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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition)
Autoren: Veronica Wings
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schenken – nicht nur Söhne, sondern auch Töchter, die deine Schönheit und Klugheit weiter tragen.«
    Beatriz sah sie strahlend an.
    »Du wirst ihnen beibringen, die Harfe zu spielen«, sagte sie dann.
    Als der letzte Schleier befestigt und die Braut obendrein in ein schweres Obergewand aus kostbarstem Brokat gekleidet worden war, klopfte es an die Tür zu Beatriz’ Gemächern. Susanna öffnete und fand sich zu ihrer Überraschung dem Emir gegenüber.
    Amir wollte eintreten, aber Susanna hielt die Tür entschlossen zu und ließ ihn nur durch einen Spalt hineinlinsen.
    »Nein, Herr, Ihr könnt hier nicht eintreten«, wehrte sieihn energisch ab. »Ein alter Brauch in unserem Land verbietet, dass der Bräutigam seine Braut vor der Hochzeit sieht«
    »Sei nicht albern, Weib«, lachte Amir. »Du bist seit einem halben Tag dabei, meine Frau hinter den sieben Hochzeitschleiern zu verstecken. Ich wette, es gibt inzwischen kein Jota ihrer Haut mehr, das nicht von Seide und Brokat verdeckt wird.«
    Tatsächlich ließ Beatriz’ Aufzug die Schönheit ihrer Gestalt nur noch entfernt erahnen. Ihre meerblauen Augen konnte die Gaze jedoch nicht verstecken. Sie leuchteten auf, als Amir Susannas Protesten zum Trotz eintrat und nach der Hand seiner Braut griff.
    »Komm ans Licht, meine Sonne! Bevor ich mich binde, will ich mich vergewissern, wer du bist. Woher weiß ich, ob die Frauen mir nicht doch ein anderes Mädchen unterschieben?«
    Beatriz kicherte. »Wie willst du dir da sicher sein? Wage es nicht, mich noch einmal zu entkleiden !”
    Sie zog die Gewänder sorgsam zurecht.
    Amir half ihr mit gespieltem Ernst und glättete seinerseits eine Falte. »Das brauche ich nicht. Ich werde Gewissheit haben, wenn ich dir meine Geschenke gezeigt habe. Keine andere könnte sie so schätzen wie du.«
    Voller Erwartung und Vorfreude zog der Emir seine Geliebte aus ihren Privatgemächern und führte sie durch die Korridore des Harems. Die Mädchen, denen sie unterwegs begegneten, quietschten und kicherten, wenn es ihnen nicht sofort gelang, ihr Gesicht hinter der Cobija vor Amir zu verstecken, und sie lachten und applaudierten der Braut. Beatriz fühlte sich trotz all der schweren Ketten und Armbänder leicht wie eine Feder. Hatte sie wirklich befürchtet, die Mädchen hier würden ihr das Glück missgönnen? Bis jetzt hatte sie kein einziges böses oder neidisches Gesicht gesehen.
    Zu ihrer Verwunderung führte Amir sie durch die Gärten und Empfangsräume bis zu der versteckten Pforte in der Palastmauer, die den Harem direkt mit der Außenwelt verband. Sie hielt den Atem an, als der Emir sie öffnete.
    Auf der Straße vor dem Eingang zum Harem warteten eine mit blauem und goldenem Stoff bespannte Sänfte und ein schneeweißes Maultier mit wertvollstem Sattelzeug. Sechs gewaltige Nubier standen bereit, die Sänfte zu tragen.
    »Deine Sänfte, dein Reittier und deine Leibgarde, meine Liebste. Sie stehen dir von heute an zur Verfügung, wann immer du Lust hast, meinen Harem zu verlassen. Ich werde mich allerdings bemühen, dir nicht allzu häufig Grund dazu zu geben. Du sollst dein ganzes Glück darin finden, bei mir zu sein und mein Leben und meine Herrschaft zu teilen.«
    Beatriz vergaß ihre Schleier und fiel ihm um den Hals.
    »Du wirst mich nicht einsperren wie einen Vogel im Käfig?«, fragte sie und musste fast weinen vor Glück. »Du lässt mich gehen, wohin immer ich will?«
    Amir nickte.
    »Was dich hält, sind nur die Bande der Liebe«, flüsterte er.
    Beatriz schlug die Schleier zurück und küsste ihn. Diese Fesseln würde sie glücklich tragen.

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