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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition)
Autoren: Sven Stricker
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Paul.
    «Name», antwortete Paul genervt. «Du hast deinen Namen vergessen.»
    «Kulenkampff», sagte Kuli irritiert, zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder seinem Anrufer zu. «Kulenkampff, mein Name ist Kulenkampff.»
    Es knallte in der Leitung. Der Mann jaulte auf. «Hau ab, ja! Hau endlich ab!», schrie nun eine weibliche Stimme. Offensichtlich hatte sie ihrem Gegenüber eine gescheuert. Kuli und Paul schauten sich ratlos an.
    «Drehst du jetzt völlig durch?», brüllte nun wieder der Mann. «Scheiße, das schwillt an. Wie soll ich das denn jetzt erklären?»
    «Hallo?», fragte Kuli schüchtern.
    «Sag doch die Wahrheit!», fauchte die Frau. «Sag doch einfach mal irgendwem die Wahrheit, Henning! Über dein Doppelleben! Was für ein Mensch du in Wirklichkeit bist!»
    «Was geht denn da ab?» Paul kratzte sich am Kopf und nahm das Headset ab, setzte es aber sofort wieder auf. Was sollten sie tun? Um Hilfe rufen? Aber wen? Doch nicht Herrn Kletzke?
    Kulis linkes Bein fing an zu zucken, er starrte auf seinen im Moment völlig nutzlosen Monitor.
    «Was bin ich denn für ein Mensch?» Das war nun wieder der Mann. Er atmete so schwer, dass es sogar durchs Telefon zu hören war. Er schien große Mühe zu haben, seine Wut zu unterdrücken.
    «Hallo?», fragte Kuli noch einmal, nun etwas lauter. Die Frau stieß einen fast verzweifelt klingenden Lacher aus.
    «Du manipulierst. Du denkst nur an dich und deine Karriere. Du spielst mit den Gefühlen anderer Leute. Du benutzt deine Frau, und du hast mich benutzt», ratterte sie in atemberaubendem Tempo herunter. «Aber damit ist jetzt Schluss. Ich lass das alles auffliegen.» Die nun folgende Stille wirkte bedrohlich. Kuli war fast froh, als der Mann das Schweigen brach. «Du lässt das auffliegen?», fragte er, und da er das sehr leise sagte, wusste Kuli sofort, dass es nun richtig gefährlich wurde.
    «Was machen wir denn jetzt?», flüsterte er Paul zu, der wie versteinert an seiner Seite saß und die sonst so zur Schau gestellte Gleichgültigkeit verloren hatte. Paul schüttelte nur den Kopf.
    «Hallo!!! Können Sie mich hören?», brüllte Kuli in sein Headset, so abrupt und so laut, dass Martin Schulte die Füße vom Tisch nahm. Die Anrufer reagierten nicht.
    «Ich hab die Schnauze so voll von dir, du Pazifist!», schimpfte die Frau und benutzte den eigentlich doch eher positiven Begriff als Schimpfwort. «Ich könnte jedes Mal kotzen, wenn ich deine Fresse in der Zeitung sehe! Du kannst das scheiß Auto wiederhaben! Und die Wohnung! Und alle deine beschissenen Geschenke! Ich lasse mich nicht länger von dir kaufen! Und nimm endlich deine Finger von mir, verdammte Scheiße … sonst gehe ich zu deiner Frau!»
    Kuli und Paul hörten die Frau würgen, offensichtlich drückte der Mann nur noch fester zu. «Willst du mich erpressen?», zischte er. «Renn doch gleich zur Presse. Einmal fünfzehn Minuten Ruhm für dich. Kann man doch mal machen.»
    «Ich will nur, dass du gehst», flehte sie mit schwacher Stimme. «Geh zurück zu deinen Kindern.»
    Das war offenbar der falsche Knopf, den sie da gedrückt hatte, denn die Wut des Mannes kochte nun über wie ein Liter Milch auf zu hoher Flamme. «Lass meine Kinder aus dem Spiel», brüllte er.
    Paul hielt es nicht mehr aus, er griff sich Stift und Zettel. «Ich schreib mir mal die Nummer auf», sagte er und schrieb. Wenigstens was tun, was auch immer. Der Mann aber schien inzwischen eine Entdeckung gemacht zu haben. «Gib mir das Telefon. Sofort!», befahl er.
    «Oh, oh», sagte Paul.
    «Nein», sagte die Frau.
    «Sag mal, hast du da gerade jemanden angerufen?» Der Mann verlor endgültig die Nerven. «Gib mir das scheiß Telefon!», brüllte er so laut, dass es in der Leitung zerrte.
    Dann hörten sie einen weiteren Knall, ähnlich einem Peitschenhieb, schließlich wurde kommentarlos aufgelegt. Kuli bemerkte, dass seine Beine zitterten. Sein Telefon begann sofort wieder zu läuten, sie hatten Warteschlange. Kuli ignorierte es. «Scheiße, was war das denn?», fragte er.
    «Hatte ich auch noch nicht», antwortete Paul knapp.
    «Vielleicht ein Versehen, Vielleicht hatte die vorher hier angerufen und ist auf die Wahlwiederholung gekommen. Oder wir sind eingespeichert, und die hat die Kurzwahltaste gedrückt», vermutete Kuli und nahm sein Headset ab. Er spürte die Achselnässe unter seinen Armen und den Schweißfilm auf seiner Stirn.
    «Oder die wollte einfach, dass wir das hören.» Paul riss den Zettel mit der
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