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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Whisky, Leute. Nie wieder,
hört ihr?«
     

35
     
    »Feuerwürstchen!«, rief Fatty und streckte beide Arme aus. »Alles hierher!
Für mich gleich zwei Portionen. Max nimmt auch eine, dazu eine in Reserve. Ab wie
vielen gibt es Rabatt, Fred?«
    »Bin ich Woolworth?«, brummte der Bezopfte. »Rabatt, bei dir piept’s
wohl! Kannste sie ja gleich leasen, deine Würstchen.«
    »Siehst du, Max?«, strahlte mein dicker Freund. »Dafür lebt man. Nur
dafür! Okay, ’ne Frau an deiner Seite ist auch was Feines und ein kühles Weizenbier
im Sommer – ansonsten aber: Feuerwürstchen. Ein Hoch auf den Schlossblick!«
    Donnerstag. Es regnete mal wieder. Seit der Prügelei im Kaiserschnitt
und Fikrets Sprung auf den Zug waren vier Tage vergangen. Vier Tage, in denen Fatty
und ich uns nicht gesprochen hatten. Am Sonntag war er von seiner Fortbildung mit
einer Erkältung zurückgekehrt, die ihn 48 Stunden außer Gefecht gesetzt hatte. Als
er wieder einigermaßen auf dem Damm war, rief die Patentante seiner Freundin zum
Geburtstagskuchen. Und zwischendurch verbrachte ich Stunde um Stunde auf dem Polizeirevier,
wurde hoch-, auseinander- und in die Mangel genommen. Kommissar Fischer kündigte
mir die nicht vorhandene Freundschaft, Greiner und Sorgwitz drohten mir mit Einzelhaft
und Daumenschrauben. Derart gebeutelt, konnte ich meinen dicken Freund erst heute
auf den letzten Stand im Fall Schallmo bringen. Auf den vorläufig letzten Stand,
genauer gesagt. Telefonisch hatte er mich bereits gelöchert und sein Bedauern darüber
geäußert, nichts zur Lösung beigetragen zu haben. Aber in Wahrheit fürchtete er
wohl, dass Marc und ich aus der Geschichte irgendwann ein Buch machten, und dann
kam er nicht drin vor.
    »Dabei habe ich extra drei Kilo abgenommen«, sagte er kauend.
    »Nur für das Buch? Glaube ich nicht.«
    »Wenn ich’s dir sage! Jetzt bin ich noch beweglicher. Rundum einsatzfähig.
Schau, da fehlt eine komplette Rolle.« Er zeigte auf seine Hüfte.
    »Platz für Feuerwürstchen«, mutmaßte ich. »Egal, wo waren wir?«
    »Bei dem Verbrecher aus Kairo. War er nun in Heidelberg oder nicht?«
    »Natürlich war er das. Den Beweis zu führen, dürfte allerdings schwerfallen.
Außer mir und Gizems Mutter ist ihm keiner begegnet.«
    »Gizems Mutter?«
    »Sie hat ihn ein paar Tage vor Schallmos Tod zufällig gesehen, als
er zu irgendeiner Untersuchung gefahren wurde. Da war sie mal wieder mit ihrer Putzkolonne
in der Chirurgie. Und sie hat ihn, auch wenn man das der guten Frau nicht unbedingt
zutraut, sofort erkannt. Zu Hause erzählt sie ihrem Mann davon, was für den wieder
mal ein Grund ist, über Gott und die Welt herzuziehen: Seht her, so verlogen ist
das Abendland! Erst wird dieser Diktator jahrzehntelang hofiert, und jetzt, wo er
ein paar hundert Menschenleben auf dem Gewissen hat, bekommt er auch noch heimlich
eine First-Class-Behandlung. Fikret sitzt als zukünftiges Familienoberhaupt mit
am Tisch, nicht aber die Mädchen. Deshalb konnte Gizem später mit dem Kürzel Chir.
nichts anfangen. Sie wusste nichts von dem Patienten in Zimmer 015.«
    Fatty schüttelte den Kopf. »Irgendwie waren die früher schärfer, die
Würstchen. Nee, wie sagt man? Pikanter, genau. Aber erzähl weiter.«
    »Am Dienstag in der Rohrwaldschule hält Thorsten Schallmo einen seiner
berüchtigten Vorträge über Ethik und Moral. Da platzt Fikret der Kragen, und er
berichtet seinem Lehrer – mit ordentlich Häme, nehme ich an – vom Schulterschluss
zwischen Medizin und Politik. Nach dem Motto: Während du bei uns deine Reden schwingst,
scheren die da oben sich einen Dreck darum. Ob Schallmo beeindruckt war, wissen
wir nicht, aber immerhin: Er notiert sich die Zimmernummer, um der Sache auf den
Grund zu gehen. Was er noch am selben Tag tut.«
    »Woher weißt du das? Von dem Türkenspezi?«
    »Nein, Fikret hatte keine Ahnung. Ein junger Mann in der Chirurgie
konnte sich an Schallmo erinnern. Der Besuch wird folgenlos geblieben sein, schließlich
war der Präsident gut bewacht. Aber dass es Schallmo überhaupt versucht hat, hätten
wohl die wenigsten erwartet.«
    »Und jetzt ist er tot.«
    »Und wir wissen immer noch nicht, warum. Fikret
kommt als Täter nicht infrage, er war an dem Abend bei seiner Familie. Von Kommissar
Fischer weiß ich, dass seine Freunde ebenfalls ein Alibi haben. Daniel war es nicht,
die Mädchen schon mal gar nicht – wir tappen völlig im Dunkeln.«
    »Wir?«
    »Die Polizei und ich. Nein, falsch: nur die Polizei. Mir hat
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