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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road
Autoren: Tom Piccirilli
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packte sie und schüttelte sie. Es war, wie die Hände ins Meer zu halten. Eine unbändige Gewalt, die sich jederzeit erheben und einen zerquetschen konnte.
    Sie hob die Waffe und schob sie ihm unters Kinn.
    Vielleicht hatte er eine Todessehnsucht, so wie sein Bruder Danny.
    »Wo ist der Schlüssel zu diesem verdammten Käfig?«, sagte er. Es war nicht ganz einfach, mit einem Lauf am Kinn zu sprechen.

    »Lassen Sie ihn hier! Sie verstehen das nicht … mein Vater, er …«
    Oben polterten Schritte, und Flynn wusste, dass es jetzt noch durchgeknallter werden würde. Er straffte die Schultern, trat einen Schritt zur Seite und versuchte, sich auf das vorzubereiten, was ihn als Nächstes erwartete. Was immer es war.
    Christina schaltete einen Gang runter und spielte wieder die Liebenswürdigkeit in Person, mit einer Stimme wie Honig. Aber den Revolver hielt sie auf seinen Kopf gerichtet. »Mark, es ist jemand hier.«
    Mark Shepard knipste die restlichen Schalter an und kam die Treppe hinunter. Der Raum erglühte förmlich im Licht all des widerspiegelnden Glases. Er starrte Flynn an, und Flynn starrte zurück.
    Shepard hatte die Augen eines Mannes, in dessen Keller seit sechs Monaten jemand in einem Käfig lebte. Er sah angespannt aus, sein Blick war weit weg und gleichzeitig sehr nah, als sähe er nichts richtig scharf. Er war ein paar Jahre jünger als Flynn, vielleicht fünfunddrei ßig, aber er sah aus wie jemand, der mit einer schweren Krankheit zu kämpfen und dabei Gewicht verloren hatte. Sein schmales Gesicht war lang und zeigte Schatten. Er stand ganz still, schien aber irgendwie zu zittern. Flynn wusste sofort, dass es Shepard war, von dem der anonyme Anruf gekommen war.
    »Sie sind spät dran«, sagte Shepard. »Warum kommen Sie erst jetzt?«
    »Das Unwetter«, sagte Flynn.
    »Ich habe gewartet. Ich hätte wegfahren sollen, aber ich konnte es nicht.« In seinem eigenen Haus hatte Shepard
nicht die Kraft, das Spiel weiterzuspielen. Er gab sofort auf und platzte mit der Wahrheit heraus, ohne dass ihn jemand dazu gedrängt hätte. Er sah seine Frau an. »Christina, es tut mir leid.«
    Sie warf ihm einen tödlichen Blick zu. Das ganze naive Getue war von ihr gewichen, übrig blieb allein die Anspannung. Noch zeigte die Waffe auf Flynn, aber er sah ihr an, dass sie darüber nachdachte, sie auf ihren Mann zu richten.
    Flynn fragte sich, ob sie sie beide zu ihrem Bruder in den Käfig sperren würde. Das könnte eng werden. Sie würden sich wegen der Kekse die Köpfe einschlagen.
    »Du warst das? Ich dachte, du hättest es verstanden. Das hast du mir doch gesagt. Du warst damit einverstanden!«
    »Ja, Christina, aber …«
    »Lügner!«, brüllte sie. Flynn fiel es schwer, ihr zuzusehen, dieses hübsche Gesicht vor Wut zusammengequetscht wie in einem Schraubstock. »Mein Vater hatte Recht mit dir!«
    »Dein Vater hatte in seinem Leben noch nie mit irgendetwas Recht, dieser verrückte Mistkerl.« Shepard schaffte es, seinen irren Blick weit genug zu heben, um Flynn in die Augen zu sehen. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Sie haben die richtige Entscheidung getroffen«, sagte Flynn. »Aber sie hat noch den Revolver.«
    »Sie Dummkopf. Sie wissen ja gar nicht, was hier los ist. Sie haben keine Ahnung.«
    »Vielleicht nicht. Klären Sie mich auf.«

    »Das überlasse ich Nuddin. Es ist noch nicht vorbei. Das ist erst der Anfang. Ich tue niemandem einen Gefallen, ich gebe nur die Verantwortung ab.«
    »Das hätten Sie schon früher tun sollen.«
    »Ich weiß.« Shepard griff in seine Tasche und warf Flynn einen Schlüssel zu. »Holen Sie ihn raus und nehmen Sie ihn mit.«
    »Oh, oh, oh«, machte Nuddin.
    Christina wandte sich wieder Flynn zu, und ihm wurde bewusst, dass seine Todessehnsucht doch nicht so groß war. Tatsächlich fing er an, sich Sorgen zu machen, als sie auf ihn zukam und den Revolver spannte. Mit einem Satz sprang ihr Mann dazwischen. Er war schnell. Sie waren beide schnell. »Geh mir aus dem Weg, Mark.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Geh mir sofort aus dem Weg. Du wirst nicht zulassen, dass er meinen Bruder mitnimmt.«
    »Genau das soll er.«
    Shepard machte eine Geste, als wollte er seine Frau umarmen und mit ihr tanzen. Seine Hand schloss sich um ihr rechtes Handgelenk, er drehte sie herum, packte sie von hinten und presste ihr die Hände gegen die Brust, sodass der Revolver ins Leere zielte. Sie stieß ein wütendes Knurren aus. Dunkle Krampfadern traten an ihrem Hals hervor. An ihren Armen
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