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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Marcus Imbsweiler
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der Kommissar
das Tappen nämlich strengstens verboten. Wegen Schallmos Handy kann ich mich ohnehin
noch auf ein juristisches Nachspiel gefasst machen.«
    »Da siehst du mal, was passiert, wenn ich nicht auf dich aufpasse«,
sagte Fatty streng. »Was haben die für Bier hier?«
    »Nur Dose.«
    »Besser als nichts.« Er stellte sich an die Durchreiche und orderte
zwei Bier. Während er mit Fred quatschte, hing ich meinen Gedanken nach. Kommissar
Fischer war tatsächlich hochgradig sauer auf mich. Vertrauensbruch; Missbrauch der
Freundschaft; schamlose Lügen – so lauteten seine Vorwürfe. Christines Laune war
nach ihrem Whiskyrausch kaum besser gewesen, aber wenigstens sie hatte ich mit einer
japanischen Kopfmassage vom Feinsten gefügig machen können. Worauf sie mir vorschlug,
mich mit einer solchen bei meinem Lieblingskommissar zu entschuldigen.
    Entschuldigen, ich! Wo kamen wir denn da hin? Und alles nur, weil Tischfußball-Kurt
in einer schwachen Stunde an mein Gewissen appelliert hatte! Wo steckte der Kerl
eigentlich? Wenigstens ein kleines Dankeschön hatte ich verdient, auch wenn der
Fall nicht komplett gelöst war.
    Nicht komplett? Sehr lustig. Überhaupt nicht gelöst war er!
    »Schau mal«, rief Fatty fröhlich, ein paar Postkarten
schwenkend. »So sah der Imbiss früher aus. Eine Reise in die Vergangenheit Kurpfälzer
Esskultur!«
    Gemeinsam schauten wir die Karten durch. Sie
zeigten Aufnahmen aus den Fünfzigerjahren bis heute. Oma Bremers Imbisswagen auf
der Neckarwiese, als er den Namen Schlossblick noch zu Recht trug. Dieselbe Ansicht
ein Jahrzehnt später, mit der stolzen Besitzerin auf einem Motorroller davor. Weitere
Fotos aus den Siebzigern, den Achtzigern und schließlich die Bude an ihrem neuen
Standort. Auch eine Nachtaufnahme war dabei, auf der die Leuchtschrift mit ihren
geschwungenen Lettern so recht zur Geltung kam.
    »Wenn auf die damals nicht geschossen worden wäre«,
sagte ich und tippte auf die Schrift, »lägen Daniel und Fikret jetzt nicht schwer
verletzt im Krankenhaus. Damit fing die ganze Scheiße an.«
    »Wann war das?«, erkundigte sich Fatty und nahm
einen großen Schluck Bier.
    »Vor ein paar Wochen, glaube ich.« Ich wandte mich zur Durchreiche.
»Fred! Wann war das mit den ersten Schüssen?«
    Freds Kopf wurde sichtbar. »Vor knapp zwei Monaten, würde ich sagen.«
    »Und da hat es dir den Namenszug zerlegt?«
    »Den ich mir gerade erst neu angeschafft hatte.«
    »Neu ist gut. Das Design ist das alte.«
    »Klar, das bin ich meiner Oma schuldig. Nur das ß habe ich gegen zwei
s ausgetauscht. Musste ja, wegen der neuen Rechtschreibung.«
    »Muss nicht«, schüttelte Fatty den Kopf. »Bei Namen gelten Extraregelungen.
Ist aber egal.«
    »Hast du das bei deinem Seminar gelernt?«, fragte ich, mit den Gedanken
irgendwo anders.
    »Nee. Allgemeinbildung nennt man das. Schon mal gehört, das Wort?«
    Langsam setzte ich die Bierdose an und wieder ab. Die Gedanken woanders,
das waren sie in der Tat. Aber wo? Wer hatte ihnen erlaubt, sich selbständig zu
machen? Beziehungsweise selbstständig. Ich nicht. Die Polizei? Und warum kam ich
deshalb ins Grübeln?
    »Fatty … was hast du da gerade gesagt? Kannst du das bitte wiederholen?«
    »Das mit der Allgemeinbildung?«
    »Nein, das davor.«
    »Davor habe ich nichts gesagt. Bloß Bier getrunken. Und eine Erklärung
zur neuen Rechtschreibung abgegeben.«
    »Genau. Schlossblick mit Doppel-s entspricht der neuen Rechtschreibung,
korrekt? Und Schloßblick mit ß der alten.«
    »Nicht ganz. Natürlich wird Schloss nach den neuen Regeln mit Doppel-s
geschrieben. Als Namensbestandteil kann man allerdings das ß lassen. So wie in Meßkirch
oder Haßfurt.«
    »Und in Straßburg?«
    »Da bleibt es so oder so beim ß.« Herzhaft biss er in Feuerwurst Nummer
zwo. »Langes a, verstehst du? Da wäre Doppel-s ein Fehler.«
    Ich zog meinen Rucksack ab und kramte den Brief hervor, den mir der
alte Böker letzte Woche mitgegeben hatte. Immer noch war mir nicht klar, wohin mich
mein Gedankenstrom trieb. Ich hielt Fatty den Umschlag vor die Nase. »Hier, schau
dir das mal an. Was siehst du?«
    »Was ich sehe?«, entgegnete er mampfend. »Eine falsch geschriebene
Adresse, und deshalb geht der Brief zurück. Wo liegt das Problem?«
    »Die Adresse ist richtig geschrieben, da liegt das Problem, Fatty.
Dieser Dr. Böker wohnt im Straßburger Weg 10. Auch die Postleitzahl stimmt.«
    »Aha.«
    »Trotzdem ist die Anschrift durchgestrichen. Außerdem hat jemand
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