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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Marcus Imbsweiler
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lache!
Bevor ich an einem Fall scheitere, zerschellen Sie an Ihren dämlichen Metaphern!«
    »Außerdem kam Odysseus doch heil durch die Meerenge, oder?«, zeigte
sich Kommissar Greiner halbwegs homersicher.
    »Erfasst, junger Mann«, rief ich. »Dieser Odysseus bin ja auch ich.
Weil mir irgendwann klar wurde, dass es für den Mord an Schallmo kein Motiv gab.«
    »Unsinn!«, dröhnte Fischer. »Natürlich gab es eines.«
    »Nur eine Erklärung. Kein Motiv.«
    »Und ob! Lassen Sie bitte die Finger von griechischer
Literatur und lateinischen Vokabeln, Herr Koller! Motiv kommt von movere, das heißt
bewegen, und die Beweggründe des Mörders kennen wir ja inzwischen. Richtig?«
    »Die Beweggründe für den Schuss, ja. Und was hatten die mit Thorsten
Schallmo zu tun? Nichts, Herr Fischer, überhaupt nichts. Kein Zusammenhang vorhanden.
Weil Sie diese Möglichkeit von Anfang an ausgeblendet haben, konnten Sie den wahren
Mörder nicht finden.« Ich gab Kommissar Sorgwitz einen Schulterklaps. »Außerdem
hat es sich jetzt ausmassiert, meine Herren.«
    »Und wenn es doch einen Zusammenhang gibt?« Fischer saß mit verschränkten
Armen da. »Einen, den wir nur noch nicht gesehen haben?«
    »Viel Spaß beim Suchen, Herr Kommissar.«
    Finster zog er die Brauen zusammen, dann stand er ruckartig auf. An
der Tür drehte er sich noch einmal um und zeigte zur Decke. »Den letzten Teil der
Aufnahme löschen Sie gefälligst, meine Herren!« Grußlos verschwand er. War wohl
doch getroffen, der Herr Kommissar.
    Ich aber glotzte zur Decke hoch, wo eine kleine Kamera ihr eines Auge
auf mich gerichtet hielt. Wie der Riese Polyphem! Es steht bei Homer. »Sagen Sie
jetzt nicht, das Ding war an!«
    »Nur ausnahmsweise«, erklärte Kommissar Greiner. »Damit die Kollegen
sehen können, wie toll Sie massieren.«
    »Sie werden sich vor Aufträgen gar nicht mehr retten können, Herr Koller«,
grinste Kommissar Sorgwitz.
    Ich warf einen Bleistift Richtung Kamera – und verfehlte sie. Odysseus
müsste man sein.
     

34
     
    Talisker. Die schlanke Flasche stand auf unserem Couchtisch, schön
aufrecht und gerade, während ich krumm und schief auf der Couch lag und mir von
den doofen Noppen einen Bandscheibenvorfall zuzog. Flasche und Glas in Reichweite,
Fernbedienung in Reichweite. Lediglich den rechten Arm musste ich bewegen. Arbeit
genug.
    Wo der Talisker plötzlich herkam? Falsche Frage, Leute. Denn als ich
mich am Abend nach Fikrets Sprung in unsere Wohnung schlich, stand die Flasche neben
der Spüle und grüßte freundlich. Als wäre sie nie weggewesen. Nein, die Frage war
vielmehr, wer aus der vollen eine halbvolle Flasche Whisky gemacht hatte. Ich hegte
da so einen Verdacht. Meine Ex ließ sich nämlich immer noch nicht blicken, dafür
lag neben dem Talisker eine angebrochene Packung Aspirin.
    Vielleicht würde ich diese Nacht wieder auf dem Feldbett zubringen.
    Aber so weit waren wir noch nicht. Erst kam mein Freund Marc Covet
an die Reihe. Noch so ein Whiskyfanatiker! Abgehetzte SMS, irgendwann während meiner
Gespräche mit der Polizei: Er hatte es tatsächlich ins Fernsehen geschafft. Sondersendung
am Sonntagabend: ›Ägyptens Diktator in Heidelberg?‹ 20 Minuten nur im Dritten, dafür
live. Weiß der Teufel, welche alten Seilschaften mein Freund genutzt hatte. Als
er ins Bild kam, erkannte ich ihn kaum wieder. Im dunklen Anzug saß er da, ganz
seriöser Reporter, die Fingerspitzen zusammengelegt, konzentrierter Blick, reichlich
Puder auf den Stellen, die nicht von Barthaaren bedeckt waren. Ihm gegenüber die
Pressesprecherin der Uniklinik, eine junge Schnitte im Kostüm, aalglatt wie ihre
perfekt rasierten Beine. Die man allerdings nur kurz in der Totalen sah.
    »Auf dich!«, prostete ich Marc zu. »Mach sie fertig!«
    Ein SWR-Journalist gab den Ringrichter. Kurze Einführung ins Thema,
dann die Frage an Covet: worauf er seine Annahme, dass sich der ehemalige ägyptische
Staatspräsident im Heidelberger Universitätsklinikum behandeln lasse, stütze.
    »Nach meinen Informationen«, antwortete Covet, »lag der gestürzte Präsident
mindestens fünf Tage in Zimmer 015 der chirurgischen Privatstation. Während dieser
Zeit wurde er von mehreren Zeugen gesehen und erkannt. Zudem bin ich im Besitz von
Fotos, die ihn auf dem Krankenlager zeigen. Dass diese Fotos nicht in Umlauf gebracht
werden dürfen, versteht sich von selbst. Dennoch, an der Anwesenheit des betreffenden
Herrn in Heidelberg gibt es nichts zu rütteln.«
    »Wie lautet die
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