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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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Schatten war die Luft schwül und drückend und die Atmosphäre elektrisierend.
    »Ich wünschte, ich könnte endlich mal eine Möse sehen«, sagte Nicky und warf verärgert einen weiteren Stein ins Wa sser.
    Conny sah ihn neugierig von der Seite an. »Sag bloß, das hast du noch nicht?«
    »Du etwa?«
    »Scheiße, nein! Mein Alter sagt, die stinken nach Fisch.«
    Nicky grinste und zog eine Augenbraue hoch. »Und wenn schon! Das würde dich doch nicht abhalten!«
    Conny erwiderte sein Grinsen. »Dich doch auch nicht.«
    »Nee, bestimmt nicht. Würde nur nicht unbedingt meine Nase reinstecken!«
    »Du bist so eine Pottsau, Nicky!«, rief Conny und konnte sich ein angewidertes Lachen nicht verkneifen. Alleine die Vo rstellung daran war komisch. »Sag schon, was würdest du tun, wenn du eine Möse vor dir hättest?«, forderte er Nicky heraus und hörte auf zu lachen.
    Nicky wirkte unentschlossen, als müsse er erst einmal abw ägen, ob er diesen Gedanken weiter verfolgen wollte oder nicht.
    »Ich weiß nicht. Ich würde meinen Finger ganz tief reinst ecken.«
    Conny konnte seine Enttäuschung über diese Antwort kaum leugnen und gab ihm einen freundschaftlichen Schu bser, der Nicky allerdings beinahe umwarf.
    »Also ich würde da was ganz anderes reinstecken …« Er lachte, und Nicky stimmte in sein Gelächter mit ein. Dann warf Nicky erneut einen Stein in das flache Wasser und sprang kurz darauf begeistert auf.
    »Ich glaub, ich hab einen getroffen!«, rief er und trat näher an das Wasser heran. Neugierig folgte Conny ihm und entdeckte schließlich einen toten Fisch, der an der Oberfläche schwamm. Das hatte er schon dutzende Male gesehen, dieser Anblick verschaffte ihm nun wirklich keinen Kick mehr!
    »Das ist doch langweilig. Nur ein blöder Fisch! Mit Enten ist das viel cooler. Der beschissene Fluss ist einfach zu tr ocken«, sagte Conny mürrisch und ließ sich wieder auf seinen Hintern fallen.
    Nicky besah noch einige Augenblicke den toten Fisch, dann wendete er sich wieder seinem besten Freund zu. »Wir kön nten Hasen schlitzen.«
    ‚Hasen schlitzen‘ gehörte ebenso zu ihrer Lieblingsbeschä ftigung wie ‚Enten steinigen‘, ‚Vögel vergiften‘ und ‚Würmer reißen‘.
    ‚Hasen schlitzen‘ bestand zum größten Teil daraus, sich das Tier von innen anzusehen, nachdem sie es unter größten Strapazen eingefangen, mit Gewalt festg ehalten und ihm bei lebendigem Leib den Bauch aufgeschnitten hatten. Auch brechende Knochen gehörten zum Spiel und waren erwünscht.
    Doch seit es so heiß und das Wasser – und mit ihm die E nten – weniger geworden waren, hatten sich die zwei Jungs zuletzt beinahe ausschließlich mit Hasen beschäftigt, was irgendwann seinen Reiz verlor. Die Innereien eines Hasen gehörten inzwischen zu einem alltäglichen Anblick.
    Deshalb zuckte auch Conny desinteressiert mit den Schu ltern. »Schon wieder?«
    Nicky zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen, wischte sich etwas Schweiß von der Oberlippe und ließ sich dann n eben Conny nieder.
    »Oder … ich habe mal gehört, man könnte Kröten aufbl asen.« Damit hatte er sofort Connys Aufmerksamkeit gewonnen.
    »Wer hat dir denn das erzählt?«
    »Nur Sven aus meiner Klasse.«
    Conny spürte plötzlich eine unbeherrschbare Wut gegen di esen Sven in sich aufflammen. Es gefiel ihm nicht, wenn Nicky andere Freunde hatte. Dennoch versuchte Conny, dieses Gefühl zu ignorieren. Stattdessen hörte er Nicky interessiert zu, als dieser unbeirrt fortfuhr: »Sven meinte, wenn man einer Kröte das Maul zuhält und einen Strohhalm in den Arsch steckt, könnte man ihn aufblasen wie einen Luftballon. Und ich habe mir überlegt, man könnte ihn danach doch zum Platzen bringen, indem man ihn mit Steinen oder so bewirft.«
    Conny lachte vor Begeisterung gleichermaßen auf. »Das ist ja widerlich! Da fliegt einem bestimmt der ganze grüne Kr ötenmatsch um die Ohren. Das fände ich geil!« Doch dann traf ihn die trockene Realität. »Aber wo finden wir in dieser heißen Einöde jetzt Kröten?«
    »Ich weiß nicht. Aber Frösche müsste es hier doch noch g eben. Mit denen dürfte es auch gehen.«
     
    Letztendlich scheiterte ihr Vorhaben am Mangel an Kröten und Fröschen. Doch aufgeschoben war nicht aufgehoben, und Conny freute sich bereits jetzt auf den Tag, an dem ihnen solch eine Amphibie in die Finger kam.
    Als Conny an diesem frühen Abend – die Sonne stand noch in ihrer vollen Pracht am Horizont – mit Nicky im Schlepptau nach Hause kam,
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