Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
Vom Netzwerk:
schwanken.
    Ein eisiger Mond ging hinter ihnen auf, während die letzten Strahlen der Sonne im fernen Atlantik versanken, und schon bald war der Himmel mit mehr Sternen übersät, als ein Mensch in hundert Leben zählen konnte. Die Wüste war so still wie eine Kirche, abgesehen vom Knirschen des Sandes unter Schuhsohlen und Pferdehufen und einem gelegentlichen Knarren des ledernen Sattelzeugs. Ihr Tempo war stetig und nicht allzu langsam. H.A. war sich ihrer geschwächten Verfassung durchaus bewusst, vergaß jedoch nicht die Horde, die ihnen sicherlich auf den Fersen war.
    Gegen Mitternacht ließ er zum ersten Mal Rast machen. Der Charakter der Wüste hatte sich ein wenig verändert. Sie wateten zwar immer noch durch knöcheltiefen Sand, jedoch gab es in vielen Tälern Stellen mit losem Geröll. H.A. hatte in einigen Auswaschungen alte Wasserlöcher entdeckt, Orte wo Elenantilopen und Springböcke auf der Suche nach unterirdischem Wasser im harten Erdreich gegraben hatten. Er sah keinerlei Anzeichen dafür, dass sie jemals von Menschen benutzt worden waren, daher nahm er an, dass sie schon vor einer Ewigkeit ausgetrocknet waren. Er verlor über seine Entdeckung zu den Männern zwar kein Wort, doch sie vermittelte ihm die Gewissheit, über kurz oder lang einen wasserführenden Brunnen zu finden.
    Er gestattete den Männern eine doppelte Ration Wasser in dem sicheren Gefühl, vor Sonnenaufgang ihre Feldflaschen auffüllen und die Pferde ausreichend tränken zu können. Und falls es nicht dazu kommen sollte, hatte ein Rationieren sowieso keinen Sinn mehr, da die Wüste am nächsten Tag ihren Tribut von ihnen fordern würde. Ryder gab die Hälfte seiner Ration seinem Pferd, während die anderen ihre Portionen gierig schlürften, ohne einen Gedanken an ihre Lasttiere zu verschwenden.
    Eine halbe Stunde nachdem sie wieder aufgebrochen waren, verhüllte eine einzelne Wolke den Mond, und als sie vorbeigezogen war, verursachte das wechselnde Licht auf dem Wüstenboden eine Erscheinung, die Ryder sofort auffiel. Seinem Kompass und den Sternen zufolge waren sie in westlicher Richtung marschiert, und keiner der Männer stellte eine Frage, als er plötzlich nach Norden schwenkte. Er eilte vor den anderen her und spürte deutlich, wie der festgebackene Boden unter seinen Schuhsohlen zerbröselte. Als er die Stelle erreichte, ließ er sich auf die Knie fallen.
    Es war nicht mehr als eine winzige Vertiefung im sonst völlig ebenen Talboden mit einem Durchmesser von höchstens einem Meter. Er prüfte den Fleck und lächelte angespannt, als er Reste von Eierschalen und sogar ein vollständiges Ei fand, das bis auf einen langen Riss, der über seine gesamte glatte Oberfläche verlief, noch unversehrt war. Es hatte die Größe einer männlichen Faust und wies am oberen Ende ein säuberlich gebohrtes Loch auf. Der Stopfen bestand aus einem Büschel getrockneten Grases und Naturkautschuk. Es war eins der wertvollsten Besitztümer der San, denn ohne diese Straußeneier verfügten sie über keinerlei Gefäße, mit denen sie Wasser hätten transportieren können. Dieses eine, das wohl beim Auffüllen zerbrochen war, konnte durchaus das Todesurteil für die Gruppe Buschmänner bedeutet haben, die das Wasserloch zuletzt benutzt hatte.
    H.A. spürte fast körperlich, wie ihre Geister ihn vom Ufer des uralten Flussbettes aus beobachteten, winzige kleine Wesen, die Kopfbedeckungen aus geflochtenem Schilf trugen und Ledergürtel bei sich hatten, die mit kleinen Taschen für ihre Straußeneier und Köcher für die kurzen vergifteten Pfeile versehen waren, mit denen sie auf die Jagd zu gehen pflegten.
    »Was haben Sie gefunden, H.A.?«, fragte Jon Varley und kniete sich neben dem Führer in den Sand. Sein gewöhnlich glänzendes dunkles Haar fiel schlaff auf seine Schultern herab, doch hatte er sich das unternehmungslustige Funkeln in seinen Augen bewahren können. Es waren die Augen eines notorischen Intriganten, eines Mannes, angetrieben von einer unstillbaren Sehnsucht nach schnellem Reichtum, der jederzeit bereit war, sein Leben zu riskieren, um diese Sehnsucht zu befriedigen.
    »Wasser, Mr. Varley.« Obwohl zwanzig Jahre älter als er, achtete H.A. darauf, seinen Kunden gegenüber stets einen respektvollen Tonfall anzuschlagen.
    »Was? Wie? Ich sehe nichts.«
    Die Watermen-Brüder setzten sich dankbar auf einen Felsblock in der Nähe. Peter Smythe ließ sich einfach vor ihnen in den Sand fallen. Tim half ihm, sich aufzurichten, so dass er mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher