Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition)
Autoren: Veronica Wings
Vom Netzwerk:
war – warum mißigten sie sich also nicht ein bisschen? Beatriz war peinlich berührt von ihrem ungenierten Rülpsen und Gähnen. Dazu grenzten ihre Gesprächsbeiträge inzwischen an Pöbelei – wenn sie von Frauen sprachen, fehlte ihnen jegliche Ehrfurcht. Besonders Simon de la Valle stand die Lüsternheit im Gesicht geschrieben.
    »Was für reizende Musikantinnen Ihr hier habt!« Trunken näherte sich der Ritter dem Vorhang, hinter dem Blodwen und die anderen Mädchen kastilianische Weisen spielten.
    »Und sie machen richtige Musik. Man könnte direkt danach tanzen. Wie ist es, Beatriz – beherrscht Ihr noch einen guten kastilianischen Tanz?«
    Don Simon hielt ihr auffordernd die Hand entgegen, und Beatriz erhob sich errötend. Eine Weigerung ihrerseits würde er sicher als Beleidigung auffassen. Beatriz war die Berührung jedoch unangenehm. Seit sie in Granada war, hatte sie nicht mehr mit Männern getanzt, hier tanzten die Frauen nur untereinander oder führten ihre Tänze den Männern vor.
    Der Ritter zog Beatriz heftig an sich. Sie meinte, ersticken zu müssen. Das Korsett und sein Geruch ...
    Dennoch nahm die Musik sie gefangen. Es war wie eine Reise in eine vergangene Zeit. Damals hatte sie sich mit Diego so gedreht, und er hatte ...
    Sie dachte genüsslich zurück an Diegos Hand auf ihren Hüften, ihre verstohlene Wanderung zu ihrem Hinterteil ... Und dann spürte sie eben diese Berührung! Der betrunkene Ritter tastete sich ungeniert vor.
    »Don Simon!« Beatriz zischte ihren Tanzpartner an.»Wie könnt Ihr es wagen, mich so zu berühren? Wenn mein Gatte das sieht, lässt er Euch vierteilen ...«
    »W... w... was ist der Tod gegen die L... liebe einer schönen Frau ...«, lallte Don Simon. »L ... lass mich ein bisschen festes Fleisch fühlen ... meine Carmen ist fett geworden seit dem ersten Kind.«
    Beatriz entschied sich, keine Staatskrise heraufzubeschwören, indem sie ihm die verdiente Ohrfeige verpasste, hielt ihn aber entschieden auf Abstand.
    So langsam hatte sie genug von diesem Kastilianischen Abend. Natürlich war es wundervoll, ihren Vater wieder zu sehen. Aber dies hier war widerlich – und die Nachrichten von zu Hause machten sie regelrecht krank.
    Carmen, ihre fröhliche, lebensfrohe Freundin, schlank wie eine Weidenrute. Sie konnte sie sich kaum als fette Mama zweier schreiender kinder vorstellen. Und die kleine, süße Annabella, die immer davon geträumt hatte, einen Prinzen zu heiraten ... vermählt mit dem grobschlächtigen Pedro und im Kindbett gestorben ...
    Auch ihre anderen Freundinnen waren inzwischen in halb Kastilien vermählt, oft mit Männern, die sie vorher kaum zweimal gesehen hatten. Fast alle hatten mindestens ein Kind, berichtete Don Aguirre, und eine weitere teilte Annabeils Schicksal. »Gott gibt und Gott nimmt...« Auf einmal fühlte Beatriz sich selbst reich beschenkt.
    Don Pedro hatte sich inzwischen neugierig den Musikerinnen genähert. Lachend spähte er hinter den Vorhang.
    »Eine schöner als die andere«, wandte er sich bewundernd an Amir »Und die gehören alle Euch? Will meinen ... Ihr könntet mit jeder von denen ...?« Er leckte sich die Lippen.
    Der Emir würdigte ihn keiner Antwort.
    Don Aguirre, der sich mit Amir ernsthaft unterhalten hatte, stand auf.
    »Ich denke, wir werden uns jetzt entschuldigen«, sagte er mit einem tadelnden Blick auf Don Pedro. »Verzeiht meinen Rittern, Euer Wein war wohl etwas zu stark für ihre Kehlen. Sehe ich dich morgen noch, Beatriz?«
    Beatriz sah ernst von ihm zu Amir.
    »Wenn mein Herr es mir erlaubt, würde ich Euch gern in den Frauengemächern empfangen, mein Vater«, sagte sie förmlich. »Dann müsste ich mich auch nicht so festlich kleiden, sondern könnte in zwangloseren Gewändern mit Euch plaudern. Schließlich seid Ihr gekommen, um zu sehen, wie ich jetzt lebe. Erlaubt mir, dass ich es Euch zeige.«
    Über Amirs Gesicht ging ein Strahlen, während Don Aguirre eher skeptisch blickte.
    »Ich soll ... in einen Harem?«
    »Gebt der Versuchung nicht nach, Herr, ich bitte Euch!«, beschwor Padre Javier. »Dort lauert nicht nur eine Eva!«
    Beatriz und Amir sahen einander an, und ihrer beider Spannung entlud sich in einem Losprusten. Beatriz hätte sich gern lachend in seine Arme geworfen, aber das Korsett und die Schicklichkeit hinderten sie daran.
    Schließlich fasste sich der Emir.
    »Ich bin überzeugt, meine Frauen werden Euch unbehelligt wieder ziehen lassen«, sagte er förmlich.
    Hinter dem Vorhang der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher