Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Marcus Imbsweiler
Vom Netzwerk:
funktioniert besser als jeder Zünder. Paff!
    Und tatsächlich leuchteten die Flecken in Kurts Gesicht, seine Brauen
spielten ein wildes Sträubespiel. Gleich würde er mich erneut am Hals packen! Und
nie wieder loslassen. Vorsichtshalber wich ich einen Schritt zurück. Doch er griff
bloß nach meinem Arm und zerrte mich durch den Regen. Über den ganzen Parkplatz
ging es, bis zu einem maroden Jägerzaun, an den sich ein ungepflegter Garten anschloss.
Sein Finger richtete sich auf das Grünzeug.
    »Da«, sagte er heiser. »Schau’s dir an, Besserwisser!«
    Und ich schaute es mir an. Es: Das waren die Beine eines Mannes. Er
lag der Länge nach im Gesträuch, und um ihn in Augenschein zu nehmen, musste ich
das Grundstück betreten. Der Regen prasselte auf mich herab, als ich einen Schritt
über den niedergetrampelten Jägerzaun machte. Ich schob ein paar Zweige beiseite.
Der Mann lag auf dem Rücken, regungslos, die Augen geschlossen. Ich schätzte ihn
auf etwa 40 Jahre. Er trug Jeans und eine Regenjacke mit herabgerutschter Kapuze,
das nasse Haar hing ihm strähnig in die Stirn. Mich vorbeugend, tastete ich mit
drei Fingern nach seiner Halsschlagader. Da war nichts, kein noch so schwacher Herzschlag.
Nur das Raspeln seiner kurzen Bartstoppeln unter meinen Fingerkuppen.
    »Na, was sagst du jetzt?«, hörte ich Kurts erregte Stimme hinter mir.
    Schweigend richtete ich mich auf und starrte den Toten an. Dann sah
ich mich um. Auf dem Parkplatz standen einige Autos sowie Freds hell erleuchteter
Imbiss. Der Rest lag im Dunkeln. Dunkel war auch das Haus, das zu dem Garten gehörte.
Ein kleines, zweistöckiges Gebäude.
    »Was ist passiert?«, fragte ich. »Woran ist der Mann gestorben?«
    »Verdammt, hast du das Loch in seinem Schädel
nicht gesehen?«, zischte Kurt. »Er ist erschossen worden, Max!«
    Erneut beugte ich mich über den Toten und bewegte vorsichtig seinen
Kopf. Tatsächlich, hinter dem rechten Ohr klaffte ein kleines, hässliches Loch.
Das Haar ringsum war dunkel verklebt. Ein Austrittsloch fand ich nicht, so sehr
ich auch suchte. In meinem Nacken sammelte sich die Nässe. Ich trat einen Schritt
zurück und stieg wieder über den Zaun.
    »Wer ist das?«, fragte ich meine beiden Helden.
    Kurt schwieg.
    »Schallmo heißt er«, antwortete Fred und kratzte sich am Kopf. Aus
Rücksicht auf seine letzten Haare kratzte er sehr vorsichtig. »Thorsten Schallmo,
ein Lehrer von der Hauptschule drüben. Hat ab und zu was bei mir getrunken.«
    »Und weiter?«
    Er zuckte regelrecht zusammen unter seinem Schirm. »Wie weiter? Mehr
kann ich dir über den Typen nicht erzählen.«
    »Was geschehen ist, will ich wissen. Aber nicht hier, im Regen. Stellen
wir uns unter.«
    Zu dritt trotteten wir zu Freds Imbiss hinüber. Schlossblick stand
in geschwungener Leuchtschrift über einer Art Wohnwagen, der schon mindestens 50
Jahre auf dem Buckel hatte. Eine Seite des Wagens war über die gesamte Länge aufklappbar
und gab den Blick auf ein reiches Innenleben mit Regalen, Spüle, Friteuse, Mikrowelle
und Bratrost frei. Ich entdeckte auch einen Minifernseher. In der Durchreiche stand
einsam und allein eine Halbliterflasche Orangensaft. Unter der hochgestellten Klappe
stand es sich trocken. Ich nahm meine Mütze ab und schüttelte sie aus. Meine Regenjacke
war dicht, immerhin.
    »Wo sind eigentlich deine Dackel, Kurt?«
    »Im Auto. Schlafen, Gott sei Dank! Ich will mir gar nicht ausmalen,
was hätte passieren können, wenn die beiden mit mir …«
    »Schon gut. Jetzt raus mit der Sprache: Was ist hier passiert?«
    Kurt sah Hilfe suchend zu seinem Kumpel hinüber, der den Wagen durch
eine rückwärtige Tür betreten hatte und gerade den zusammengeklappten Schirm in
eine Ecke stellte. Fred bemerkte den Blick. »Erzähl du’s ihm. Du hast ihn ja auch
angerufen.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Ja, weil sich der Herr sonst nie her bequemt hätte«, grollte Kurt.
»Da muss es erst einen Toten geben, bevor sich ein Max Koller in die Suburb aufmacht!«
    »Jetzt bin ich aber da. Verdammt, nun erzähl schon!«
    Knurrend und fluchend fügte sich Tischfußball-Kurt. Während seines
Berichts tänzelte er auf und ab, ganz Löwe vor der Fütterung, schüttelte die Fäuste,
fuchtelte mit den Armen, und wenn er gar zu laut fauchte, ermahnte ihn Fred zur
Vorsicht. Aber wer sollte uns bei diesem Sauwetter schon stören? Der Parkplatz im
Heidelberger Süden, auf dem Freds Imbissbude stand, grenzte an ein Sportgelände,
außer dem einen Häuschen mit den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher