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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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der Hotelbar mit dem Namen seines V aters, der auch sein Name war, vor, damit sie nicht misstrauisch wurde. Sie sollte nicht wissen, wer er war, alles sollte wie ein Zufall aussehen. Jonas ging davon aus, dass Thox ihr schon von ihm erzählt hatte. Von Jonas, seinem besten Kumpel, seinem Vertrautem, seinem Bruder im Geiste.
    Anna Floris wurde am 17. März als einziges Kind von K aren und Eberhard Floris geboren. Mit 19 machte sie ihr Abitur mit einem Notendurchschnitt von 2,1 und begann dann ein Studium an der Universität Hamburg. Sie studierte dort drei Semester BWL, wechselte dann aber ihr Hauptfach. Von da an war sie eingeschrieben in dem Fach Soziologie, ihr Nebenfach blieb weiterhin Gebärdensprache. Ihre Hobbys waren sowohl Tennis, was sie zweimal in der Woche spielte, als auch Schwimmen und Theater spielen. Sie arbeitete an drei Abenden in der Woche in einem vornehmen Hotel an der Bar und einmal in der Woche besuchte sie eben diese Hotelbar als Gast, trank ihren Cocktail, unterhielt sich mit ihren Kollegen und blickte verloren durch das Fenster in die Dunkelheit der Nacht.
    All das hatte Jonas ohne Thox‘ Hilfe herausgefunden und sich einen Spaß daraus gemacht, Anna bei all ihren Aktivit äten zu beobachten. Sie war schön, keine Frage, sportlich, voller Leben und Begeisterung dafür und mit einem tollen Körper.
    Doch war das alles Grund genug, seinen besten Freund zu vernachlässigen? Waren diese Attribute es tatsächlich wert, das einzig Wahre, ihre Freundschaft und ihre Zusammeng ehörigkeit, aufzugeben? Für Jonas stand die Antwort von Anfang an fest. Diese Frau bedeutete nichts, durfte nichts bedeuten. Es wäre etwas anderes, ginge es Thox nur um ihre Möse. Doch das schien nicht der Fall zu sein. Der Wut folgte die Entschlossenheit, dies nicht weiter zu dulden.
    Und so kam es, dass Jonas an einem Freitagabend im N ovember die Hotelbar im 14. Stock aufgesuchte und sich völlig unverfroren an Anna Floris‘ Tisch setzte. Es war nicht schwer, sie für sich zu gewinnen. Zwar hatte sie zunächst reserviert auf seine Direktheit reagiert, doch mit einem charmanten Lächeln, einem Tequila Sunrise, von dem er wusste, dass Anna ihn besonders mochte, und der rührenden Geschichte über das traurige Ende seiner erfundenen Beziehung ließ sie ihn gewähren. Mösen waren eben alle gleich. Jonas kannte seine Wirkung auf Frauen und er wurde niemals müde, sie zu seinem Vorteil zu nutzen. Doch in Annas Fall war es eine tatsächliche Herausforderung, denn obwohl sie offen mit ihm flirtete, betonte sie immer wieder, dass sie einen Freund habe, in den sie sehr verliebt sei.
    Jonas hielt nichts von Liebe, empfand sie lediglich als e ine Schwäche, wenn überhaupt. Sie war für ihn nichts weiter als eine Erfindung, erst von der Gesellschaft und dann durch die Medien propagiert, um das menschliche Miteinander zu stärken. Aber all das sagte er Anna natürlich nicht.
    Einige Cocktails später schien Anna jedoch auch nichts mehr von ihrer Liebe zu ihrem Freund zu wissen. Sie war offe nsichtlich mehr als nur leicht angetrunken. Eben genug, um Dinge zu tun, die man sich sonst nicht traute, aber nicht zu viel, um am nächsten Tag die Schandtaten der vergangenen Nacht wieder vergessen zu haben. Genau da hatte er Anna haben wollen.
    Sie war es, die ihm zuerst in aller Öffentlichkeit die Zunge in den Hals steckte.
    Er war es, der vorschlug, sich ein Zimmer in dem Hotel zu nehmen.
    Sie war es, die seinem Vorschlag ohne zu zögern annahm. Sie griff ihm bereits in überdrehter Vorfreude in den Schritt, als sie noch nicht einmal das Zimmer erreicht hatten.
    Jonas wusste nicht, ob es der Alkohol war, oder ob Anna eine neue, abgründige Seite an sich entdeckt hatte, doch in dieser Nacht vögelte sie ihm den Verstand aus dem Hirn. Wieder einmal musste Jonas erkennen, dass es stimmte, was man über stille Wasser sagte. Anna sah vielleicht aus wie ein Engel, im Bett war sie jedoch eine Hure, und Jonas fragte sich in dieser Nacht mehrmals, ob Thox über diese Tatsache Bescheid wusste.
    Für gewöhnlich suchte Jonas das Weite, noch bevor die M öse am nächsten Morgen in seinem Bett aufwachte, doch in diesem Fall hatte er eine Ausnahme gemacht. Unter keinen Umständen wollte er die Erkenntnis in Annas Gesicht verpassen, wenn ihr klar wurde, dass sie ihren Freund ohne mit der Wimper zu zucken beschissen hatte. Und in der Tat war diese Offenbarung für sie wie ein Schlag in den Magen. Hysterisch und den Tränen nahe raffte sie am nächsten

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