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Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Titel: Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili
Autoren: Joe R. Lansdale
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gefiel mir besser, als ich gedacht hatte. Dann las ich den Western und fand ihn schlechter, als ich gehofft hatte, obwohl ich mir einzureden versuchte, dass die fehlenden vier Seiten ihn unvergleichlich gemacht hätten.
    Zwischen meinen Sitzungen mit den Büchern und dem Herumstochern in lausigem Essen verbrachte ich viel Zeit damit, auf der Seite zu liegen und aus dem Fenster zu schauen und wegen meiner Erkältung die Nase hochzuziehen. Das Fenster war interessanter geworden als der Fernseher. Ich lernte, die Tauben voneinander zu unterscheiden, die auf dem Fensterbrett saßen, und ich gab allen Namen. Originelle Sachen wie Tom, Dick und Harry. Fred und George, Sally Ann, Mildred und Bruce. Die kleinen Haufen Scheiße, die sie auf dem Fensterbrett zurückließen, nannte ich Leonard.
    Jenseits meines Fensterbretts und der Tauben konnte ich ein niedrigeres schwarzes Teerdach und eine Wasserpfütze sehen, die sich dort gesammelt hatte, wahrscheinlich schon vor einer Woche. Mir gefiel, wie die Sonne darauf schien und einen kleinen Regenbogen in die Pfütze malte.
    Als die Nacht hereinbrach und die Tauben wegflogen, konnte ich nur noch das schwarze Dach und das Spiegelbild des Mondes in der Pfütze sehen, der mich wie das Gesicht eines anämischen Herumtreibers aus der Dunkelheit anstarrte. Und später in der Nacht wich der Mond einem Wolkenschleier. Der Himmel wurde schwarz, und ein Frühlingsregen prasselte gegen die Fensterscheibe.
    Gegen Mitternacht schloss ich die Augen und lauschte dem Regen in der Hoffnung, er würde mich einlullen, aber das tat er nicht. Ich öffnete die Augen, als jemand mein Zimmer betrat. Ich drehte mich um und sah eine junge, schlanke Frau in Weiß in der Dunkelheit. Eine Krankenschwester. Sie kam leise zu mir und schaltete das Licht neben dem Bett ein.
    »Immer noch wach, hm?«
    »Ja«, sagte ich.
    Ich sah jetzt, dass sie gar nicht so jung war, nur schlank und hübsch. Ihre Haare waren ein wenig zu rot, das Gesicht war markant von Erfahrung und die Lippen waren weich und, wie wir Leser von Harlekin-Liebesromanen das nennen, verheißungsvoll. Sie hatte Beine, die den Papst dazu gebracht hätten, in der Toilette des Vatikans Hand an sich zu legen und sich deswegen vielleicht noch nicht einmal sündig zu fühlen.
    »Ich muss Ihre Temperatur messen«, sagte sie.
    »Ich habe Sie hier noch nicht gesehen.«
    »Ich komme erst um halb elf. Ich mache die Nachtschicht und hatte ein paar Tage frei. Ich heiße Brett. Öffnen Sie den Mund.«
    Als sie sich vorbeugte, um mir das Thermometer in den Mund zu schieben, konnte ich die Süße ihres Parfüms riechen und die Rundung ihrer Brüste unter ihrer Schwesterntracht sehen. Es war schon zu lange her. Der Geruch und der Anblick reichten, um mir eine Erektion zu verschaffen. Ich lag verlegen da, froh, dass mich ein Hemd und ein Laken bedeckten. Ich fühlte mich irgendwie schäbig und befriedigt zugleich. Wie ein Junge.
    Nach ein paar Augenblicken nahm sie das Thermometer heraus und schob es in eines meiner Nasenlöcher. Sie begutachtete das Thermometer, schüttelte es und lächelte.
    »Tja, das sieht ganz gut aus. Kein Fieber. Nach Ihrem Krankenblatt bekommen Sie demnächst eine weitere Spritze. Darin steht, Sie sind von einem tollwütigen Tier gebissen worden.«
    »Von einem Eichhörnchen.«
    Sie lächelte. Sie hatte ein wunderbares Lächeln. Es war fast so etwas wie ein Nachtlicht. »Ohne Scheiß?«
    »Naja«, sagte ich, »es war ein großes Eichhörnchen.«
    Sie lachte.
    Ich sagte: »Meinen Sie, Sie könnten mir vielleicht diesen Glu-cose-Quatsch – oder was das ist – aus dem Arm nehmen? Ich brauch das nicht. Ich kriege nur ein paar Spritzen, und die Versicherung zahlt nicht, wenn ich’s ambulant machen lasse.«
    »Süßer«, sagte sie, »ich kenne das Problem, aber ich kann nichts aus Ihrem Arm nehmen, nicht mal ein Messer. Nicht ohne Erlaubnis. Aber, wissen Sie was, der Tropf könnte sich lösen.«
    Sie löste den Klebestreifen, der die Nadel in meinem Arm hielt. Sie zog die Nadel heraus und lächelte mich wieder an.
    »Hoppla, das kleine Dummerchen ist einfach so rausgerutscht«, sagte sie.
    »Schön, jemanden zu sehen, der seinen Job mag.«
    »Ach, ich hasse diesen Scheiß«, sagte sie und klang dabei so, als meine sie es ernst.
    »Tatsächlich?«
    »Nein, ich lüge. Mein Süßer, es gibt nichts, was ich mehr mag, als Scheiße aus Bettpfannen zu leeren. Höchstens noch, jemandem einen Einlauf zu machen oder einen Katheter in den Pimmel eines alten
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