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Schluessel zur Hoelle

Schluessel zur Hoelle

Titel: Schluessel zur Hoelle
Autoren: Jack Higgins
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uns einen Abstecher nach Valona arrangiert. Hafen ist kaum das richtige Wort dafür. Außer Fischerbooten habe ich nichts gesehen. Von U-BootBunkern keine Spur.«
      »Und Enver Hodscha – glauben Sie, daß er noch fest im Sattel sitzt?«
      »Ohne Zweifel. Wir haben ihn am dritten Tag bei einer Militärparade gesehen. Er wirkt recht imposant – vor allem in Uniform. Im Moment ist er jedenfalls der Abgott des Volkes. Wie lange, weiß der Himmel.«
      Mit einer energischen Bewegung, mit der er die ganze Angelegenheit abzuschließen schien, schlug der Chef die Akte zu. »Gute Arbeit, Paul. Wir wissen jetzt wenigstens, woran wir sind. Sie wollten ein paar Tage Urlaub machen, nicht?«
      »Genau«, sagte Chavasse und wartete. Der Chef stand auf, ging zum Fenster und blickte über das Lichtermeer hinaus zum Tiber. »Was haben Sie vor?«
      »Ich möchte für ein oder zwei Wochen nach Matano fahren«, sagte Chavasse ohne Zögern. »Das ist ein kleiner Fischerhafen in der Nähe von Bari. Der Strand dort ist herrlich und Guilio Orsini hat in Matano ein kleines Restaurant, das Tabu. Er sagt, es gibt sehr schöne Stellen zum Tauchen. Ich freu mich schon drauf.«
    »Das glaube ich«, sagte der Chef. »Klingt verlockend.«
    »Kann ich den Urlaub haben?«
      Der Chef schien leicht die Stirn zu runzeln. »Ja, natürlich, Paul – aber zuerst müssen Sie noch einen kleinen Auftrag erledigen.«
      Chavasse stöhnte, und der Chef drehte sich um und ging wieder zum Schreibtisch. »Keine Angst, Sie werden nicht lange brauchen, aber Sie müssen noch heute abend aufbrechen.«
    »Ist das unbedingt notwendig?«
      Der Chef nickte. »Die Sache eilt, und Sie werden nicht lange brauchen. Nach allem, was Sie mir erzählt haben, dürfte dieser Orsini der richtige Mann dafür sein. Wir werden ihn gut bezahlen.«
      Chavasse seufzte; er dachte an Francesca Minetti, die auf der Terrasse wartete, und an das kalte Büfett und den guten Wein. Wütend drückte er seine Zigarette aus.
    »Worum geht es?«
      Der Chef schob ihm eine Akte zu. »Um Enrico Noci, einen Doppelagenten, der für uns und für die Albaner arbeitet. Bisher hatte ich nichts dagegen, aber jetzt haben ihn sich die Chinesen gekapert, und da versteh ich keinen Spaß. In Bari wartet morgen ein Boot auf Noci, das ihn nach Albanien bringen soll. Sämtliche Einzelheiten stehen hier drin.«
      Chavasse schlug die Akte auf und betrachtete das Foto – das ausdruckslose, fleischige Gesicht, den dünnen Mund. Wahrscheinlich ein Mann, der mit nichts, was er versuchte, Erfolg hatte, außer vielleicht bei Frauen. Er war einer von diesen braungebrannten, am Strand herumlungernden Typen, auf die manche von ihnen flogen.
    »Soll ich ihn hierherbringen?«
      »Um Himmels willen – wozu denn das?« Der Chef schüttelte den Kopf. »Machen Sie ihn kalt; denken Sie sich irgendwas aus, einen Schwimmunfall oder so. Nichts Schmutziges.«
    »Natürlich«, sagte Chavasse gelassen.
      Er blätterte die Akte durch und prägte sich die darin stehenden Details ein. Dann schob er sie beiseite und stand auf. »Wir treffen uns in London?«
      Der Chef nickte. »In drei Wochen, Paul. Nach Ihrem Urlaub. Erholen Sie sich gut.«
    »Vielen Dank.«
    Der Chef schlug eine Akte auf und beugte sich darüber, und Chavasse ging zur Tür und verließ leise das Zimmer.

    2

      Enrico Noci lag eine Zigarette rauchend im Dunkeln und starrte vor sich hin. Die Frau neben ihm schlief; er spürte ihren warmen Schenkel. Einmal drehte sie sich um und stieß ihn an, wachte aber nicht auf.
      Er wollte eben nach einer neuen Zigarette greifen, als er draußen auf dem Gang ein leises kratzendes Geräusch hörte. Jemand hatte etwas durch den Briefschlitz geschoben. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, schlug er die Decke zurück, stand auf und schlich barfuß über den gekachelten Fußboden.
      Auf dem Läufer vor der Tür lag ein großes gelbes Kuvert. Er ging damit in die Küche, zündete das Gas unter dem Kaffeetopf an und riß den Umschlag auf. Darin lagen das kleine versiegelte Kuvert, das er mitnehmen sollte, und ein mit Maschine beschriebener Briefbogen, auf dem seine Anweisungen standen. Er prägte sie sich ein, dann hielt er das Blatt an die Gasflamme und verbrannte es.
      Er blickte auf die Uhr. Kurz vor Mitternacht. Er hatte noch bequem Zeit, ein heißes Bad zu nehmen und etwas zu essen. Er streckte sich genießerisch. Die Frau war wirklich toll gewesen. Sie war genau das Richtige für seinen
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