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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road
Autoren: Tom Piccirilli
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Christina Shepard in der Stadt abschütteln, vorausgesetzt, die Straßen dort waren geräumt und er baute unterwegs keinen Unfall.

    Er musste zugeben, dass es um mehr ging als darum, das Mädchen und ihren Onkel zu retten. Sogar um mehr als um sein eigenes Leben. Hinter dem Lenkrad geriet sein Ego außer Kontrolle. Er mochte es nicht, wenn jemand ihn beim Autofahren ausstach, selbst wenn die Straßen so schlecht waren wie jetzt.
    Er biss die Zähne zusammen. Christina Shepard kam von hinten angerast und knallte gegen seine Stoßstange. Der Charger schaukelte und hüpfte auf und ab, und das Lenkrad bockte wie wild in seinen Händen. Er packte härter zu, bis die Lenksäule ächzte.
    Flynn hatte sich den Tod seines Bruders auf diesem Sitz in den letzten dreißig Jahren zehntausend Mal ausgemalt. Er warf einen Blick in den Rückspiegel und sah in die Augen eines alten Mannes. Er war doppelt so alt wie sein Bruder damals, aber immer noch war Danny für ihn der Ältere, der Gerissenere, der Hippere, der Typ, der sich auskannte, smart, tough und cool. Was sagte das über einen aus, wenn man zu einem Geist aufsah, der seit drei Jahrzehnten tot war?
    Christina drückte auf die Hupe und rammte sie ein zweites Mal. Das grässliche Geräusch von berstendem Metall gellte durch die schwarzweiße Nacht.
    Es war lächerlich. Er wurde das Gefühl nicht los, dass sie alle Teil eines ziemlich schlechten Witzes waren. Irgendwo musste die Antwort liegen, aber wie er es auch drehte und wendete, er kam einfach nicht darauf.
    Nachdem sie ein paar Mal links und rechts abgebogen waren, gelangten sie schließlich aus den verschneiten Vorortstraßen in die malerische Gemeinde von Port Jackson. Sie fuhren mit sechzig Meilen über vereiste
Straßen, auf denen man an einem Junitag keine vierzig hätte fahren dürfen. Er hoffte, irgendwo einen Polizisten zu sehen, jemanden, der Sand streute, einen Schneepflugfahrer oder sonst irgendwen, den er um Hilfe hätte bitten können, aber es war niemand zu sehen.
    Am Hafen landeten sie in einem Kreisverkehr mit einem Fahnenmast in der Mitte und einer schneebedeckten Statue, die ein Entermesser in der Hand hielt. Flynn wusste jetzt, dass es böse enden würde. Sie waren zu nah am Wasser. Wenn Christina sie noch mal von hinten anstieß …
    Aber das tat sie nicht. Diese Lady war noch irrer. Sie bog falsch herum in den Kreisel und kam von links auf ihn zugerast. Das war glatter Selbstmord. Er sah ihr Gesicht aus den Schatten treten, ein Ausdruck schmerzerfüllter Entschlossenheit. Der SUV sah aus wie der Zorn der Götter. Die Autos krachten ineinander und schlitterten gemeinsam über den Anleger.
    Wah wah wah, machte Nuddin.
    »Halt dich fest!«, brüllte Flynn.
    Und jetzt kam die Pointe. Also verliert dieser Penner die Kontrolle, knallt gegen den Anleger, wo im Sommer die Fähre abfährt, bricht durch die Schutzwand und landet kopfüber auf dem Eis! Er würde ziemlich genau so sterben wie sein Bruder, und, man glaubt es kaum – im selben Auto!
    Nur dass Flynn den Witz nicht verstand.
     
    Als er wieder zu Bewusstsein kam, hörte er laut Dannys Stimme in seinem Kopf, aber die Worte waren unverständlich. Er war gerade mal eine halbe Minute weg gewesen.
Die Bulldogge war ihm gegen den Hinterkopf gesprungen, und er hatte Sterne gesehen.
    Der Charger lag kopfüber auf dem zugefrorenen Long-Island-Sund. Das Eis war dick, aber vier Tonnen Detroiter Fließbandarbeit hatten einen breiten Riss hinterlassen und dabei ein Geräusch wie ein sich spaltender Gletscher gemacht. Unter ihnen lagen sechzig Fuß Wasser.
    Die Räder drehten sich noch knarrend. Eiskaltes Wasser strömte langsam in den Wagen. Flynn versuchte, die Tür zu öffnen, aber sie klemmte. Das Fenster war zersplittert, doch jetzt bemerkte er, dass sie in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel lagen, mit der Fahrerseite nach unten. Ringsum war Eis. So kam er hier nicht raus.
    Durch die Windschutzscheibe sah er in ungefähr zehn Metern Entfernung den Cadillac auf der gefrorenen Fläche stehen. Richtig herum. Christina Shepards Tür war geöffnet, aber sie hing im Gurt fest. Sie hatte immer noch die Waffe in der Hand. Er hatte noch nie jemanden mit einer solchen Entschlossenheit gesehen. Da erklang ein Donnern, der SUV rutschte ab und zog Christina mit sich, während sie wie eine Wahnsinnige versuchte, sich aus dem Gurt zu befreien. Die Zeit würde nicht reichen. Sie war schon halb unter Wasser. Flynn hörte sie wimmern und machte ein ähnliches Geräusch. Er
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