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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition)
Autoren: Veronica Wings
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Männer also durchaus noch Feindberührung. Beatriz schöpfte bei diesem Gedanken ein wenig Hoffnung. Vielleicht stießen sie ja auf christliche Ritter, die sie befreiten.
    Dann suchte ihr Blick Diegos Leiche. Die Mauren hatten sie achtlos hinter einen Felsen geworfen. So schnell würde hier niemand den Toten finden.
    »Wollt Ihr ihn da liegen lassen?«, fragte sie entsetzt. »Den wilden Tieren zum Fraß?«
    Der Maure verdrehte die Augen. »Wir können ihn kaum mit nach Granada schleppen«, sagte er gelassen und griff nach den Zügeln von Beatriz’ Pferd.
    Beatriz schossen erneut die Tränen in die Augen, und diesmal konnte sie ein Schluchzen nicht unterdrücken. Der Maure hatte wohl eher mit einem erneuten Aufbrausen gerechnet. Als er das Mädchen jetzt weinen sah, schien sein Blick weicher zu werden.
    Schließlich bellte er ein paar Befehle, woraufhin einer seiner Männer den Jagdhund einfing, der immer noch am Rand des Geschehens wartete. Beatriz schluchzte auf und zitterte. Was würden sie jetzt wohl mit dem Hund tun? War es Sitte bei den Mauren, auch die Tiere ihrer Opfer abzuschlachten?
    »Ein hübsches Tier. Bestimmt wird Euer Vater ihn vermissen«, bemerkte der Anführer mit einem Seitenblick auf das Mädchen. »Und im Gegensatz zu Eurem Liebsten stehlen wir nichts, was ein anderer abgerichtet hat.«
    Beatriz verfolgte mit brennenden Augen, wie der Krieger den Hund an einen Baum band. Danach gab der Anführer endgültig den Befehl zum Abritt.
    Der verlassene Jagdhund begann sofort jämmerlich zu heulen, als die Reiter sich entfernten, und endlich erkannte das Mädchen die Absicht ihres Entführers. Wenn Don Aguirre Männer schickte, um Diego und Beatriz zu suchen,würden sie das Gebell unzweifelhaft hören. Beatriz musste widerwillig zugeben, dass der Maure damit Größe bewies. Schließlich erhöhte sich sein Risiko, unentdeckt zu entkommen, wenn Don Aguirre Diegos Leiche fand.
    Das Mädchen warf dem Geliebten einen letzten Blick zu.
    All ihre Träume und Sehnsüchte waren mit seinem Blut ausgelöscht worden. Was mochte die Zukunft für sie bringen?

Zweites Kapitel
    Diegos Hengst stand immer noch still nahe der Senke, als die Reiter aufbrachen. Erst als der Maure ihn rief, kam Leben in ihn.
    »Touhami! Komm!«, befahl der Mann, woraufhin sich das Tier in Trab setzte und den Mauren brav folgte.
    »Er gehorcht Euch!«, meinte Beatriz verblüfft, obwohl sie sich eigentlich vorgenommen hatte, kein Wort mehr mit ihrem Entführer zu wechseln.
    Der Maure nickte. »Selbstverständlich. Ich habe ihn ausgebildet.«
    »So hat Diego ihn von Euch im Kampf erbeutet?«, fragte Beatriz. Es schien endlos lange her zu sein, dass ihr Liebster sich am Morgen mit der Eroberung des Pferdes gebrüstet hatte.
    Der Maure lachte bitter. »Nein, meine Schöne, das wäre ihm schlecht bekommen. Und ich würde auch nicht von Kampf sprechen. Der Hirtenjunge, dem die Sorge um das Pferd anvertraut war, besaß nicht einmal ein Schwert. Trotzdem hat er den Hengst mit seinem Leben verteidigt. Er hat sich Eurem Helden mit einem kleinen Jagdmesser zum Kampf gestellt! Ein dreizehnjähriges Kind, Donna Aguirre, und Euer Liebster stach es ab wie ein Schlachtlamm!«
    Beatriz schüttelte den Kopf. Das musste eine Lüge sein! Diego hätte niemals derart unehrenhaft gehandelt ...
    »Ihr habt ein Streitross einem Kind überlassen?«, fragte sie höhnisch. »Wer soll Euch das glauben?«
    Der Maure zuckte die Achseln. »Glaubt es, oder glaubt es nicht. Es ist die Wahrheit. Das Pferd war auch kein Streitross, Euer Freund stahl es aus einem Gestüt, der Junge führte es eben zur Tränke. Und ich war kaum älter als der Knabe, als ich es abrichtete. In Granada haben wirkeine Angst vor Hengsten, Dueña! Aber im Gefecht verlassen wir uns lieber auf die Treue unserer Stuten ...« Er lächelte und streichelte über den glatten Hals seines Reitpferdes, einer prächtigen Stute, deren Fell im Sonnenlicht golden glänzte.
    »Auf die Treue Eurer Frauen verlasst Ihr Euch weniger, wie ich hörte!«, gab Beatriz schnippisch zurück. »Oder stimmt es nicht, dass Ihr sie in einen Harem einsperrt?«
    Der Maure lachte. »Nun, wir legen auch unseren Stuten Halfter an ...«
    Fast spitzbübisch sah er zu Beatriz hinüber und schien auf einen Gegenhieb zu warten. Doch Beatriz wusste nichts mehr zu sagen. Wie hatte sie sich überhaupt auf ein Gespräch mit ihrem Entführer einlassen können? Außer Lügen und Schmähungen kam doch nichts dabei heraus.
    In den nächsten Stunden
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