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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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doch das tröstete sie nur wenig.
    »Vorher wollte ich dich aber noch fragen, ob du morgen Abend schon was vo rhast«, unterbrach er ihre Gedanken.
    Vanessa blinzelte irritiert. »Tatsächlich?«
    Nun wirkte auch Jonas verlegen. »Um ehrlich zu sein, wollte ich das schon seit zwei Wochen tun, aber irgendwie hat sich die passende Gelegenheit nie ergeben.«
    Vanessa verspürte einen Widerwillen, ihm zu glauben. »Du wolltest mich schon vor zwei Wochen fragen, ob ich morgen Abend schon was mache?«
    Jonas kratzte sich betreten an seinen hellen Bartstoppeln auf der Wange. Dabei lächelte er jungenhaft. »So ungefähr.«
    Vanessa fühlte sich geschmeichelt. »Also … ich weiß nicht. Ich dachte, Friederike wäre da deine erste Wahl gew esen. Oder war sie das schon?«
    Er trat einen verschwörerischen Schritt auf Vanessa zu und war ihr plötzlich so nahe, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. Erwartungsvoll blickte sie zu ihm auf und i gnorierte die Gänsehaut, die nun ihren ganzen Körper überzog.
    »Ich würde mir eher einen Finger abschneiden, als mit Papas Liebling meine Freizeit zu verbringen. Schlimm g enug, dass ich sie im Büro nicht abschütteln kann.«
    Vanessa blinzelte irritiert. »Wirklich?«
    »Die ist wie ein kleiner Wadenbeißer. Wenn die sich erst mal festgebissen hat, kannst du sie nicht mehr abschütteln.« Beide lachten, und wieder suchte seine Hand Kontakt zu Vanessa. Ganz sanft nur, als wäre es ein Zufall, streifte sie ihre Hüfte. »Also, was sagst du? Morgen Abend?«
    Vanessa schob ihre Zweifel zur Seite. »Okay, warum nicht.«
    Jonas lächelte. »Treffen wir uns einfach wieder hier. Um sieben?«
    Vanessa nickte. »Abgemacht.« Auch Jonas nickte, dann trat er einen Schritt z urück.
    »Und das ist nicht wegen …«, begann Vanessa.
    »… wegen dem, was Friederike gestern über dich gesagt hat?«, beendete Jonas ihren Satz, der die Befürchtung ausdrückte, die in ihrem Unterbewusstsein bösartig summte. Immerhin würde sie hier mit jedem ins Bett gehen, hatte Friederike vor der versammelten Mannschaft behauptet. War das möglicherweise der tatsächliche Grund für Jonas‘ plötzliches Interesse? Doch schlagartig wurde Vanessa klar, dass es für sie keinen Unterschied machte.
    »Nein, es ist nicht deswegen«, antwortete er nachdrücklich, auch wenn eine gewisse Ironie seiner Stimme zu en tnehmen war.
    »Gut. Denn es stimmt nicht.«
    »Ich weiß.«
    Als Jonas ging, hob er noch einmal die Hand zum Abschied, und Vanessa blickte ihm nachdenklich hinterher. Er war nett. Viel netter, als sie noch bis vor ein paar Minuten gedacht ha tte. Vielleicht war er sogar zu nett für sie.
     
    Reeperbahn. St. Pauli. Was trieb ihn bloß immer wieder hierher? Das fragte er, der im Schatten verborgen nur zusah, sich schon seit einiger Zeit. Konnte es wirklich stimmen, was er sah? War sie der Grund?
    Die Verwirrung des Menschen über die unerwarteten We ndungen im Leben war der letzte Beweis für einen klaren Verstand. Ging es ihm auch so? Jedenfalls machte es ihn wachsam, er sog Details in sich auf, dort in der Abgeschiedenheit der Unsichtbarkeit, immerzu bereit, das Unfassbare vorherzusehen.
    Das Treffen wirkte zufällig, doch er konnte sich auch irren. Er hatte nicht so genau hingesehen, noch in Gedanken verl oren - doch das würde sich nun ändern. Und dann war sie plötzlich da gewesen. Einfach so. Am Tattoo-Shop. Ein verabredeter Treffpunkt oder eine zufällige Begegnung? Er musste es herausfinden, bevor er handeln konnte. Aber war es nicht ausgeschlossen? Konnte er seinen Mantel der Ablehnung tatsächlich abgelegt haben?
    Es war nur ein Händedruck gewesen. Und doch … die B erührung dauerte zu lange, um platonisch zu sein. Oder zu bleiben. Wie er sie ansah … Er kam nicht umhin, ihn für die Nähe zu ihr zu beneiden. Würde sie diejenige sein?
    Sie . Viel konnte er aus der Entfernung nicht über sie sagen. Sie war klein, dunkle Haare, dunkle Aura. Nicht verkommen, aber abgründig - vielleicht. Er musste mehr über sie erfahren. Über sie und ihn . Er würde ab jetzt immer in ihrer Nähe sein. Und wenn es stimmte, wenn sie das Gegengift war, das er eigentlich gar nicht wollte, wenn sie das erobern konnte, von dem er nicht glaubte, dass es überhaupt existierte, dann würde dieser Tag, dieser Moment und dieser Augenblick ihr Todesurteil sein …
     
     
    Samstag, 14. Juni
     
    Als die verabredete Uhrzeit näher rückte, hatte Vanessa i mmer noch nicht begriffen, was ihre Aufregung bezüglich des
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