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Schluessel zur Hoelle

Schluessel zur Hoelle

Titel: Schluessel zur Hoelle
Autoren: Jack Higgins
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auf die Heckreling zu. Er hörte Carlo aufschreien, und dann rutschte er auf den Fischschuppen aus und stürzte der Länge nach auf die aufgehängten Netze.
      Er versuchte sich hochzurappeln, doch da stellte ihm jemand ein Bein, und dann zogen sich die klebrigen, stinkenden Maschen um ihn zusammen. Er wurde niedergerissen, und als er aufblickte, sah er durch die Maschen des Netzes Chavasses Teufelsgesicht ruhig und gelassen auf sich herabstarren.
      Dann bemerkte Noci, daß Orsini und Carlo ein Tau in den Händen hatten. Ihm wurde klar, was sie vorhatten, und er schrie entsetzt auf.
      Orsini zerrte an dem Tau, und Noci schlitterte über das Deck und krachte gegen die Reling. Jemand versetzte ihm einen Fußtritt, und er stürzte ins kalte Wasser.
      Als er, hilflos an den Maschen des Netzes zerrend, auftauchte, sah er, daß Orsini das Ende des Taues um die Reling schlang, und aus dem Fenster des Ruderhauses beugte sich Carlo. Eine Hand hob sich, und die Buona Esperanza setzte sich in Bewegung.
    Noci ging mit einem Schrei unter und tauchte, nach Atem ringend, auf einer Welle wieder auf. Sein Blick fiel auf Chavasse, der mit ruhigem Gesicht neben der in Nebel gehüllten Lampe an der Reling stand und ihn ansah. Dann schoß die Jacht vorwärts, und er versank. Er zappelte verzweifelt, als das Wasser die Luft aus seinen Lungen preßte, doch er spürte keinen Schmerz, nicht den mindesten Schmerz. Ihm war, als liege er unter einem strahlendblauen Himmel in weichem, weißem Sand, und aus dem Meer stieg ein schönes, bronzebraunes Mädchen und watete lächelnd auf ihn zu.

    3

      Chavasse war müde, und sein Hals schmerzte von zu vielen Zigaretten. Unter der niedrigen Decke hingen Rauchschwaden, drehten sich um die Glühbirne über dem mit grünem Stoff bespannten Tisch, schwebten ins Dunkel davon.
      Ein halbes Dutzend Männer saß um den Spieltisch: Chavasse, Orsini, Carlo Arezzi, der Matrose, zwei Fischerbootkapitäne und der Polizeisergeant. Orsini zündete sich eine seiner stinkenden Zigarren an und schob zwei Chips zur Mitte des Tisches.
      Chavasse schüttelte den Kopf und deckte seine Karten auf. »Da kann ich nicht mithalten, Giulio.«
      Giulio Orsini grinste und strich seinen Gewinn ein. »Bluffen, Paul, immer auf Teufel komm raus bluffen. Das ist der ganze Witz bei diesem Spiel.«
      Chavasse fragte sich, ob er deshalb so ein schlechter Kartenspieler war. Er pflegte nur nach genauer Überlegung und sorgfältiger Abschätzung des Risikos, das er einging, zu handeln. In dem großen Spiel um Leben und Tod, das er schon so lange spielte, konnte man selten öfter als einmal mit Erfolg bluffen.
      Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Genug für heute, Giulio. Ich bin morgen früh am Pier.«
    Orsini nickte. »Um Punkt sieben, Paul.«

      Das Spiel war schon wieder in Gang, als Chavasse die Tür öffnete und auf den weißgetünchten Korridor trat. Trotz der späten Stunde hörte er aus der Bar Musik und fröhliches Lachen. Er nahm seine Jacke vom Haken, zog sie an und öffnete die Seitentür.
    Während er langsam die Straße hinunterging, atmete er tief die kalte Nachtluft ein, um den Kopf klar zu bekommen. Dünner Nebel wallte vom Wasser herüber, und es herrschte tiefe Stille. Sie wurde nur hin und wieder von den Musikfetzen zerrissen, die aus dem Tabu drangen.
      Er zog eine zerknüllte Zigarettenschachtel aus der Tasche, nahm eine Zigarette heraus und strich an der Wand ein Streichholz an. Die Flamme beleuchtete einen Moment sein Gesicht. Gegenüber kam eine Frau aus einer schmalen Seitengasse, blieb zögernd stehen und ging dann auf den Pier zu. Das Klappern ihrer hohen Absätze hallte laut durch die Nacht. Gleich darauf traten zwei Matrosen aus dem Vordereingang des Tabu, überquerten vor Chavasse die Straße und folgten ihr.
      Chavasse lehnte sich an die Mauer. Er fühlte sich seltsam deprimiert. Manchmal fragte er sich, was für einen Sinn dies alles hatte – nicht nur das gefährliche Spiel, das er spielte, sondern das ganze Leben. Er lächelte im Dunkeln. Kein Wunder, wenn man um drei Uhr morgens in einer schmutzigen Hafenstraße auf solche Gedanken kam.
      Da hörte er plötzlich die Frau schreien. Er warf seine Zigarette weg und horchte. Sie schrie wieder auf, merkwürdig gedämpft, und er rannte zum Pier. Als er um die Ecke bog, sah er, daß sie unter einer Straßenlaterne mit den beiden Matrosen rang. Als der eine erschrocken herumfuhr, trat ihn Chavasse mit dem Fuß
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