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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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ein, dass sie ganz vergessen hatte, ihnen Reste aus der Küche mitzubringen.
    Die Zeit verging, sie musste sich wieder auf den Rückweg machen. Tief Luft holend fragte sie sich, wann sie wohl wieder hierherkommen würde, wo sie die ungebändigte Freiheit des Meeres spürte, ihre Lungen mit der salzigen Luft füllen und dem eigenartigen Singen des Windes lauschen konnte, wenn er über die am Strand verstreuten, ausgehöhlten Felsbrocken fuhr.
    Tuggle nahm ihr Marellas Zügel ab, als Hastings vom Rücken ihrer Stute glitt. Mit seiner sanften, tiefen Stimme sagte er: »Der junge Lord wartet. Ihr wart nicht hier. Er hat zwar weder geschimpft noch geschrien, sondern nur leise gesprochen, aber es war dennoch nicht zu übersehen, dass er verstimmt war. Von Lord Graelam wollte er wissen, ob Ihr vielleicht ausgerissen seid, um ihn nicht heiraten zu müssen. Doch Lord Graelam hat ihm versichert, dass es Euch fern läge, so etwas Törichtes zu tun.«
    »Warum sollte ich weglaufen? Ich bin hier zu Hause. Ich werde jetzt hineingehen. Danke, Tuggles. Reib Marella bitte gründlich trocken. Wir sind vorhin sehr schnell geritten.«
    Er hatte sie also schon gesucht. Aber es blieb ihr noch etwas Zeit, fast eine Stunde noch. Sie raffte ihre Röcke und lief auf die mächtigen Holztüren zu, durch die man in den Großen Saal gelangte. Sie standen weit offen, so dass die Wärme des Saals in den Vorraum drang. Hastings trat leise ein und blieb einen Moment stehen, um ihre Augen an das gedämpfte Licht zu gewöhnen.
    Da stand er plötzlich vor ihr, als hätte er gewusst, dass sie in diesem Augenblick hereinkommen würde. Die behandschuhten Hände ruhten auf seinen Hüften. »Seid Ihr Hastings von Trent? Seid Ihr das Mädchen, das ich heiraten soll?«
    Sie hatte das Gefühl, sich jeden Moment an ihrer Zunge zu verschlucken. Die Schroffheit seiner tiefen, kalten Stimme machte ihr Angst. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, als plötzlich der Marder seinen Kopf aus der Tunika steckte. Unwillkürlich musste sie lächeln und streckte ihre Hand nach ihm aus.
    »Vorsicht, er ist nicht immer freundlich. Er könnte beißen.«
    Aber Trist hatte nicht die Absicht, das Mädchen zu beißen, das bald Severins Frau sein würde. Genüsslich reckte er den Hals, als sie ihm den schneeweißen Fleck im weichen, dichten Pelz unter seinem Kinn kraulte. Dann zog er sich ebenso blitzartig zurück und verschwand unter dem Hemd seines Herrn.
    »Ich bin Hastings«, antwortete sie mit fester Stimme. Wenn der Marder keine Angst vor ihm hatte, warum sollte sie ihn fürchten? »Ihr seid Severin von Langthorne. Ihr seid der Mann, den mein Vater mir zum Gemahl erwählt hat.«
    »So ist es. Ihr riecht nach Pferd, Euer Kleid ist schmutzig und Euer Haar sieht aus, als hätte es Euch jemand vom Kopf gerissen und wieder achtlos übergeworfen.
    Geht in Euer Zimmer und richtet Euch her. Sobald Ihr fertig seid, werden wir am Bett Eures Vaters heiraten.« Mit diesen liebenswürdigen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und ging davon.
    »Es freut mich außerordentlich, Euch kennen zu lernen!«, rief sie ihm nach. »Vielleicht kann Lord Graelam Euch ja unter seine Fittiche nehmen und Euch beibringen, wie man eine Dame behandelt.«
    Er hielt inne, und nachdem er eine Weile vollkommen still dagestanden hatte, wandte er sich langsam um und sah sie an. »Erst werdet Ihr mir beweisen, dass Ihr nicht die Tochter Eurer Mutter seid. Dann werde ich Euch behandeln, wie es einer Dame gebührt. Geht jetzt. Euer Anblick behagt mir nicht.« Damit wandte er sich erneut zum Gehen.
    Bei seinen Worten hatte ihr Herz heftig zu schlagen begonnen. Da tauchte der Kopf des Marders hinter dem seines Herrn auf. Seine Schnauze schnellte auf und ab, während seine Augen sie aufmerksam beobachteten. Es sah so drollig aus, dass sie laut lachen musste. Severin fuhr herum und starrte sie an.
    »Ihr behagt mir ebenso wenig«, sagte sie, warf mit einer energischen Bewegung ihren langen, zerzausten Zopf über die Schulter und stieg die Treppe zu den oberen Gemächern hinauf. »Übrigens kann ich Grau nicht ausstehen«, fügte sie schließlich noch hinzu, als sie sich weit genug entfernt hatte, dass er sie nicht mehr sehen und - wie sie hoffte - auch nicht mehr hören konnte.
    Da hörte sie, wie jemand laut auflachte. War das etwa Severin von Langthorne? Nein, es war Graelam de Moreton.
    Sie stand am Bett ihres Vaters. Er hatte die Augen geschlossen, sein Atem ging flach und schnell. »Vater -ich bin hier. Es
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