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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken
Autoren: Mark Chisnell
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ein Kommando über UKW zu und machte den Kanal dann wieder für den Funkverkehr auf SSB frei. Sofort meldete sich die Bohrinsel. Hamnet konnte den genauen Wortlaut nicht verfolgen, verstand aber, dass der Amerikaner zu beteuern versuchte, dass keine Hilfsaktion mehr nötig sei. Als er damit offensichtlich keinen Erfolg hatte, rammte er seinen Revolver in das Funkgerät. Hamnet verharrte stocksteif und schlug Wurzeln, wo er war. Mittlerweile kam die Stimme des Amerikaners etwas lauter durch den Lüftungsschacht.
    »Auf der Bohrinsel sind Hubschrauber und bewaffnete Sicherheitsleute stationiert.Wir müssen uns beeilen – die sind schon unterwegs. Unser Kahn soll losmachen, sofort, und den Fluss rauf in den Mangroven verschwinden. Kill die ganze Crew, wie ich gesagt habe, nur nicht die Frau – die nehmen wir mit den Jungs in unserem Schlauchboot mit.« Und nach einer Pause: »Er ist tot, kümmert euch nicht drum! Vorwärts.«
    Hamnet hörte wieder Schritte, die jetzt über den Niedergang davoneilten. Er zögerte, während er immer noch neben dem Entlüftungsschacht in der Hocke blieb und verzweifelt darüber nachdachte, was er tun sollte, um die Situation in den Griff zu bekommen. Der Regen trommelte weiter auf das Stahldach, ehe der Wind ihn in Schwaden davonwehte.
    Ein plötzlicher Tumult unten auf dem Ladungsdeck riss ihn aus seinen Gedanken. Das Ladegeschirr stand still, und die Diesel wurden auf Touren gebracht. Dann dröhnte es aus dem Lautsprecher: »Hamnet, hör zu! Wir gehen jetzt von Bord. Deine Frau nehmen wir mit. Und wenn du nur ein Wort ausspuckst, warum du auf Grund gelaufen bist, ist sie tot.«
    In der nächsten Sekunde schlidderte er vor bis zum Dachrand über der Brücke, nutzte aber die Schatten, die die Scheinwerfer auf dem Ladungsdeck als Deckung warfen. Dann tastete er nach der Maschinenpistole auf seinem Rücken. Der unbeleuchtete Leichter entfernte sich bereits nach Lee und war schnell vom Regen verschluckt. Dann hörte Hamnet das hohe Aufjaulen der beiden Außenborder eines Schlauchbootes, das längsseits festmachte. Die restlichen Piraten sammelten sich bereits an der Leereling, um überzusteigen. Die Crew der Shawould stand immer noch beim Kran, wurde dann aber von ihren Bewachern zum Rand des Laderaums getrieben. Hamnet wusste genau, was kam. Sollten seine Männer eine Chance haben, müsste er ihre Peiniger als Erste ausschalten.
    Er suchte sich eine geeignete Position, aber seine Erfahrung mit Waffen beschränkte sich auf Jahrmärkte und Luftgewehre, und er wusste, dass seine Trefferchancen gering waren; aber möglicherweise konnte sich einer seiner Männer in der allgemeinen Aufregung davonmachen. Er atmete tief aus und versuchte, seinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen, was ihm aber nicht gelang. Also verzichtete er auf einen weiteren Versuch und zog den Abzug durch. Nichts geschah. »Scheiße! Scheiße! Das Ding ist gesichert! Der Sicherungshebel! Der verdammte Sicherungshebel! Wo zum Teufel ist der?« Er fingerte ungeschickt an der Waffe herum, fand den Hebel schließlich neben dem Abzugsbügel und drückte ihn nach unten – es klickte zwei Mal.
    Während Hamnet wieder zielte, kehrte der hagere amerikanische Kommandant zu den Gefangenen zurück, schnappte sich die Maschinenpistole eines Wächters und trieb damit Anna auf die Piraten zu, die an der Reling standen. Mit fatalen Folgen – denn Hamnet konnte nicht mehr auf die Gruppe zielen, ohne Gefahr zu laufen, Anna zu verletzen. Aber als der Amerikaner seinen Revolver hob, zog er blind und ohne nachzudenken am Abzug. Ohne dass er es wusste, hatte er vorher den Bedienhebel der Heckler & Koch MP5 auf Feuerstoß geschoben, und selbst überrascht vom Feuerhagel, sah er nicht, wo der landete. Doch die Männer an Deck sahen sehr gut, woher die Schüsse kamen, und reagierten sofort. Die erste Salve krachte in die Brückenfront unter Hamnet, und er zog den Kopf ein. Der Kugelhagel durchlöcherte das Stahlblech um ihn herum, in einem Todesreigen mit achthundert Stundenkilometern. Hamnet presste sein Gesicht eng an das Deck, der Regen lief in seine Nasenlöcher. Dann, plötzlich, war alles still.
    Vorsichtig, voller Angst, hob er den Kopf. Niemand war zu sehen, nichts mehr. Weder Crew noch Piraten. Plötzlich röhrten zwei Außenborder auf, und er kapierte, dass die Gangster das Schiff verlassen hatten. So wagte er einen kurzen Blick auf das Schlauchboot, während es sich aus dem Schatten der Shawould löste und in der Dunkelheit
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