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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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völlig aufgelöst. Er konnte weder essen noch schlafen, saß nur in seinem Lehnstuhl und starrte über den Kopf von Edgar dem Wolfshund hinweg in das lodernde Feuer, das in der Mitte des Großen Saals brannte.
    »Er ist tot!«
    »Das kannst du nicht wissen.« Aber Hastings fürchtete ebenfalls das Schlimmste. Alle dachten dasselbe. Ihre vier Schwestern drängten sich um ihre Mutter und sahen ihr stumm und bedrückt beim Nähen zu.
    »Ich hätte ihn nicht gehen lassen sollen.«
    »Du hattest keine andere Wahl. Trist tut, was er will.«
    »Er ist genau wie du. Ich habe dir befohlen, nicht ohne meine Erlaubnis den Großen Saal zu verlassen, und schon am nächsten Tag warst du draußen und hast die Hühner gefüttert.«
    »Jetzt bleibe ich ja hier im Großen Saal. Trist geht es sicher gut, Severin. Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.« Sie wusste, dass ihre Worte leer klangen, aber auch Vater Carreg hatte schon mehrere Male das Gleiche gesagt, um ihn aufzumuntern.
    »Dabei wusste ich, dass es einen Sturm geben würde. Ich hätte ihn nicht aus meiner Tunika lassen sollen. Hätte ich sie nur richtig zugeschnürt!«
    Hastings stemmte sich aus ihrem Lehnstuhl hoch. Ihr Bauch war rund und dick, ihre Augen leuchteten vor Gesundheit und ihr Herz war schwer in der Gewissheit, dass er Recht hatte.
    Trist konnte diesen Schneesturm wirklich nicht überlebt haben.
    Severin erhob sich ebenfalls und zog seine Handschuhe und den dicken Mantel an, den Gwent ihm wortlos reichte. Jede Stunde ging er hinaus, um nach Trist zu suchen, und kam wieder, wenn er die Kälte nicht mehr ertrug.
    Am nächsten Tag hörten sie jemanden rufen.
    Vorsichtig öffneten sie die Tür. Alart, der Torwächter, stand keuchend auf der Schwelle, sein Atem hing in dicken weißen Wolken zwischen ihnen. Mit den Füßen schob er einen großen Schneehaufen zur Seite. Neben ihm tauchte Trist auf, der schneebedeckt und mit weißgefrorenen Schnurrhaaren langsam hereintrottete. Er trug etwas im Maul.
    Es war ein kleines Marderjunges.
    »Mein Gott!«, rief Severin aus und eilte Trist entgegen. Er nahm ihn auf den Arm und hielt das Junge in den Händen, während Trist sich Wärme suchend an ihn drängte. Dann machte er sich los, sprang zu Boden und war aus der Tür, ehe Alart sie wieder schließen konnte.
    »Er holt noch eines!«, rief Hastings und bewegte sich im Watschelgang zur Tür.
    »Nimm das hier«, sagte Severin, gab ihr das Marderjunge und rannte hinter Trist her.
    Einige Augenblicke später kamen Mann und Marder gemeinsam wieder herein. Severin hielt Trist und ein zweites Junges an die Brust gedrückt.
    Die Heilerin erhob sich von ihrem Platz neben dem Kamin und sagte mit ihrer besten Befehlsstimme: »Gwent, sag MacDear, dass wir dringend warme Milch brauchen.« Sie schwieg einen Moment und strich über ihr Kinn. »Hastings, wir benötigen außerdem ein kleines Stück Stoff, das wir in die Milch tauchen können. Ja, so müsste es gehen.«
    Eine Stunde später ruhte Trist an Severins Brust. An Trists Brust schliefen zwei kleine Marder, die satt, gesund und zufrieden aussahen. Es war offensichtlich, dass Trist sehr mit sich zufrieden war.
    »Das Weibchen muss gestorben sein«, meinte Severin. »Deshalb hat Trist seine Kinder zu uns gebracht.« Er schaute seine vier Schwägerinnen an, die sich an sein Bein drängten, um die kleinen Tiere besser betrachten zu können, lächelte jeder von ihnen zu und sagte: »Die Kleinen brauchen einen Namen. Und dann müssen wir gut darauf achten, dass sie es immer ganz warm haben.«
    Harlette flüsterte: »Ich frage Mama, ob sie mir eine Tunika näht, dann kann ich eines von den Jungen an meiner Brust tragen, so wie du es mit Trist tust, Severin.«
    Matilda drängte sie zur Seite. »Ich nehme alle beide und lege sie in mein Bett. Dann bleibe ich so lange im Bett, bis es ihnen warm wird.«
    Obwohl Hastings müde war, obwohl das Kind in ihrem Bauch drückte und ihr Rücken schmerzte, lächelte sie. Dabei hätte sie am liebsten geweint, so erleichtert war sie. »Ich könnte ihnen anbieten, auf meinem Bauch zu schlafen, aber sie würden nur herunterrollen.«
    Severin schmunzelte.
    Sie waren eine große Familie. Die miteinander stritt, lachte, schrie und sich küsste. Dann hörte sie ein würgendes Geräusch und sah auf. Die arme Alice. Sie war schwanger, und das Kind machte es ihr nicht leicht. Selbst die Heilerin konnte kein Mittel finden, das ihren Magen im Gleichgewicht hielt. Beamis, Alices Mann, beugte sich über sie und rang
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