt.
    Flynt lächelt nervös. «Aaron Greeley, zu Ihren Diensten.» Er verbeugt sich erneut und wedelt dabei affektiert mit der Hand.
    Und dann muss ich an Sapphire und Oren denken, die nie die Chance hatten, sich zu verraten, wer sie wirklich waren. Sie hat nie seinen Namen erfahren, konnte ihn nie finden. Aber ich kann es; Flynt – Aaron  – und wir können es. Wir haben die Chance, die sie nie hatten – zusammen zu sein, sich zu kennen, die guten wie die bösen Züge.
    Alles.
    Flynt kniet neben mir auf der Decke, und unsere Knie berühren sich, und unsere Arme berühren sich, es kribbelt am ganzen Körper. Die Musik vom Abschiedsball – jetzt spielen sie gerade einen langsamen, perlenden Song – dringt aus der Ferne zu uns.
    «Aaron Benjamin Greeley», sage ich, und die Worte bleiben mir fast in der Kehle stecken. «Diese Nacht ist vollkommen.» Wir schauen uns an und lächeln beide. «Der beste Anti-Abschlussball aller Zeiten.»
    «Ich kenne immer noch nicht deinen zweiten Vornamen», betont er.
    «Riley», antworte ich. «Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher