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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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jedoch, dass er wohl eher mit einer größeren Strafe zu rechnen hatte, anstatt wie der verlorene Sohn in die Arme geschlossen zu werden.
    Sie brauchten nach Überschreiten der Grenze eine Woche, um den Kral zu erreichen, und Samuel Maharero persönlich begrüßte die Reiter, als sie endlich im Lager eintrafen. Er und H.A. unterhielten sich eine Stunde lang in der Muttersprache des Königs, wobei ihm der Führer Neuigkeiten aus der restlichen Welt berichtete, da sich der König auf Befehl der deutschen Kolonialverwaltung im Exil befand. Der König teilte Peter zu dessen großer Erleichterung mit, dass seine Eltern soeben in den Busch aufgebrochen seien, wo sein Vater eine Gruppe von Frauen und Kindern taufen wolle, und erst am nächsten Tag zurückkehren würden.
    Der König gestattete ihnen, die Nacht in seinem Kral zu verbringen, verweigerte H.A. jedoch die Erlaubnis, auf dem Gebiet der Hereros zu jagen, wie er es auch schon vier Jahre zuvor getan hatte.
    »Sie können mir aber nicht übel nehmen, dass ich es versucht habe, Hoheit.«
    »Beharrlichkeit ist eine Untugend des weißen Mannes.«
    In dieser Nacht drangen sie in den
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ein. Die Hütte war bis zum Dach mit Heu gefüllt, und sie mussten sich wie Mäuse durch die Massen getrockneten Grases graben, um an jene Stelle heranzukommen, wo die Diamanten versteckt waren. Und als Jon Varley einen zweiten Krug aus der Erde grub und den Inhalt in seine Satteltasche entleerte, begriff Peter Smythe, dass er von Anfang an getäuscht worden war. Auch die Watermen-Brüder verstauten den Inhalt mehrerer Krüge in ihren Satteltaschen. Nur H.A. hielt sich an sein Wort und gab sich mit dem Inhalt nur eines Bierkrugs zufrieden.
    »Wenn Sie sich nicht bedienen, dann tue ich es«, flüsterte Varley in der Dunkelheit.
    »Das ist Ihre Entscheidung«, erwiderte Ryder. »Ich stehe jederzeit zu meinem Wort.«
    Es ergab sich, dass sie nicht genug Taschen für alle Steine hatten, und nachdem sie sich die Hosentaschen und alle anderen Behältnisse vollgestopft hatten, blieben vier der Krüge unberührt. H.A. vergrub den Schatz wieder und tat alles, was er konnte, um den Diebstahl zu verschleiern. Sie verließen das Lager im Morgengrauen und bedankten sich beim König für seine Gastfreundschaft. Maharero fragte Peter, ob er irgendeine Botschaft für seine Mutter habe. Peter konnte nur murmeln, er möge ihr bestellen, es täte ihm leid.
    Während er auf dem Kamm der Düne über dem Wasserloch lag, ließ sich H.A. einen Augenblick Zeit, um die Krieger des Königs zu betrachten.
    Als sie sich an die Verfolgung der Diebe machten, war es eine gesamte
impi
gewesen, eine Armee von tausend Kriegern, die nach Verlassen des Stammesgebiets ihren Spuren folgten. Aber das lag an die achthundert Kilometer zurück, und der Mangel hatte ihre Zahl schrumpfen lassen. H.A. schätzte, dass noch immer mehr als hundert von ihnen übrig waren, natürlich die stärksten, und sie waren trotz ihres Hungers und Dursts mit großer Geschwindigkeit unterwegs. Die Sonne stand mittlerweile hoch genug, um die geschliffenen Klingen ihrer Assegais blinken zu lassen, jener furchtbaren Lanzen, die die Hereros benutzten, um jeden zu besiegen, der sich ihnen in den Weg stellte.
    H.A. tippte Tim Watermen aufs Bein, und zusammen rutschten sie zum Bett des ausgetrockneten Flusses hinunter, wo sich die anderen nervös zusammendrängten. Die Pferde hatten den plötzlichen Stimmungsumschwung offenbar gewittert. Sie scharrten mit den Hufen im Sand, und ihre Ohren zuckten, als könnten sie die nahende Gefahr hören.
    »Aufsitzen, Freunde«, befahl Ryder und ließ sich von Peter Smythe die Zügel reichen.
    »Wir sollen reiten?«, fragte er. »Tagsüber?«
    »Genau, Kleiner. Entweder das, oder Mahareros Krieger schmücken das Innere ihrer Hütten mit deinen Eingeweiden. Lasst uns aufbrechen. Wir haben nur knapp zwei Kilometer Vorsprung vor ihnen, und ich weiß nicht, wie lange die Pferde die Hitze noch ertragen können.«
    Ryder war sich darüber im Klaren, dass, wenn sie in der vergangenen Nacht nicht auf Wasser gestoßen wären, die Hereros sie längst wie ein Rudel wilder Hunde eingeholt hätten. So wie die Dinge lagen, war nur noch eine seiner Feldflaschen voll, als er ein sehniges Bein über den breiten Rücken seines Pferdes schwang. Sie kletterten aus dem vor ihnen liegenden Wadi, und alle fünf Männer wandten sich noch einmal sehnsüchtig um, als sie den Schatten der Senke hinter sich ließen und die brennende Sonne auf
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