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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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Moment davonzuspringen. Severin machte einen tiefen Atemzug und strich mit dem Finger über den Kopf des Tieres. Sein Arm und der Marder entspannten sich.
    Er spießte ein Stück Fleisch mit dem Messer auf, betrachtete es eingehend, als könnte es vergiftet sein, und schob es schließlich in den Mund. Er kaute langsam und gründlich. Dann sagte er: »Ihr seid aufsässig. Eine Ehefrau muss folgsam sein. Ihr habt Euch still zu verhalten und mir zu gehorchen. Es steht Euch nicht an, Euch über mich lustig zu machen und meinen Zorn zu wecken.«
    »Ich mache mich nicht über Euch lustig, ich scherze nur mit Euch. Es mag wohl sein, dass etwas Spott aus meinen Worten klang. Missversteht mich nicht, Mylord. Ich sehe, dass Ihr ein Mann seid. Man hat mir versichert, dass Ihr stark und ein verlässlicher Beschützer seid - ein wahrer Krieger. Das weiß ich anzuerkennen. Ich werde Euch sogar als meinen Gemahl anerkennen, schon weil mir gar keine andere Wahl bleibt, aber ich denke nicht daran, mich wie ein Grashalm zu biegen, damit Ihr besser auf mich treten könnt. Selbst mein Vater, der mir nie eine Spur von Zuneigung gezeigt hat, verlangte das nie von mir.«
    »Ein Ehemann ist ein Ehemann und kein Vater.«
    Sie hatte das Gefühl, als könne sie sich ebenso gut gegen die Wehrmauer des äußeren Burghofs werfen. »So ist es«, sagte sie leise. »Da habt Ihr wohl Recht.«
    »Ihr trauert nicht um Euren Vater.«
    »Ich habe die letzten zwei Monate getrauert. Es gelang mir, seine Schmerzen zu lindem, aber mehr konnte ich nicht für ihn tun. Ihn gesund zu machen, stand nicht in meiner Macht. Nicht, dass er freiwillig etwas von mir angenommen hätte, was ihm hätte helfen können.«
    »Ihr seid also tatsächlich im Stande zu heilen?«
    »Ich versuche es. Manchmal gelingt es mir. Manchmal ist das Leiden stärker als der Kranke und meine Heilkunst.«
    Lord Graelam erhob sich von seinem Stuhl und räusperte sich. »Hört alle her! Lasst uns gemeinsam auf das Wohl von Lord und Lady Oxborough anstoßen.«
    Gehorsam tranken alle aus ihren Bechern und ließen das neue Paar hochleben, doch der Jubel war eher zurückhaltend. Niemand kannte diesen Mann, der nun ihr neuer Herr war. Alle waren auf der Hut. Die meisten, das wusste Hastings, machten sich Sorgen um sie. Sogar Beamis und die Soldaten ihres Vater blieben vorsichtig, obwohl sie sah, dass die Männer schon recht zwanglos mit Severins Gefolge schwatzten und lachten.
    Bei der ersten Möglichkeit verließ sie den Großen Saal. Heute war die letzte Nacht, die sie in Freiheit verbringen würde. Die letzte Nacht, in der sie das tun konnte, was sie wollte. Ihre Amme Dame Agnes, die ihr Hochzeitskleid genäht und schon ihre Mutter in den Schlaf gesungen hatte, begleitete sie in ihre kleine Schlafkammer. »Es ist ein großes Entgegenkommen, dass der Lord heute Nacht darauf verzichtet, das Lager mit dir zu teilen«, bemerkte die alte Frau. »Doch morgen, mein kleiner Liebling, wirst du ihm erlauben müssen, dir beizuwohnen. Ich bete darum, dass er dir keinen Schmerz zufügt, doch du solltest wissen, dass es beim ersten Mal ein wenig wehtun kann. Aber das hat nichts zu bedeuten. Lieg nur still und lass ihn tun, was er tun muss. Über die anderen Dinge sprechen wir dann später.«
    Welche anderen Dinge? fragte sie sich. Laut sagte sie: »Ich weiß, was er tun wird, Agnes. Ich habe gehört, dass der Akt manchen Frauen sogar Freude bereitet. Meiner Mutter muss der Falkner Vergnügen bereitet haben, sonst hätte sie Ralph nicht aus freien Stücken in ihr Bett gelassen.«
    »Du bist schließlich nicht wie deine arme Mutter. Eine Zeitlang war sie sehr unglücklich, aber Lord Fawke verweigerte ihr die Möglichkeit, sich zu ändern. Was für eine Tragödie.«
    »Was meinst du? Wollte sie denn zu meinem Vater zurückkehren?«
    Dame Agnes verschloss die dünnen Lippen und schwieg.
    »Oh bitte, meine Mutter ist schon seit vielen Jahren unter der Erde. Mein Vater ist ebenfalls tot. Es gibt niemanden mehr, dem dadurch Leid zugefügt wird. Erzähl es mir, Agnes. Meinst du nicht, dass es mir zusteht, alles darüber zu erfahren?«
    »Halt still«, sagte die alte Amme.
    Hastings verstummte, hob die Arme und wand sich hin und her, bis sie mit Agnes' Hilfe das kostbare safrangelbe Gewand abgestreift hatte. »Bewahr es gut für deine Tochter auf«, sagte die Alte. »Ich glaube nicht, dass ich noch lange genug leben werde, um ihr ein Hochzeitskleid zu nähen.«
    »Natürlich wirst du dann noch leben. Ich lerne von Tag
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