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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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ist so weit.«
    Er öffnete die Augen und sah sie an, zuckte zusammen und stieß heraus: »Du bist es, Janet, du bist hier. Wie kommst du hierher? Wie kann das sein?«
    »Ich bin es, Vater, Hastings, nicht Janet. Ich bin nicht meine Mutter. Ich bin ihre Tochter. Deine Tochter.«
    Schweiß lief ihm übers Gesicht, seine aschgraue Haut glänzte ölig. Er atmete schwer. Bestimmt traute er ihren Worten nicht, denn durch den weißen Schleier auf seinen Augen, das wusste sie, konnte er sie nicht richtig erkennen. Sie hatte die Blüten von Kornblumen, die die Heilerin Wundsichel nannte, zerrieben, in Wasser aufkochen lassen und ihm damit die Augen ausgewaschen. Auch wenn es ihm für kurze Zeit Linderung verschaffen konnte, hatte es seine Sehkraft nicht stärken können. Sein Blick war und blieb getrübt durch einen milchig glänzenden Schleier, der von Tag zu Tag dichter wurde.
    Er wandte sich von ihr ab und schwieg. Sie blickte auf ihn hinunter. Neben ihr meldete sich Graelam de Moreton zu Wort: »Vater Carreg ist hier.«
    »Ist mein Bräutigam noch nicht erschienen?«
    »Das bin ich allerdings, wovon ihr Euch überzeugen könnt, wenn Ihr Euch nur umdreht.«
    Sie sah sich um und stellte fest, dass er noch genau so gekleidet war wie vorhin im Großen Saal, von Kopf bis Fuß in Grau. Nur Schwert und die Peitsche hatte er abgelegt. Der Marder hatte sich wie ein dichter, weicher Kragen um seinen Hals geschmiegt.
    »Schon besser«, sagte er, indem er seinen Blick auf ihr Gesicht heftete, um ihn dann hinunter zu ihren Brüsten und weiter über ihre Körper gleiten zu lassen.
    »Ich will ihn nicht«, sagte sie zu Graelam und klammerte sich am schweren Samt seines Ärmels fest. »Graelam, bitte, ich will ihn nicht. Ich kenne ihn nicht einmal. Was ist er? Wer ist er? Gibt es denn keinen anderen Ausweg?«
    »Ihr solltet Euch besser gleich an mich wenden, Madam, denn in wenigen Minuten werdet Ihr mir gehören, so wie mir alles andere gehören wird, auch das Kleid, das Ihr am Leib tragt, und die Schuhe an Euren Füßen.«
    »Also gut. Ich kenne Euch nicht. Ich möchte mit der Heirat lieber noch warten.«
    »Ihr wisst, dass das unmöglich ist.« Er schwieg einen Moment und fuhr dann achselzuckend fort: »Wir müssen vermählt werden, ehe Euer Vater stirbt. Dort draußen lauern habgierige Männer, die alles tun würden, um Euch gefangen zu nehmen und zur Heirat zu zwingen. Das Einzige, was Euch schützen kann, ist meine Frau zu werden.«
    Es war nicht das erste Mal, dass sie diese Erklärung zu hören bekam. Mit verächtlichem Schnauben hatte ihr Vater von Richard de Luci gesprochen, einem Mann, der sie mit großer Furcht erfüllt hatte, als sie ihm vor zwei Jahren bei einem Turnier zufällig begegnet war.
    Sie sagte: »Aber Richard de Luci ist doch bereits verheiratet. Wie kann er dann eine Bedrohung für mich sein?«
    »Eine Ehefrau wird ihn kaum aufhalten«, erwiderte Severin schroff mit gleichgültiger Stimme. »Ich vermute, dass er bereits für den Tod seiner Frau gesorgt hat.«
    »Ich werde dich auspeitschen, wie ich deine Mutter ausgepeitscht habe, wenn du nicht tust, wie dir befohlen ist. Tu es. Jetzt.«
    Alle starrten Fawke von Trent an. Mit letzter Kraft hatte er sich hochgezogen und auf seine Ellbogen gestützt. Er blickte von seiner Tochter zu Severin von Langthorne. »Tut es jetzt. Mein Ende ist nahe. Ihr müsst einander heiraten, um meinen Besitz und meinen Namen vor dem Untergang zu bewahren.«
    Und ich gelte dabei weniger als nichts, dachte Hastings. Seit er ihre Mutter zu Tode gepeitscht hatte, war sie von ihrem Vater mit Nichtachtung gestraft worden. Ihre Amme hatte sie davor bewahrt, das Schreckliche mitansehen zu müssen, aber sie hatte die Schreie ihre Mutter gehört. Ihr Mund war wie ausgetrocknet. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich bin bereit«, sagte sie schließlich. Entschlossen streckte sie ihre Hand aus und Severin ergriff sie.
    Vater Carreg verlor keine Zeit. Während er die lateinischen Worte ablas, die er auf einem Blatt Pergament vorbereitet hatte, flog sein Blick von Severin zu Fawke von Trent. Er begann noch schneller zu sprechen und Hastings merkte, dass er ganze Teile der Zeremonie ausließ. Ihr Vater tat den letzten Atemzug in demselben Augenblick, in dem Vater Carreg ihnen den Segen erteilte. Aufatmend tupfte sich der Priester Schweißperlen von der Stirn. »Ich habe ihn bereits mit den Sterbesakramenten versehen«, erklärte er Hastings. »Jetzt werde ich für ihn beten. Nehmt nun
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