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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition)
Autoren: Veronica Wings
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Stute, die daraufhin wieder angaloppierte und noch schneller rannte. Beatriz erkannte den Anführer der Mauren – auch er auf dem blanken Pferderücken, nur ein Seil um den Hals des Pferdes geschlungen.
    »Haltet Euch fest, ich habe Euch gleich!«, rief er Beatriz zu, aber ihre Stute wollte sich offensichtlich nicht fangen lassen. Immer, wenn der Mann nach den Zügeln griff, wich sie zur Seite aus. Beatriz wusste nicht, ob sie schrie oder schluchzte. Sie wusste nur, dass sie jetzt nicht fallen durfte, die Hufe der beiden Pferde hätten sie zweifellos zerstampft.
    Aber dann griff der tollkühne Reiter neben ihr zu eineranderen Strategie. Mit einem kaum hörbaren Schnalzen trieb er den Hengst zu noch schnellerem Galopp an und überholte Beatriz’ Stute mit raschen Sprüngen. Als er ein paar Pferdelängen vor ihr war, stellte sein Reiter das Pferd quer. Beatriz Stute fiel zunächst in Trab und schien nach einem Ausweg zu suchen, aber an Touhami kam sie nicht vorbei. Mit zitternden Flanken und schweißüberströmt blieb sie stehen, während Beatriz wimmernd zu Boden rutschte. Noch schien die Welt unter ihr zu schwanken, sie konnte das Wunder, dass ihr nichts geschehen war, kaum begreifen.
    Touhamis Reiter fing die Stute ein und band beide Pferde an einen Olivenbaum. Dann kam er zurück zu der immer noch schluchzenden, am Boden kauernden Beatriz.
    »Hast du dir etwas getan? Bei Allah, Mädchen, wie kannst du eine solche Dummheit machen? Du könntest tot sein! Hätte ich das gewusst, hätte ich dir Hände und Füße binden lassen!«
    Der Mann zog die in sich zusammengesunkene Beatriz hoch, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Es war schmutzig und tränenüberströmt, aber bis auf ein paar Kratzer unverletzt. Das Mädchen zog die traurigen Reste ihres Reitkleids um sieh, um ihre Beine zu bedecken. Ihre Schenkel waren außen verkratzt, innen wund gerieben vom Reiten.
    »Das nutzt nun auch nichts mehr«, brummte der Maure. »Steh auf, kannst du gehen?«
    Beatriz kam schwankend auf die Füße. Ihr Körper fühlte sich völlig zerschlagen an, aber es war nichts, was ein paar Tage Ruhe nicht auskurieren konnten. Ein paar Tage Ruhe? Wer wusste, wie viele Tage auf dem Pferderücken ihr noch bevorstanden? Sie wimmerte hilflos.
    Ihr Entführer ließ sie ein paar Schritte gehen und vergewisserte sich dabei, dass ihr wirklich nichts Ernsthaftesfehlte. Sein zunächst besorgter Blick wurde wieder kühl und mitleidslos.
    »Nun, wie es aussieht, hat die Ware keinen bleibenden Schaden davongetragen«, bemerkte er grinsend.
    Beatriz schluckte die Tränen herunter und warf den Kopf hoch.
    »Das könnt Ihr nicht wissen, vielleicht blute ich ja ...«, behauptete sie. »Meine Amme ermahnte mich stets, nicht im Herrensitz zu reiten. Sonst könnte ich meinem Geliebten in der Hochzeitsnacht eine böse Überraschung bereiten ...«
    Der Maure zuckte gespielt beiläufig die Schultern.
    »Meine Männer werden gern einmal nachsehen, wenn wir wieder ins Lager kommen ...«, bemerkte er anzüglich. »Aber ich schätze, Ihr seid unversehrt. Tja, und wenn nicht, bleibt Euch immer noch das Schicksal einer Küchenmagd – als Reitknecht kann ich Euch ja schlecht losschlagen, obwohl Euch das besser liegen dürfte. Respekt, Respekt, so mancher Bursche hätte sich nicht so lange gehalten! Aber nun kommt, diesmal werdet Ihr mit mir reiten. Ich denke gar nicht daran, das kostbare Gespinst vor Eurer Pforte der Lust noch einmal in Gefahr zu bringen.«
    Beatriz hatte nicht mehr die Kraft, sich gegen seinen festen Griff um ihre Taille zu wehren. Der Maure hob sie mühelos im Seitsitz auf den Rücken des Hengstes, der dabei still ausharrte wie ein Standbild. Erst als der Mann sich hinter ihr hinaufgeschwungen hatte und sicher den Arm um sie legte, setzte das Tier sich in Bewegung. Ganz sanft und behutsam trug es seine Reiter zurück zum Lager.
    Beatriz schwankte zwischen dem Widerwillen vor ihrem Bezwinger und der Angst vor dem Herunterfallen. Wenn sie sich versteifte und gegen seinen Griff wehrte, bestand Gefahr, den ohnehin fragilen Halt zu verlieren.Aber den Widerstand aufgeben? Sich einfach an den Mann anlehnen, der sie zurück in die Sklaverei brachte? Beatriz entschloss sich zu einem Kompromiss. Zwar nahm sie die Hilfestellung des Mauren an, aber sie hielt sich doch straff und aufrecht und bemühte sich, ihr Gleichgewicht selbst zu halten. Mit der Zeit wurde das natürlich immer schwieriger. Der Weg zum Lager war etliche Meilen lang, im Schritt zog sich die
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