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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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er hatte diese Aussage in den ersten Monaten so häufig von ihr gehört, dass sie ihre Wirkung inzwischen verloren hatte. Es waren bloß leere Worte, die er mit einer abwertenden Handbewegung und einem zynischen Grinsen abtun konnte.
    »Ach komm, packt dich jetzt etwa doch noch das schlechte Gewissen? Dafür ist es ein bisschen spät, findest du nicht?«, untermauerte er seine eindeutige Geste.
    Anna sah in kritisch von der Seite an, und ein Ausdruck von Bitterkeit lag in ihren Zügen. »Ich werd’s ihm sagen«, behauptete sie mit entschlossener Stimme. Sie erwiderte sogar seinen Blick, als er sie prüfend musterte. Sie sah nicht weg, blickte direkt in seine Augen, mit fest aufeinander gepressten Lippen. Der ultimative Ausdruck der Entschlossenheit, das erkannte auch Jonas. Augenblicklich wurde er wütend. Wie konnte sie es wagen? Die Wahrheit gehörte ihm, und er entschied darüber, wann sie ans Licht kam!
    »Das wirst du nicht!«, zischte er drohend. Doch Anna zeigte keinerlei Angst, keinen Respekt.
    »Ich habe ihn monatelang hintergangen und betrogen. Ich schulde ihm die Wahrheit. Das ist das Einzige, was ich noch tun kann«, sagte sie weiterhin ruhig, ihre Worte offenbar gut bedacht. Doch waren sie das wirklich? Jonas hatte da so seine Zweifel.
    »Er wird dich verlassen, wenn er das erfährt. Du willst doch nicht, dass das passiert, hab ich recht, Anna?!«, eri nnerte er sie süffisant. Er fühlte sich wieder sicherer, denn er kannte Annas Schwäche: Sie wollte Thox nicht verlieren. Zwar war sie Jonas sexuell hörig, doch ihre emotionale Abhängigkeit war die Liebe zu Thox.
    Zum ersten Mal in diesem Gespräch zeigte Anna eine g efühlsmäßige Regung. »Natürlich will ich das nicht!«, rief sie aufgebracht. Mit einem kurzen Seitenblick konnte Jonas erkennen, dass sie ihre Hände zu kleinen Fäusten verkrampft hatte und ihre Knöchel weiß heraustraten. Doch dann atmete sie tief durch, wurde wieder ruhiger und fuhr fort: »Warum macht dich das so wütend? Du willst doch, dass er mich verlässt. Glaubst du, ich bin so naiv, dass ich das nicht wüsste?« Ihre Hände hatten sich während sie sprach nicht wieder entspannt.
    Jonas genoss seine überlegene Position und konnte es ei nfach nicht lassen, Anna und ihren lächerlichen Versuch, ihn unter Druck zu setzen, zu verspotten. »Warum sollte ich wollen, dass du Thox verlässt? Damit du voll und ganz mit mir zusammen sein kannst? Träum weiter, Anna!«
    Anna lachte verbittert auf, und Jonas war plötzlich angew idert von diesem Geräusch. »Nein Jonas, da irrst du dich. Ich weiß, dass du nicht mit mir schläfst, weil du mich liebst. Du fickst mich, weil du ihn liebst. Du liebst Thox, auf welche kranke Weise auch immer. Du willst ihn für dich alleine haben. Da passe ich nicht ins Bild, das verstehe ich. Aber wenn du glaubst, ich würde wegen meines schlechten Gewissens wortlos das Feld räumen, dann irrst du dich. Ich liebe ihn mehr, als du dir vorstellen kannst. Ich möchte ihn heiraten, schon allein deshalb schulde ich ihm die Wahrheit. Ich werde ihm alles sagen, und dann werde ich um ihn kämpfen.«
    Mittlerweile fand Jonas das Gespräch ganz und gar nicht mehr amüsant. Er würde Thox lieben? Was bildete sich diese Kuh ein, so mit ihm zu reden? Doch viel mehr ärgerte ihn, dass sie ihn durchschaut hatte. Jonas war ein Meister darin, den Leuten etwas vorzumachen. Doch dann kam so eine nut zlose Möse und erkannte seine Beweggründe, als stünden sie auf seine Stirn geschrieben.
    »Und warum hast du dann immer wieder mit mir gefickt, wenn du ihn liebst?«, zischte er sie wütend an.
    Doch Anna schien aus Jonas‘ Wut Kraft und Selbstbewusstsein zu schöpfen. »Ich weiß es nicht. Weil ich ein schwacher, dummer Idiot bin. Weil ich von dir geblendet war. Weil ich nicht zu schätzen wusste, wie gut ich es habe. Aber das ist jetzt vorbei. Ich weiß, wohin ich gehöre. Und ich weiß auch, wer du bist. Ich sehe dich jetzt, Jonas, und ich lasse mich nicht mehr von dir benutzen. Nie wieder!«
    »Er wird dir niemals verzeihen, Anna. Denn du bist eine Schlampe, und endlich wird er es auch erkennen, wenn du es ihm erzählst.«
    Jetzt lächelte Anna sogar. »Du hast vielleicht recht, mit beidem. Aber das Risiko nehme ich in Kauf. Und weißt du, was mich in meiner Entscheidung noch bestärkt? Die Tatsache, dass er dir auch nicht verzeihen wird. Endlich wird er dein wahres Gesicht erkennen. Man schläft nicht mit der Freundin seines besten Freundes, Jonas, ganz egal, welche
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