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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road
Autoren: Tom Piccirilli
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zeichneten sich die Muskeln ab.
    Flynn musste eine Entscheidung treffen. Er war noch nicht sicher, wie es um Kellys Sicherheit stand. Das hier war ein Freakhaus, und der Gedanke, das Kind zurückzulassen, gefiel ihm nicht. Aber wenn er versuchte,
sie mitzunehmen, würde Shepard vielleicht den Kopf verlieren, und Flynn musste sich mit zwei Irren herumschlagen. Er war noch nie vor einem Kampf davongelaufen, und er war durchaus in der Lage, sich zu wehren, aber der Ausdruck in Christinas Augen sagte ihm, dass, wenn alles zum Teufel ging, er der Erste sein würde.
    Ein guter Gedanke. Er hatte noch vierzehn Minuten zu leben.
    Er schloss Nuddins Käfig auf, griff hinein und schnappte ihn sich. Er war leicht wie Balsaholz. Nuddin lachte, drückte Flynn seine papierene Hand ins Gesicht und tätschelte ihn. Flynn wickelte Nuddin in seinen Mantel, trug ihn die Treppe hoch, durch das Haus und nach draußen in den Charger. Zweimal rutschten sie aus und fielen in den Schnee. Nuddin stand auf und lief auf den Fußballen weiter. Hinter ihnen brannten die blinden Augen des Hauses.
    Ein silberner Cadillac-Escalade-SUV parkte schräg neben dem Charger. Es sah aus, als hätte Shepard nicht gewusst, was er tun sollte – den Wagen in die Garage fahren oder rückwärts raus und weg. Er war schon zerrissen gewesen, bevor er sein Haus betrat.
    Nachdem Flynn Nuddin angeschnallt hatte, sah er, dass Zero ihm nach draußen gefolgt war und das Mädchen hinter ihm herkam. Zero hüpfte auf den Fahrersitz und saß da, als wartete er nur darauf, über die Route 25a zu flitzen. Flynn schüttelte nur den Kopf.
    »Steig ein«, sagte er zu Kelly.
    Ein Schuss unterbrach ihn. Er packte das Mädchen am Arm und beförderte sie auf den Rücksitz.

    »Schnall dich an«, befahl er ihr, stieg ein und schob den Hund zur Seite. Im selben Augenblick kam Christina aus dem Haus und rannte durch die Schneewehen, den.38er in der Hand. Sie bewegte sich vollkommen sicher, hielt den Arm ausgestreckt und feuerte mit enormer Präzision.
    Drei Kugeln trafen den Wagen. Die erste den vorderen Kotflügel, die nächste riss eine Rille in die Haube und die dritte einen der Scheibenwischer ab, bevor sie direkt vor Flynns Gesicht durch die Windschutzscheibe krachte.
    Sie hatte ihren eigenen Mann umgelegt. Und welche Frau schießt auf ein Auto, in dem ihre siebenjährige Tochter und ihr zurückgebliebener Bruder sitzen?
    Vielleicht hatte Flynn bisher noch niemanden erlebt, der wirklich verrückt war. Vielleicht war dies das erste Mal.
    Er steuerte aus der Ausfahrt hinaus auf die dunkle Straße und gab Gas. Im Rückspiegel sah er sie in den SUV springen und hinter ihm herschlingern. Die Scheinwerfer kamen schnell näher.
    »Warum schießt meine Mutter auf uns?«, fragte Kelly.
    »Weil sie nicht alle Tassen im Schrank hat, Kleine. Aber erzähl niemandem, dass ich das gesagt habe.«
    »Okay.« Sie lachte. Sie schien sich zu amüsieren. Er kannte das Gefühl. Die Geschwindigkeit, das Geschrei, die Action, für so etwas konnten Kinder sich begeistern. Sogar für die Schüsse. Es rief ein ehrfürchtiges Staunen bei ihnen hervor. Flynn erinnerte sich daran, wie sein Bruder am Steuer gesessen hatte, hinter ihnen vier Polizeiwagen mit kreischenden Sirenen und den altmodischen
roten Dingern auf dem Dach, er selbst ein kleiner Junge, der angeschnallt auf dem Beifahrersitz saß und lächelte wie jetzt Nuddin.
    Der Cadillac hatte Allradantrieb und ASR. So etwas kostete eine Stange Geld, aber im Winter war es das wert. Christina holte schnell auf. Flynn drehte den Kopf, sah Kelly auf dem Rücksitz und verspürte plötzlich gro ßes Mitleid mit ihr. Was wäre in den nächsten paar Jahren in diesem Haus mit ihr passiert?
    Die nächste Kugel streifte die Fahrertür. Nur ein paar Zentimeter weiter, und sie hätte in seiner Wirbelsäule gesessen.
    »Sie ist eine perfekte Schützin«, sagte Kelly. »Normalerweise.«
    »Ach ja?«
    »Sie ist dreimal in der Woche auf dem Schießstand. Wurfscheibenschießen mag sie auch gern. Wenn ich nicht Chor oder Geigenunterricht habe, nimmt sie mich mit. Neujahr waren wir da.«
    »Es ist gut, wenn die Familie die Feiertage miteinander verbringt«, sagte er.
    »Ich glaube, sie schießt mit Absicht daneben.«
    »Es wäre sehr beruhigend, wenn ich dir das glauben könnte.«
    Nuddin fing an zu singen: Lalalala.
    Flynn kannte sich nicht sonderlich gut aus in der Gegend, aber er wusste, dass sie ungefähr zehn Minuten von Port Jackson entfernt waren. Vielleicht konnte er
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