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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe
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herrlich duftende Blüte von seiner Frühlingsblume hinein anstatt in die Druckerschwärze vom Ländlichen Boten und damit in Probleme, die ihn ja wirklich nichts angehen. Er zupft immer weiter an seinem Gemüse herum – „sie liebt mich, sie liebt mich nicht“ -, während er den frischen Duft vom neuen Morgen atmet, mmmhm, denkt er sich, herrlich ist das! Er fühlt sich wohl wie die Laus in der Rockerfrisur vom verstorbenen Herrn Jesus Christus, seine Aussichten sind blendend, die traurige Vergangenheit hinter ihm interessiert ihn nicht mehr. Kein Gewicht beschwert heute seine vorösterliche Seele. Leicht wie der geölte Blitz durch die Pfanne gleitet er aus seinem früher so depperten Leben hinaus in Richtung strahlende Zukunft und gemeinsames Glück zu zweit, wie man es sonst nur aus dem grenzenlos depperten Liebesfilmfernsehen kennt. Nichts und niemand vermag ihn mehr aufzuhalten, denn es ist endlich Frühling geworden, halleluja, und im Frühling ist der Biermösel einfach immer so gut drauf.
    Im Frühling lacht er sich buckelig über die alten Weiber, die nach einem langen Winter ihre Zähne nicht mehr finden. Oder er scheißt sich überhaupt an vor Lachen über den Bauer Erwin zum Beispiel, der die lustige Magd Magda erschossen hat, nachdem sie ihm überraschend eröffnet hat, dass er es letztlich doch nicht ist für sie: „Erwin“, hat sie im Überschwang der Frühlingsgefühle gesagt, „während dem Winter hast du mich ja ganz gut gewärmt, aber im Frühling juckt es mich halt woanders als in den kalten Füßen, da kann ich dich nicht mehr brauchen mit deinem impertinenten Silage-Geruch.“ Also hat der Bauer Erwin sie lieber gleich kaltgemacht, bevor sie sich von einem anderen wärmen lässt, und „Alter Bauer sucht neue Frau“, du meine Güte!, jetzt halt aus dem Gefängnis heraus.
    „Aaaah, der Frühling und seine herrlichen Düfte!“, will der Biermösel dann nicht immer nur den ewigen Scheißdrauf spielen und insbesondere auch die herrlichen Düfte vom Frühling einmal ein bisserl loben. Ein wahrer Segen sind die frischen Düfte vom neuen Morgen, die ein gutes Stück die strengen Düfte von seinen alten Winden vertreiben, die er über den letzten Winter vom Erlebnispark aus in die Kanalisation hinuntergejagt hat, einen nach dem anderen, einer lauter als der andere – „Herrgottnocheinmal!“, ist er von sich immer wieder aufs Neue begeistert, wie er ein weiteres sehr schönes Junggesellenlied hinausschmettert, er kann es halt immer noch, er hat ja nichts verlernt!
    „Sie liebt mich nicht, sie liebt mich schon“, zupft der Biermösel dann immer weiter an seiner Frühlingsblume herum und träumt sich sehnsüchtig wie die depperte Gutsbesitzerin im Liebesfilmfernsehen in eine glückliche Welt, „sie liebt mich nicht, sie liebt mich sehr!“, hofft er inständig, so sehr, dass die Anni bei ihm den Gendarmerieposten hoffentlich bald wieder herauswischen wird, sobald er sie in Kaprun drüben erst ordentlich gepackt und glücklich gemacht haben wird. „Sie liebt mich“, zupft er weiter und freut sich sehr darüber, dass die Anni ihn liebt, „sie liebt mich nicht“, ist er dann wieder ein bisserl mehr der Wirklichkeit zugetan, „sie liebt mich doch, sie liebt mich nicht, sie liebt mich schon, ja-nein, hin-her.“ Heiliger Bimbam!, muss der Biermösel sich dann wieder sehr über die Weiber und ihre ewigen Launen ärgern, was ist denn los mit ihnen, dass sie einfach überhaupt nie wissen, ob sie einen jetzt lieben oder nicht, Kruzifixnocheinmal, können die sich denn nie entscheiden?
    Der Biermösel köpft dann zwei weitere Flaschen Osterbock, damit er nicht ganz entwässert, während er weiterzupft, und dann fragt er sich, ob er sich die gute frühlingshafte Laune jetzt wirklich von einer depperten Frühlingsblume verderben lassen soll, nur weil die sich wieder nicht entscheiden kann?
    Sicher nicht! Mit seinem durch und durch schwarzgalligen Gemüt zieht der Biermösel ja im Grunde sowieso die Herbstzeitlose vor, so eine depperte Frühlingsdingsbums mit so einer kunterbunten Blüte oben drauf ist ja noch komplett grün hinter den Ohren und hat ja im Unterschied zur Herbstzeitlosen noch gar nichts erlebt, also drauf geschissen auf seine Frühlingsblume und hinaus mit ihr in den Garten, was weiß denn die schon von der Liebe? Gar nichts weiß der unnötige Kaktus von der Liebe!
    Er jedenfalls ist bereit!

Früher Vogel fangt den Wurm
    Na gut, gibt der Biermösel dann gerne zu, ganz bereit ist
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