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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition)
Autoren: Veronica Wings
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Haushalt gearbeitet. Ihr habt doch gesehen, ich kann mich kaum selbst schnüren ...«
    Der Maure schien sie zu taxieren wie eine edle Stute. Seine Blicke erfassten ihr rotgoldenes, in weichen Locken bis zur Taille offenes Haar, ihre jetzt fast stahlblau blitzenden Augen und die vollkommene Gestalt. Ein leichtes Lächeln erhellte seine Züge, er schien ihre Finte zu erahnen.
    »Zur Dienstmagd?«, fragte er spöttisch. »Nein, das sicher nicht. Keine Sorge, man wird Euch kaum als Küchenmädchen verschleudern. Wenn Ihr lernt, Euer loses Mundwerk ein wenig zu zügeln, werdet Ihr zur Blüte eines Harems aufsteigen. Zudem schnürt man sich nicht in Granada. Eure üppigen Reize werden dem Käufer offen dargebracht werden.«
    »Ein Harem?... Ihr wollt mich als Hure losschlagen?«
    Beatriz war so bestürzt, dass sie dem Mann geradewegs in die Augen blickte. Nein, sie waren nicht schwarz, nur dunkelbraun mit hellen Einsprengseln, die lebhaft darin zu tanzen schienen, wenn er belustigt zwinkerte wie jetzt.
    »Auch das nicht! Wie könnte ich? Eine Hídalga! Ganz abgesehen davon, dass sich ein Hurenhaus Euren Preis nie leisten könnte. Nein, seid ganz unbesorgt. Sicher wird Euch ein Edelmann erstehen, der Eure Reize zu schätzen weiß. Womöglich wird man Euch einst sogar in den Stand einer Ehefrau erheben. Wenn Ihr ein wenig mehr Tugend und Sittsamkeit beweist als bislang.«
    Beatriz errötete. Sie hätte gern gewusst, wie viel die Mauren wirklich von ihrem Liebesspiel mit Diego beobachtet hatten.
    Der Maure schien ihre Gedanken zu erahnen. »Eure Leidenschaftlichkeit dürft Ihr darüber natürlich nicht verlieren!«, sagte er mit anzüglichem Lächeln. »Es wird ein wichtiges Verkaufsargument sein, dass Ihr bereits wisst, wie man seinen Herrn erfreut.«
    »An mir wird kein reicher Lüstling seine Freude haben!«, spie Beatriz ihn an.
    Der Mann lachte.
    »Das bezweifle ich«, meinte er dann. »Doch nach allem, was ich bisher über Euch weiß, müsst Ihr mir gestatten, das zu bezweifeln ... Ihr seid dazu geschaffen, einen Mann glücklich zu machen! Und im richtigen Augenblick werdet Ihr Euch auch wieder daran erinnern.«
    Nach diesem Schlagabtausch schwieg Beatriz beleidigt. Sie versuchte den Eindruck zu erwecken, als schmollte sie, aber in Wirklichkeit packte sie inzwischen nackte Angst. Der Mann schien sie wirklich versklaven zu wollen. Und zudem wurde es dunkel. Es sah nicht so aus, als würden sie Granada vor der Nacht erreichen. Tatsächlich ließ der Anführer der Männer schließlich halten und ein Feuer entzünden. Die Krieger entfalteten Decken auf dem Boden. Für Beatriz richteten sie ein etwas weiter vom Feuer entferntes Lager her.
    »Verzeiht, dass wir Euch kein Zelt bieten können!«, entschuldigte sich ihr Entführer. »Aber wir konnten ja nicht ahnen, dass wir eine so schöne und kostbare Beute heimbringen würden.«
    »Das heißt, ich soll die Nacht hier mit Euch verbringen?«, fragte Beatriz entsetzt. Das war zwar offensichtlich, aber die Gefahren traten ihr erst jetzt klar vor Augen. »Allein und hilflos?«
    In Panik klammerte sie sich an die Zügel ihrer Stute und machte keine Anstalten, den Sattel zu räumen.
    »Was gibt mir die Gewähr, dass Eure Leute nicht im Dunkeln über mich herfallen?«
    »Ihr gesundes Gewinnstreben!«, lachte der Maure und sattelte sein eigenes Pferd ab. »Man wird Eure Unberührtheit prüfen, bevor man Euch versteigert, meine Schöne. Glaubt mir, hier bei meinen Männern seid Ihr sicherer als unter der Fuchtel Eurer Amme! Aber natürlich könnt Ihr auch im Sattel schlafen. Das würde zwar etwas unbequem, und Ihr würdet sicher kein Auge zu tun und morgen Ringe unter den Augen haben, die Eurer Schönheit abträglich wären. Aber mich bekümmert das wenig: Vor dem Verkauf wird man Euch schon wieder herrichten. Wenn Ihr aufs Podium steigt, werdet Ihr frisch aussehen wie der junge Morgen. Also soll ich Euch nun herunterhelfen oder einfach das Pferd irgendwo anbinden?«
    Die Männer polsterten Beatriz’ Lager mit mehreren Satteldecken, und das Mädchen wickelte sich zitternd in Touhamis goldbestickte Schabracke. Am Morgen hatte sie das edle Tuch noch bewundert. Am Morgen hatte Diego sie aus dem Sattel gehoben und dabei zärtlich mit ihr gespielt. Welch ein Unterschied zu den ruhigen Händen des Mauren, der ihr geschickt, aber fast geschäftsmäßig vom Pferd half. Ein Händler, sorgsam und umsichtig im Umgang mit seiner Ware, aber ohne Leidenschaft ...
    Ein paar Ellen näher am Feuer
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