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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken
Autoren: Mark Chisnell
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ein leises Jammern vom Ladedeck zu ihm herauf, ein hoher, dünner Ton. Er beobachtete, wie Richardson vor den anderen in die Knie ging und sein Blut, so schnell wie es sich auf dem Deck sammelte, wieder weggespült wurde. Anna, auf den Knien liegend und sich mit den Händen abstützend, erbrach sich, und Johns, der Mann, den er losgeschickt hatte, damit er sich um sie kümmerte, hielt ihr den Kopf.
    Er hatte Richardson in den Tod geschickt.
     
     
    Kapitel 3
     
    Unbändiger Zorn packte Phil Hamnet, seine Wut steigerte sich ins Unermessliche und spülte Angst und Vorsicht weg, sodass er das Schott zur Brücke aufstieß. Drinnen brannte die rote Nachtbeleuchtung, und die Helligkeit, die vom Ladedeck heraufstrahlte, tauchte weite Bereiche in gefährliche Schatten. Doch dann hörte er genau das, was er jetzt dringend brauchte – ein schrilles Störgeräusch aus dem Funkraum an der Steuerbordseite. Schnell huschte er durch die Brücke, und als er den halben Weg schon geschafft hatte, sagte jemand: »Sind Sie’s, Boss?«
    Hamnet spurtete los und sah von der Tür aus einen Mann, der sich gerade vom Drehstuhl hochstemmte und nach der Maschinenpistole griff, die er zuvor gegen die Wand gelehnt hatte. Eine Hand hatte er schon auf dem Lauf, als Hamnet ihm voll in die Eier trat, sodass der Angriff ihn zusammenfaltete und gegen den Tisch krachen ließ. Sein Schmerzensschrei verstummte unter der Faust, die ihm Hamnet in die Kehle rammte, woraufhin sein Kopf mit dem harten Stahl des Funkgeräts Bekanntschaft machte und er wie eine Gummipuppe in dem überall herumliegenden Unrat auf der Erde landete.
    Hamnet verlor keine Zeit mehr. Er griff sich das Mikrofon des SSB, womit man über große Entfernungen senden konnte, und drückte die Notruftaste. »Mayday. Mayday. Hier MS Shawould. Wir sind am Südufer der Malakkastraße auf Grund gelaufen und werden von Piraten angegriffen. Hört mich jemand?« Dann zwang er sich, auf Antwort zu warten, starrte auf den Kerl am Boden – einen Weißen im Army-Kampfanzug. Das zermatschte Gesicht schien fast in heiterer Gelassenheit entspannt, was in scharfem Kontrast zu den deutlichen Zeichen der Gewaltanwendung stand –, das Blut begann bereits die dunklen Haare zu verkleben und verteilte sich auch rund um die Füße. Hamnet war in diesem Augenblick nicht sicher, ob der Mann vielleicht sogar tot war. Der Adrenalinschub aus Hass und Zorn, der ihn auf die Brücke getrieben hatte, begann sich abzubauen, und er merkte, dass er heftig zitterte. Wieder drückte er die Sendetaste. »Mayday. Mayday. Hier MS Shawould. Wir sind am Südufer der Malakkastraße auf Grund gelaufen und werden von Piraten angegriffen. Hört mich jemand?« Immer wieder murmelte er »komm schon, komm schon« vor sich hin, während er Tür und Brücke im Auge behielt.
    Dann endlich drang eine Antwort durch die Störgeräusche: »Shawould, Shawould, hier ist die Bohrinsel AP Vargo. Wir haben Ihren Notruf verstanden. Bitte teilen Sie Einzelheiten mit.«
    Schockartig spürte Hamnet die Erleichterung, aber ehe er erneut die Sendetaste drücken konnte, löste sich das Signal in einem statischen Rauschen auf. Er fand die Erklärung, noch bevor er Zeit gehabt hatte, die Frage in seinem Kopf zu formulieren. Der UKW-Sender, den der Kerl am Boden an seinem Gürtel trug, war auf Notruffrequenz eingestellt und sagte ihm, was geschehen war.
    »Boss, eine Meldung auf SSB. Sie sollten sofort kommen.«
    Scheiße! Daran hätte er denken müssen! Natürlich kontrollierten sie von dem Piratenboot aus die Notruffrequenz und setzten nun Störsignale ab.
    »Etwas Unvorhergesehenes«, kam es wieder über UKW – und Hamnet erkannte die Stimme des amerikanischen Anführers.
    Verzweifelt starrte er auf das jaulende SSB. Natürlich konnte er sein Glück auf einer anderen Frequenz versuchen, aber das war hoffnungslos – der Mann auf der Ölplattform würde es nicht wagen, die Notruffrequenz zu verlassen, solange er noch auf die Antwort wartete. Doch die Verbindung war eindeutig unterbrochen. Hamnet konnte also nur darauf hoffen, dass genug von der Nachricht hinausgegangen war, um Hilfe zu mobilisieren. Er beschloss, von der Brücke zu verschwinden, griff sich die Maschinenpistole und rannte zum Steuerbordfenster. Das Ausladen auf der Leeseite war noch immer in vollem Gange, und die Aufmerksamkeit der Piraten richtete sich dementsprechend nach Backbord. Keiner von ihnen kletterte über die Steuerbordleiter nach oben, keiner hielt sich auf der Brückennock
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