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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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das Wort Gottes unter den Wilden zu verbreiten. Während er sich in der Zeit vor seiner Vision nicht gerade durch eine besondere Religiosität hervorgetan hatte, verschrieb sich Smythe mit derartiger Hingabe der Bibel, dass ihm die London Missionary Society, als er sich bei ihr bewarb, die Aufnahme verweigerte, weil er sich zu einem Eiferer entwickelt hatte. Am Ende nahm ihn die Society trotzdem auf, wenn auch aus keinem anderen Grund, als ihn von ihren Räumen fernzuhalten. Sie schickten ihn mitsamt seiner Ehefrau, die ihm nur widerwillig folgte, und seinem Sohn nach Betschuanaland, wo er einen Geistlichen ersetzen sollte, der an Malaria gestorben war.
    Befreit von allen gesellschaftlichen Zwängen in einer winzigen Mission mitten unter den Hereros, entwickelte sich Smythe zu einem religiösen Tyrannen, denn er predigte einen rachsüchtigen Gott, der die vollkommene Selbstaufopferung und strengste Buße auch für die harmlosesten Regelverstöße forderte. Es war für Peter alltäglich, mit einem Stock verprügelt zu werden, nur weil er die letzten Worte eines Gebets nicht laut ausgesprochen, sondern lediglich gemurmelt hatte, oder ohne Abendessen ins Bett geschickt zu werden, weil er einen bestimmten Psalm oder Bibelabschnitt nicht auf Anhieb aufsagen konnte.
    Als die Familie in ihrer neuen Heimat ankam, befand sich der Herero-König Samuel Maharero, der einige Jahrzehnte zuvor getauft worden war, in ernsten Differenzen mit der Kolonialverwaltung und verweigerte jeglichen Kontakt mit dem deutschen Geistlichen, den die Rheinische Missionsgesellschaft nach Betschuanaland geschickt hatte. Lucas Smythe und seine Familie konnten sich des Wohlwollens des Königs erfreuen, wenngleich Maharero Smythes Predigten von Feuer und Schwefel eher skeptisch gegenüberstand.
    Während sich der junge Peter einerseits der Freundschaft der zahlreichen Enkelkinder des Königs erfreuen durfte, war das Leben als Jugendlicher in der Umgebung des königlichen Krals langweilig und wurde nur durch Momente des Schreckens unterbrochen, wenn der Geist wieder mal über seinen Vater kam. In solchen Augenblicken dachte er an nichts anderes als daran, einfach nur davonzurennen.
    Und so begann er, Fluchtpläne zu schmieden, und vertraute Assa Maharero, der einer der Enkel des Königs und sein bester Freund war, an, was er zu tun beabsichtigte. Es geschah während eines dieser Gespräche über sein Vorhaben, dass Peter Smythe die Entdeckung machte, die sein Leben verändern sollte.
    Er befand sich in einem
rondoval,
einer jener kreisrunden Hütten, die die Hereros zum Lagern von Futter benutzten, wenn die Weiden für ihre Tausende von Rindern zu kahl waren. Es war ein Ort, den er und Assa als Versteck benutzten, aber diesmal fiel ihm zum ersten Mal auf, dass der feste Boden an einer Stelle an der Wand aus Gras und Lehm aufgegraben worden war. Das schwarze Erdreich war sorgfältig geglättet und festgestampft worden, doch sein scharfer Blick entdeckte die Unregelmäßigkeit.
    Er begann an der Stelle mit den Händen zu graben, und stellte fest, dass eine dünne Erdschicht ein Dutzend große tönerne Bierkrüge bedeckte. Die Gefäße hatten die Größe seines Kopfes, und als Verschluss war Leder über ihre Öffnungen gespannt worden. Er hob einen der Krüge hoch. Dieser war schwer, und Peter konnte spüren, dass irgendetwas darin klapperte.
    Peter weitete die Naht des Lederverschlusses behutsam und öffnete diesen dann so weit, dass, als er den Behälter umkippte, ein paar unauffällige Steine in seine Handfläche kullerten. Er zitterte. Während sie den Zeichnungen von facettierten Steinen, die er schon mal gesehen hatte, in nichts glichen, erkannte er dennoch an der Art, wie sie das wenige Licht in der Hütte reflektierten, dass er sechs ungeschliffene Diamanten in der Hand hielt. Der kleinste war so groß wie sein Daumennagel. Der größte war fast doppelt so groß.
    In genau diesem Augenblick kam Assa durch den gewölbten Eingang herein und sah, was sein Freund entdeckt hatte. Seine Augen weiteten sich vor Schreck, und er blickte schnell über die Schulter, um zu sehen, ob irgendwelche Erwachsene in der Nähe waren. Auf der anderen Seite der eingezäunten Weide passten zwei Jungen auf einige Rinder auf, und in ein paar Metern Entfernung ging eine Frau vorbei, die ein Bündel frisch gemähtes Gras auf dem Kopf trug. Er durchquerte das
rondoval
mit einem Satz und riss Peter den Bierkrug aus den Händen.
    »Was hast du getan?«, zischte Assa in seinem
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