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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition)
Autoren: Veronica Wings
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Kampf.«
    Beatriz schluckte. Aber dann gewann die Empörung wieder die Oberhand. »So? Und warum habt Ihr die Kerle dann gehindert, Besitz von mir zu nehmen? Warum habt Ihr sie nicht gewähren lassen? Sicher hätten sie mir hinterher die Freude gemacht, mich zu töten!«
    Der Mann schüttelte den Kopf, und in seinen Augen blitzte wieder dieses spöttische Lächeln, das Beatriz rasend machte. Beatriz registrierte, dass er volles, langes Haar hatte, schwarz, leicht gelockt und in der Mitte gescheitelt.
    »Ihr wollt nicht wirklich sterben«, sagte er sanft. »Mal ganz abgesehen davon, dass meine Männer Euch nicht getötet hätten. Sie hätten nur Euren Wert gemindert Nach dem, was wir hier vorhin mit ansehen durften, nahmen sie nicht an, dass Ihr Jungfrau seid. Ich aber entnahm Euren rührenden Abschiedsworten für meinen geehrten Gegner« – die letzten Worte spuckte er nur so aus –, »dass Ihr trotz all der Liebeswonnen, deren Zeugen wir wurden, doch noch unberührt seid. Und eine Jungfrau EurerSchönheit bringt mehr auf dem Sklavenmarkt in Granada, als diese Männer in drei Jahren verdienen. Das habe ich ihnen vor Augen gehalten, und klug wie sie sind, verzichteten sie auf das kurze Vergnügen zu Gunsten des Reichtums. Wollt Ihr mir nun sagen, wie Ihr heißt?«
    Beatriz fehlten die Worte. Ein Sklavenmarkt? Ein horrender Preis? Natürlich wusste sie, dass sowohl die Mauren wie die Christen ihre Kriegsgegner versklavten. Aber sie hätte niemals gedacht, dass es sie selbst treffen könnte! Waren die Sklaven, von deren Eroberung Diego oft fröhlich erzählt hatte, nicht sowieso Leibeigene? Bauern und anderes, niederes Volk?
    »Ich bin Beatriz Aguirre! Mein Vater besitzt weitläufige Ländereien bei Lorca. Er wird mich auslösen!« Wie gut, dass ihr das wieder eingefallen war. Natürlich, wenn reiche Leute in Gefangenschaft gerieten, löste ihre Familie sie aus! Selbstverständlich würde Beatriz nicht auf dem Sklavenmarkt enden.
    »Sieh an, eine Hídalga!« Der Maure übersetzte Beatriz’ Worte schnell für seine Männer, die sich darüber zu freuen schienen. »Das wird Euren Preis noch weiter in die Höhe treiben!« Er nickte wohlgefällig.
    »Habt Ihr nicht gehört? Es gibt keinen Preis! Mein Vater wird mich auslösen!« Beatriz hätte am liebsten laut geschrieen, zwang sich aber zur Ruhe.
    »Er wird zweifellos die Möglichkeit dazu erhalten«, lächelte der Maure. »Aber hängt Euer Herz nicht an diese Idee. Euer Wert mag den der Güter Eures Vaters weit überschreiten. Dazu zeigen sich christliche Herren im Allgemeinen recht knickerig, wenn sie befürchten müssen, die Ware käme beschädigt zurück. Und ich kann ihm kaum Euer unversehrtes Jungfernhäutchen zur Ansicht schicken.«
    Beatriz rang nach Luft.
    »Ihr seid ...« Sie suchte nach Worten und ballte die Fäuste, als wollte sie sich gleich auf ihn stürzen.
    »Verzeiht mir, ich bin nur ein unwissender Heide!«, lachte der Maure. »Und nun kommt, meine schöne Sklavin, ich helfe Euch aufs Pferd. Es wird Zeit, dass wir uns auf den Weg machen. Sonst sucht man Euch womöglich, und wir müssen noch mehr Männer Eures Vaters in die Hölle schicken!«
    Einer der Mauren hatte Beatriz’ Stute bereits geholt und übergab die Zügel nun seinem Anführer. Der Mann machte Anstalten, Beatriz’ Unterschenkel zu umfassen, um ihr das Aufsteigen zu erleichtern.
    »Auf den Weg? Wohin? Ich ...« Beatriz wollte vor der Berührung zurückweichen, sah aber, dass jede Flucht sinnlos war.
    »Auf den Weg nach Granada natürlich. Wahrscheinlich auch Eure neue Heimat. Es wird mir ein Vergnügen sein, Euch zu begleiten.« Der Maure deutete eine höfische Verbeugung an, verlor dann aber die Geduld. »Nun macht schon! Und ziert Euch nicht. Ich will Euch nur aufs Pferd heben. Eurem Diego habt Ihr eben noch ganz andere Berührungen erlaubt.«
    Als ob das miteinander vergleichbar wäre! Beatriz’ entzog sich dem Griff des Mannes und versuchte, ihr Pferd ohne Hilfe zu ersteigen. Der Mann war die Verzögerungen jetzt aber endgültig leid. Geschickt leistete er Hilfestellung, und obwohl es Beatriz widerstrebte, war sein Griff um ihr Bein fest und sicher, gab Halt, aber tat nicht weh und wahrte auch die Schicklichkeit. Beatriz’ Reitkleid verrutschte nicht, und sie glitt weich und geschmeidig in den Sattel.
    Auch die Mauren machten nun Anstalten, sich auf die Pferde zu schwingen. Der Anführer legte den Brustpanzer und den Helm wieder an, bevor er aufsaß; Anscheinendbefürchteten die
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