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Schluessel zur Hoelle

Schluessel zur Hoelle

Titel: Schluessel zur Hoelle
Autoren: Jack Higgins
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letzten Abend.
      Er war kaum in dem heißen Wasser untergetaucht, als die Tür aufging, und sie eintrat. Gähnend band sie den Gürtel ihres seidenen Morgenmantels zu.
      »Komm doch wieder ins Bett, caro«, sagte sie vorwurfsvoll. Er konnte sich nicht um alles in der Welt an ihren Namen erinnern.
      »Ein andermal, Süße«, grinste er. »Ich muß in zwanzig Minuten weg. Sei schön brav und mach mir ein paar Rühreier und etwas Kaffee.«
    Als er zehn Minuten später das Badezimmer verließ, hatte er sich frisch rasiert und sein dunkles Haar glatt zurückgekämmt. Er trug einen handgestrickten Pullover und eine leichte Popelinhose. Sie hatte einen kleinen Tisch am Fenster gedeckt und stellte einen Teller mit Rührei vor ihn hin, als er sich setzte.
      Während er aß, schob er mit der Hand den Vorhang beiseite und blickte über die Lichter von Bari hinweg zum Meer hinunter. Im Schein der gelben Straßenlaternen sah er, daß draußen ein feiner Sprühregen niederging.
    »Kommst du zurück?« fragte sie.
      »Wer weiß, Süße?« entgegnete er achselzuckend. »Wer weiß?«
      Er trank seinen Kaffee aus, holte einen dunkelblauen Nylonmantel und eine Segeltuchtasche aus dem Bad und kam damit ins Wohnzimmer zurück. Sie saß mit aufgestützten Ellbogen am Tisch, eine Tasse Kaffee in den Händen. Er nahm ein paar Geldscheine aus seiner Brieftasche und legte sie auf den Tisch.
    »Es hat Spaß gemacht, Süße«, sagte er und ging zur Tür.
    »Du kennst ja meine Adresse.«
      Als er die Haustür hinter sich schloß und auf die Straße trat, war es genau halb eins. Es regnete jetzt ziemlich stark, und dichter Nebel senkte sich nieder. Man sah höchstens dreißig bis vierzig Meter weit.
      Er schritt rasch den Gehsteig entlang und bog ein Stück weiter in eine Seitenstraße ein. Zehn Minuten später blieb er neben einem kleinen schwarzen Fiat stehen. Er öffnete die Tür, hob die Fußmatte hoch und fand sofort den Zündschlüssel. Er stieg ein und fuhr los.
      Am Stadtrand von Bari hielt er an und studierte die Straßenkarte, die er im Handschuhfach fand. Matano lag etwa zwanzig Kilometer weiter südlich an der nach Brindisi führenden Küstenstraße. Wenn der Nebel ihn nicht allzusehr aufhielt, würde er bald dort sein.
    Er zündete sich eine Zigarette an und fuhr weiter. Der Nebel wurde immer dichter, und er mußte die Geschwindigkeit drosseln, bis er nur noch ganz langsam dahinkroch. Erst nach einer knappen Stunde erreichte er die Abzweigung nach Matano.
      Während er die schmale Straße entlangfuhr, roch er durch den Nebel das Meer, und allmählich wurde es etwas klarer. Fünfzehn Minuten später war er in Matano und fuhr durch die leeren Straßen zum Hafen.
      Er parkte den Wagen instruktionsgemäß in einer Seitenstraße in der Nähe des Club Tabu und ging das letzte Stück zu Fuß. Es war finster und still. Das einzige Geräusch, das er hörte, als er die steinerne Treppe zum Anlegesteg hinunterstieg, war das leise Klatschen, mit dem das Wasser an die Bohlen schlug. Er blieb im gelben Licht einer Laterne stehen und betrachtete die am Ende des Steges festgemachte Motorjacht. Sie war neun Meter lang, hatte einen Stahlrumpf und schien in ausgezeichnetem Zustand zu sein. Das hatte er nicht erwartet. Mit zusammengekniffenen Augen entzifferte er ihren Namen: Buona Esperanza.
      Als er an Deck kletterte, sah er, daß auf dem Hinterschiff Netze hingen. Sie waren noch naß und stanken nach Fisch, und das Deck war voll schlüpfriger Schuppen.
      Irgendwo in der Ferne ging die Tür eines Nachtcafes auf, und leise Musik drang herüber. Noci lief es plötzlich kalt über den Rücken. Er spürte jetzt deutlich, daß er beobachtet wurde.
      Der Mann war jung, mager und sehnig, und sein sonnenverbranntes Gesicht war unrasiert. Er trug eine Drillichhose, eine alte Ölhaut und eine Matrosenmütze und hatte kalte, ausdruckslose Augen. Er stand, in der einen Hand ein zusammengerolltes Tau, an der Ecke des Deckhauses und sagte nichts. Als Noci einen Schritt auf ihn zu machte, ging die Tür des Ruderhauses auf, und ein anderer Mann trat heraus.
    Er war mindestens einsfünfundachtzig groß, hatte gewaltige Schultern, die die Nähte seiner blauen Jacke zu sprengen drohten, und trug eine alte italienische Marineoffiziersmütze, deren Goldborte von der salzigen Luft zerfressen war. Er hatte das häßlichste Gesicht, das Noci je gesehen hatte; seine Nase war eingeschlagen und platt, und vom rechten Auge bis zur
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