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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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zu Tag mehr darüber, wie ich meine Heilkräuter einsetzen kann. Warte nur ab, nächsten Monat werde ich ein Mittel gegen die Pest finden. Warum nicht auch gegen das Altern?«
    Dame Agnes lächelte. In Hastings' Augen war es ein schönes Lächeln, auch wenn es beinahe zahnlos war. »Behalte einen klaren Kopf, Hastings. Lass dich nicht beirren. Eine Frau hat sich zu fügen, aber vergiss nicht, sie kann sich auf ihre Weise dennoch behaupten. Unser neuer Herr ist ein Buch mit sieben Siegeln, und doch ist er nur ein Mann, und ich habe noch von keinem Mann gehört, der sich sehr lange verstellen kann.«
    »Dafür sorgt schon sein Marder, schätze ich.«
    »Ja, der Marder. Ein seltsamer Begleiter für einen Krieger. Und nun, meine Kleine, lass dir in dein Nachthemd helfen. Es hat einst deiner Mutter gehört. Ich habe es eigens für dich aufgehoben.«
    »Warum soll ich es heute Nacht tragen? Er wird nicht kommen. Er hat versprochen, mich in Ruhe zu lassen.«
    »Ach, das hatte ich ganz vergessen. Dann trägst du eben nur dein Unterhemd. So, mein kleiner Liebling. Schlaf jetzt. Hör nur, der Sturm ... Du hast es doch so gern, wenn der Wind vom Meer hereinkommt. Ganz sicher wirst du etwas Schönes träumen.«
    Dame Agnes beugte sich über sie, deckte sie mit der weichen Wolldecke zu und küsste sie auf die Wange. Liebevoll strich sie durch Hastings' dichtes Haar. »Wie schön du bist, Hastings, du hast genau das gleiche wundervolle kastanienbraune Haar, wie es deine Mutter hatte. Und das Grün deiner Augen leuchtet strahlender als das Moos der Sümpfe von Pevensey. Und jetzt bist du Burgherrin. Ich werde den Dienerinnen sagen, dass sie von nun an zu knicksen haben, wenn sie dich sehen, und nicht einfach deinen Namen hinausposaunen dürfen, wie alle es taten, seit du ein kleines Ding warst.«
    Hastings lächelte nur. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass sich über Nacht ihr ganzes Leben verändern sollte.
    In ihrer Schlafkammer war es dunkel. Der Regen prasselte gegen die geschlossenen Holzläden, die ihr Zimmerfenster schützten. Sie lauschte dem Rollen der Wellen, die ungefähr zwanzig Meter unter ihr gegen die Felsen schlugen, die seit ewigen Zeiten der Brandung trotzten. Alles in allem hatte sie noch Glück gehabt. Anders als die meisten Mädchen, die verheiratet wurden, musste sie ihr Zuhause nicht verlassen. Dame Agnes fand also, dass sie schön sei. Sie fragte sich, ob ihr frisch angetrauter Gemahl derselben Ansicht war. Sehr wahrscheinlich war es ihm gleichgültig.
    Ihr letzter Gedanke, bevor der Schlaf sie überkam, galt dem Marder, wie er leise schnarchend schlief, den Kopf in Severins Hand gebettet. Eine große Hand, kräftig und voller Schwielen, die Fingernägel sorgfältig gesäubert. Sie fröstelte.
    Es war kein schöner Traum, den sie hatte, sondern einer dieser verworrenen Träume, die sie in stürmischen Nächten oft plagten. Sie fühlte, wie jemand ihr die Decke wegzog. Es war, als wenn jemand dicht neben ihrem Gesicht atmete. Ihr war kalt. Sie zitterte. Auf ihrem Körper spürte sie Hände, die die Bänder ihres Unterhemds lösten.
    Sie riss die Augen auf. Neben ihrem Bett brannte eine Kerze. Unmittelbar über ihr war das Gesicht ihres Ehemanns.
    »Ihr seid wach. Gut. Haltet still, damit ich Euch das Hemd ausziehen kann.«
    Es war kein Traum. Er war hier in ihrem Schlafzimmer. »Was wollt Ihr? Ihr hattet mir Euer Wort gegeben, mich heute Nacht in Frieden zu lassen.« Er antwortete nicht, und sie begann sich heftig, keuchend vor Anstrengung, zur Wehr zu setzen. »Was tut Ihr da? Verdammt, Ihr habt gelogen!« Sie riss sich von ihm los, aber es half ihr wenig. Im nächsten Augenblick hatte er sie am Arm gepackt und zurückgeholt.
    »Ihr habt mich angelogen! Ihr habt hier nichts zu suchen. Ihr habt geschworen, mich heute Nacht nicht anzurühren!«, schrie sie erneut.
    Wortlos machte er sich wieder an den Bändern ihres Unterhemds zu schaffen, doch er war zu ungeschickt. Knurrend vor Ungeduld packte er den dünnen Stoff mit beiden Händen und riss ihn mit einem Ruck entzwei. Das Geräusch der reißenden Baumwolle durchschnitt den kleinen Schlafraum.
    Er starrte auf ihre Brüste hinab und gab einen grunzenden Laut von sich.
    Dann riss er die Decke fort, betrachtete sie von Kopf bis Fuß und beugte sich hinunter, um ihr das zerrissene Hemd abzustreifen. »Nein!«, schrie sie und stieß ihn mit den Beinen weg. Sie traf ihn mitten auf der Brust. Er verlor das Gleichgewicht und stolperte rückwärts. Heftig mit den
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