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Schluessel zur Hoelle

Schluessel zur Hoelle

Titel: Schluessel zur Hoelle
Autoren: Jack Higgins
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einen Schluck, nahm sich zusammen und fuhr fort. »Sie waren ja selbst erst vor kurzem in Albanien. Sie wissen, wie es dort steht.«
    Er nickte. »Ziemlich schlimm.«
      »Haben Sie bei Ihren Fahrten irgendwelche Kirchen gesehen?«
      »Eine oder zwei schienen noch geöffnet zu sein, doch die Partei ist bestrebt, jegliches religiöse Leben zu unterdrücken.«
    »Den Islam haben sie fast völlig unterdrückt«, sagte sie in sachlichem Ton. »Die orthodoxe Kirche Albaniens ist etwas besser davongekommen. Sie hat ihren Erzbischof seines Amtes enthoben und durch einen dem kommunistischen Regime ergebenen Priester ersetzt. Am brutalsten ging man gegen die katholische Kirche vor.«
      »Wie überall«, sagte Chavasse. »Sie fürchten die Kommunisten am meisten.«
      »Zwei Erzbischöfe und zwei Bischöfe wurden verhaftet. Davon wurden zwei erschossen, und einer soll im Gefängnis gestorben sein. Die katholische Kirche ist in Albanien so gut wie vernichtet. Zumindest nimmt das Regime das an.«
    »Ehrlich gesagt – ich hatte auch den Eindruck.«
      »Im vergangenen Jahr kam es im Norden zu einem erstaunlichen Wiederaufblühen des kirchlichen Lebens«, sagte sie. »Dahinter standen die Franziskanermönche von Skutari. Sogar Nichtkatholiken strömten dort in die Kirchen. Die Regierung in Tirana war ziemlich beunruhigt. Sie beschloß, etwas dagegen zu unternehmen. Etwas Spektakuläres.«
    »Und was?«
      »Außerhalb der Stadt gibt es ein berühmtes, der Madonna von Skutari geweihtes Heiligtum. Es besteht aus einer Grotte und einer Heilquelle, und die Gläubigen pilgern schon seit der Zeit der Kreuzzüge dorthin. Die Statue ist aus vergoldetem Ebenholz. Man nennt sie die Schwarze Madonna. Nach alter Überlieferung ist es ihren wunderbaren Kräften zu verdanken, daß das Christentum in Albanien die türkische Fremdherrschaft überstand.«
    »Und was wollte die Regierung tun?«
      »Das Heiligtum zerstören und die Statue auf dem Hauptplatz von Skutari öffentlich verbrennen. Doch die Franziskaner wurden gewarnt und konnten die Madonna im letzten Moment in Sicherheit bringen.«
    »Wo ist sie jetzt?«
      »Im Motorboot meines Bruders. Es liegt auf dem Grund einer Lagune in den Bojanasümpfen.«
    »Wie ist sie dorthin gekommen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Das ist schnell erzählt. Marco stand mit einer Gruppe albanischer Flüchtlinge in Taranto in Verbindung. Einer von ihnen, ein gewisser Ramiz, hat einen Vetter in Albanien, der in Tama lebt. Das ist eine kleine Stadt, zwanzig Kilometer von der Küste. Durch ihn erfuhr er von der Sache mit der Madonna.«
    »Und sie beschlossen, sie herauszuholen?«
      »Die Schwarze Madonna ist keine gewöhnliche Statue, Paul«, sagte sie ernst. »Sie ist für die Albaner ein Symbol der Hoffnung. Sie wußten, daß die Nachricht, die Statue sei unversehrt nach Italien gebracht worden, eine ungeheure psychologische Wirkung auf die Albaner haben würde.«
    »Und Sie haben sie begleitet?«
      »Die Überfahrt ist nicht schwierig, und da die albanische Marine sehr schwach ist, stellt es kein Problem dar, in die Sümpfe zu gelangen. Wir holten die Statue in der ersten Nacht an einem vereinbarten Ort ab. Leider begegneten wir am nächsten Morgen bei der Rückfahrt einem Patrouillenboot. Es kam zu einer Schießerei, und das Motorboot wurde schwer beschädigt. Es versank in einer kleinen Lagune, und wir mußten ins Schlauchboot umsteigen. Sie jagten uns fast den ganzen Tag. Am Abend wurde Marco erschossen. Es war schrecklich, ihn liegenlassen zu müssen, doch es blieb uns nichts anderes übrig. In der Nacht erreichten wir die Küste, und Ramiz stahl ein kleines Segelboot. Damit sind wir zurückgefahren.«
    »Und wo ist dieser Ramiz jetzt?« fragte Chavasse.
      »Hier in Matano. Er rief mich gestern in Rom an und bat mich, mich mit ihm in einem Hotel am Hafen zu treffen. Er sagte, es sei ihm gelungen, ein Motorboot aufzutreiben.«
      Chavasse starrte sie ungläubig an. »Soll das heißen, daß Sie hinüberfahren und die Madonna holen wollen?«
    »Ja, natürlich.«
      »Sie beide allein?« Er schüttelte den Kopf. »Sie würden nicht einen Kilometer weit kommen.«
    »Kann sein, aber ich muß es versuchen.« Er wollte sie unterbrechen. Sie hob die Hand. »Der Gedanke, daß mein Bruder umsonst gestorben ist, würde mich mein Leben lang quälen. Die Minettis sind eine stolze Familie, Paul. Wir achten unsere Toten. Ich bin die einzige, die ausführen kann, was Marco
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