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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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den Kopf an H.A.s Schulter.
    Um keinen einzigen Tropfen zu vergeuden, schüttete Ryder eine Portion in eine Schüssel und hielt diese dem Tier zum Trinken hin. Es schlürfte geräuschvoll, und sein Magen rumpelte, da er zum ersten Mal seit drei Tagen wieder Wasser aufnahm. Ryder schüttete noch etwas nach und ließ das Pferd abermals trinken. So versorgte er trotz seines eigenen quälenden Dursts und der wütenden Blicke seiner Gefährten zuerst alle Pferde.
    »Wenn sie sterben, dann sterben auch Sie«, war alles, was er sagen musste, denn jeder wusste, dass er Recht hatte.
    Nachdem jedes Pferd nur einen knappen Liter Wasser getrunken hatte, konnten sie trotzdem dazu gebracht werden, aus ihren Hafersäcken zu fressen, die eins von ihnen im Gepäck hatte. Er legte ihnen Fußfesseln an und ließ erst danach die Trinkschüssel für die Männer herumgehen. Bei der Einteilung ihrer Rationen war er noch strenger und gestattete jedem nur einen Mundvoll, ehe Ryder das Wasser wieder in seinem Tragekorb verstaute. Niemand protestierte. H.A. war der Einzige von ihnen, der diese trostlose Wüste zuvor schon einmal durchquert hatte, und sie alle hatten ihr Schicksal in seine Hände gelegt und vertrauten darauf, dass er sie heil an ihr Ziel bringen würde.
    Der Schatten, den die Pferdedecken spendeten, war, verglichen mit dem Glutofen, in den die Kalahari sich tagsüber verwandelte, erbärmlich klein. Sie war einer der heißesten und trockensten Orte der Welt, eine Region, in der es nur einmal im Jahr regnete und mehrere Jahre lang gar nicht. Während die Sonne die Erde mit ihrer sengenden Hitze wie mit Hammerschlägen peinigte, lagen die Männer in apathischer Teilnahmslosigkeit da und bewegten sich nur, wenn sich der Schatten mit der weiter wandernden Sonne veränderte und eine Hand oder ein Bein der brutalen Sonnenattacke ausgesetzt wurde. Sie lagen da mit ihrem alles verzehrenden Durst, sie lagen in ihren Schmerzen da, aber vor allem lagen sie wegen ihrer Habgier da, denn trotz allem gab es da einen Ansporn, standen sie doch kurz davor, reicher zu werden, als sie sich in ihren kühnsten Träumen jemals hätten vorstellen können.
    Als die Sonne den Zenit erreichte, schien sie noch an Kraft zu gewinnen und machte aus dem Akt des Atmens einen verzweifelten Kampf zwischen dem natürlichen Bedürfnis nach Luft und dem ebenso natürlichen Bestreben, den Körper vor jeglicher Hitzezufuhr zu bewahren. Diese Hitze entzog den Männern mit jedem flachen Atemzug Feuchtigkeit und setzte ihre Lungen in Flammen.
    Und die Hitze nahm weiter zu, wurde zu einer erdrückenden Last, die die Männer zu Boden presste. Ryder konnte sich nicht daran erinnern, dass es so schlimm gewesen war, als er die Wüste vor all den Jahren durchquert hatte. Es war, als sei die Sonne vom Himmel gefallen und läge jetzt auf der Erde, vor Wut rasend, dass gemeine Sterbliche die Dreistigkeit besaßen, ihr zu trotzen. Es war genug, um einen Menschen in den Wahnsinn zu treiben, und trotzdem überdauerten sie den langen Nachmittag und schickten Stoßgebete zum Himmel, dass der Tag enden möge.
    So schnell, wie sich die Hitze aufgebaut hatte, nahm sie auch wieder ab, während die Sonne am westlichen Horizont schließlich unterging und rote, violette und rosa Streifen auf den Sand malte. Langsam kamen die Männer unter dem Sonnensegel hervor und klopften sich den Staub von den schmutzigen Kleidern. Ryder betrachtete aufmerksam die Düne, die sie vor dem Wind geschützt hatte, und suchte mit einem ausziehbaren Messingfernrohr die Wüste hinter ihnen nach Hinweisen auf ihre Verfolger ab. Er konnte nichts als wogende Dünen erkennen. Ihre Spuren waren von den ständigen Westwinden verwischt worden. Das tröstete ihn jedoch wenig. Die Männer, die sie jagten, waren die besten Spurenleser der Welt. Sie würden sie in dem konturlosen Sandmeer so sicher aufspüren, als hätte Ryder eine Spur von Markierungssteinen hinterlassen, der sie nur zu folgen brauchten.
    Was er nicht wusste, war, wie viel von ihrem Vorsprung ihre Verfolger während des Tages aufgeholt hatten – denn ihre Fähigkeiten, der Sonne und Hitze zu widerstehen, schienen geradezu übermenschlich. An dem Tag, an dem sie sich in die Wüste hinausgewagt hatten, hatte H.A. geschätzt, dass sie gegenüber ihren Verfolgern einen Vorsprung von fünf Tagen hätten. Er war sicher, dass jetzt nur noch ein Tag davon übrig war. Und morgen würde diese Frist auf einen halben Tag zusammenschrumpfen. Und danach? Am nächsten
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