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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition)
Autoren: Veronica Wings
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wertvolleKenntnisse erwerben, dass ihm eine glänzende Karriere offen stünde.
    Endlich war der Tag der Hochzeit gekommen. Ayesha war schon am Morgen eingetroffen – als verheiratete Frau allerdings nicht mehr hoch zu Maultier, sondern in der üblichen, verschlossenen Sänfte. Sie brannte darauf, alles über Beatriz’ ›kastilianischen Abend‹ zu hören und wollte sich ausschütten vor Lachen über die Ritter, die nach Beatriz’ Angaben ›etwas muffig‹ gerochen und mit feuchten Handküssen um sich geworfen hatten.
    »Ich sage es dir ja, Kindchen, sie haben keine Kultur! Von selbst kommt das nicht, Männer lernen nur, sich ordentlich zu benehmen, wenn sie von Anfang an richtig geschult werden. Mädchen natürlich auch !”, bemerkte sie mit einem Seitenblick auf Yasmina, die ihr nach wie vor am Rockzipfel hing. Die Kleine bewegte sich seit Ayeshas Hochzeit sehr viel graziöser, sie hatte Khalidas Schülerinnen einiges abgeguckt. Ayesha verriet, dass sie zu Hause praktisch ständig irgendwelche Gegenstände auf dem Kopf herumtrug. Das, so hatte ihr eines der Mädchen erklärt, sorge für eine aufrechte Haltung und einen wiegenden Schritt.
    Wieder wurde im Harem ausgelassen gefeiert. Die Mädchen tanzten und lachten schon seit den frühen Morgenstunden und übten sich zudem in den Sitten einer fremden Kultur. Beatriz hatte das kastilianische Mobiliar hereinbringen lassen und die Köchinnen gebeten, noch einmal das Menü ihres spanischen Abends zuzubereiten. Nun machten sich die Mädchen im Harem einen Spaß daraus, graziös auf den ungewohnt hohen Stühlen Platz zu nehmen und von den kastilianischen Speisen zu kosten. Ein paar probierten auch die Kleider an, die Susanna genäht hatte, und Ayesha sorgte für eine Überraschung. Die sonst so orientalische Schönheit wirkte in Beatriz’ Kleidwie eine geborene spanische Grande. Dank Khalidas Drill verstand sie sich sogar im Fischbeinkorsett anmutig zu bewegen, aber sie dankte doch Allah, dass ihr ein Verkauf nach Kastilien erspart geblieben war. Nach wie vor war sie überaus glücklich mit Hammad.
    Gegen Mittag zog sich Beatriz mit ihren engsten Freundinnen zum Ankleiden zurück. Ihr Hochzeitsgewand bestand aus einem seidenen, fließenden Unterkleid in Indigo-Blau und etwas helleren Hosen, dazu kamen die sieben Schleier in allen Farben des Meeres, vom tiefen Nachtblau bis zum leuchtenden Türkis. Ayesha beschenkte sie mit Ohrringen, die wundervoll zu Amirs Aquamarin passten, und auch ihr Haar wurde diesmal nicht mit Perlenschnüren, sondern mit Goldketten geschmückt, in die kleine Aquamarine eingelassen waren. Sie waren das Hochzeitsgeschenk des Wesirs; Tibbon ai Taíf hatte sie eigens für Beatriz anfertigen lassen. Auch sonst wurde sie so aufwändig mit Gold und Edelsteinen behängt, dass sie zum Schluss meinte, kaum noch aufstehen zu können.
    »Wie soll ich damit tanzen, das Gewicht zieht mich ja herunter?!«, klagte sie lachend.
    »Du brauchst nicht zu tanzen, das erledigen wir«, erklärte Blodwen, die für die Unterhaltung der Hochzeitsgäste zuständig war. »Die Tänzerinnen kleiden sich bereits an. Wir haben ein erlesenes Programm zusammengestellt, das deinen Gatten und seine Gäste sicher entzücken wird. Das Brautpaar braucht nur dazusitzen und zuzuschauen.«
    »... Und was dich angeht, Beatriz, so horte deine Schätze«, mahnte Ayesha. »Dieses Gold ist deine Mitgift, es bleibt dein Besitz, egal, was passiert. Unser Schmuck ist unser einziger Reichtum. Bei einer Scheidung ...«
    »Psst, sprich nicht von Scheidung, das bringt Unglück !”, rief Katiana abergläubisch.
    Ayesha lackte.
    »Khalida pflegte uns zu sagen, ein Mädchen müsste immer auf alles vorbereitet sein.«
    Beatriz lachte ebenfalls. »Zu mir kannst du so viel von Scheidung reden, wie du willst. Amir und ich bleiben ewig verbunden. Es gibt nichts mehr, was uns noch trennen könnte.«
    Susanna drapierte gelassen einen weiteren Schleier um ihren Körper und befestigte ihn mit einer zusätzlichen Goldkette. Beatriz’ Proteste überhörte sie einfach.
    »Der Schmuck«, erklärte sie schließlich, »zeugt auch von der Wertschätzung deines Gatten. Und davon kannst du auf keinen Fall jemals genug haben.«
    Ayesha schminkte Beatriz’ Gesicht, und Blodwen zeichnete seltsame Symbole statt der üblichen Hennaranken auf ihre Hände und Füße.
    »So macht man es in meiner Heimat«, lächelte sie. »Die Symbole stehen für Glück und vor allem für Fruchtbarkeit. Mögest du dem Emir viele Kinder
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