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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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ein völliger Fremder, sie berühren und nehmen sollte, und mit ihr tat, was Männer mit ihren Ehefrauen taten, weil sie nun einmal das Recht dazu hatten. Vermutlich durfte er tun und lassen, was ihm beliebte. Er war ein Mann. Das Recht, eine Frau zu besitzen und über sie zu verfügen, war ihm angeboren. Hatte ihr Vater nicht ihre Mutter getötet? Sie bezweifelte, dass selbst Vater Carreg je auch nur den kleinsten Tadel geäußert hatte.
    »Ja«, sagte sie schließlich, »ich möchte Euch so lange fern bleiben, wie es geht.«
    »Also gut, diese eine Nacht will ich Euch gewähren.«
    »Morgen wird mein Vater beerdigt. Morgen Nacht scheint noch viel zu früh.«
    »Morgen Nacht muss es sein.«
    »Ihr macht gar nicht den Eindruck des glühenden Hochzeiters, der es kaum erwarten kann.«
    »Das bin ich auch nicht«, gab er zurück, streckte sich und rieb seinen Nacken. »Ich bin müde. Meine Männer und ich haben unser Äußerstes gegeben, um hier einzutreffen, ehe Euer Vater starb. Ich habe auf dem Weg hierher sogar eigens mit einigen Dirnen geschlafen, damit ich mich bei Euch beherrschen kann. Aber wenn ich Euch so ansehe, bezweifle ich, dass Ihr Euch überhaupt darauf versteht, mich zum Glühen zu bringen. So wie es aussieht, werdet Ihr kalt und leidenschaftslos unter mir liegen, und mir nicht das geringste Vergnügen bereiten. Schlaft in Eurem eigenen Bett, Hastings. Doch morgen muss der Bund vollzogen werden, ob ich Euch nun begehre oder nicht. Oxborough wird erst sicher sein, wenn ich Euer Jungfernhäutchen durchstoßen habe und mein Samen in Eurem Schoß ist.«
    Sie schaute den Marder an. Er hatte sich der Länge nach auf Severins Arm ausgestreckt, sein Fell glänzte und sein Bauch wölbte sich über all dem Schweinefleisch, das er gefressen hatte.
    »Er ist zu dick.«
    »Ja, er jagt nicht genug. Er hat sich noch nicht von den Strapazen in Rouen erholt. Mit der Zeit wird es besser werden.«
    »Lord Graelam hat mir von Eurer Gefangenschaft erzählt und woher es kommt, dass Trist nur Schweinefleisch isst.«
    »Das hätte er nicht tun sollen. Es geht Euch nichts an.«
    »Offenbar war er da ganz anderer Ansicht. Sollten wir nicht auch etwas über einander wissen, da wir nun schon einmal Eheleute sind?«
    Er blickte auf seinen Zinnteller, auf dem noch die üppig geschnittene Scheibe Brot mit den Fleischstücken darauf lag. Die dickflüssige Soße war kalt geworden. Er sah, dass auch Hastings kaum etwas gegessen hatte. Nicht, dass ihn das irgendwie kümmerte. Laut sagte er: »Das ist mir gleichgültig. Ihr seid meine Frau. Ihr gehört mir. Ihr seid eine Verpflichtung, und ich werde Euch schützen wie ich alles schütze, was mein Eigentum ist.«
    Auch für ihren Vater war sie eine Verpflichtung gewesen. Sie hatte gebührenden Abstand gewahrt, leise und unauffällig für sein Wohl gesorgt, doch sie war und blieb die Tochter ihrer Mutter und verdiente daher nichts als Verachtung. Nur zu gut erinnerte sie sich daran, wie eine der anderen Frauen Dame Agnes gegenüber bemerkt hatte, dass ihre Mutter Verwünschungen ausgestoßen habe, als sie ein Mädchen statt eines Stammhalters zur Welt brachte, obwohl es als Erstgeborene den Namen Hastings erhalten und die Familientradition weiterführen würde. Nein, Janet hatte sich sehnlichst einen Jungen gewünscht, weil sie wusste, dass Fawke nicht ruhen würde, ehe sie ihm nicht einen Sohn gebar. Trotzdem hatte Janet ihre Tochter über alles geliebt - wenn es eine Gewissheit gab in Hastings' Leben, dann diese. O ja, ihre Mutter hatte sie von ganzem Herzen geliebt, bis ihr Vater Befehl gab, sie mit dem Tode zu bestrafen. Entschlossen schob Hastings die Erinnerungen beiseite und sah Severin an - wieder ein Mann, für den sie nichts als eine lästige Pflicht war. »Ihr habt eben gesagt, dass Ihr mit anderen Frauen geschlafen habt, bevor Ihr hierher gekommen seid. Das verstehe ich nicht.«
    »Was ist daran nicht zu verstehen? Ich bin ein Mann. Wie ich Euch bereits sagte, ich wollte mich bei Euch in der Gewalt haben.«
    Weil der Marder so satt und faul auf seinem Arm ausgestreckt dalag und sie einfach keinen Mann fürchten konnte, auf dessen Arm ein Tier seinen Verdauungsschlaf hielt, sagte sie: »Ich war fünfzehn, als der Sohn des Juweliers mir meinen ersten Kuss gab. Das hat mir gut gefallen. Wahrscheinlich hätte ich mich ein bisschen mehr mit ihm vergnügen sollen, ehe ich Euch heiratete.«
    Sein Arm schien leicht zu zucken, denn der Marder hob plötzlich seinen Kopf, bereit, jeden
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