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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe
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halt seine depperte Vergangenheit nicht.
    Anstatt Motorengeheul dringt aber nur der liebliche Singsang von den ganzen kunterbunten Frühlingsvogerln durch die offenen Fenster zu ihm auf den Erlebnispark herein und lenkt ihn von seiner traurigen Vergangenheit ab. Der Biermösel mag ihr lebendiges Singen genauso gerne wie ihren jäh verstummenden Todesschrei, der ihnen natürlich nicht erspart bleiben wird, sobald sie seinem Fenster zu nahe kommen und er dann doch lieber wieder seine heilige Ruhe haben will, und peng!
    Er stellt die Lauscher auf Empfang und horcht die erste Vogelschar in ihren Bäumen aus – Amsel, Drossel, Fink und Star, herrlich ist ihr lustiges Gezwitscher. Zwar ist ihm persönlich die furchtbar deprimierte Nebelkrähe in Vielem sowieso viel näher als der grundlos fröhliche Singvogel, aber die herbstliche Nebelkrähe ist halt leider auch keine Herausforderung, wenn man sie durch das Zielfernrohr vom Flobert hindurch betrachtet und das Visier erst ordentlich eingestellt hat, die schwarz gefiederte Nebelkrähe schaut halt gar nicht so putzig und lebensfroh aus wie der bunte Frühlingsvogel und ist dann leider auch relativ leicht zu treffen, also eins zu null für den Frühlingsvogel, wenn es um das sinnlose Herumballern mit dem Flobert geht, jö schau, da sitzt ja schon wieder ein ganz ein lieber – und peng!
    Die frische Frühlingsluft hat den Biermösel schon auf der allmorgendlichen Fahrt hierher zum Erlebnispark befeuert wie das Buchenscheit den Schweinsbraten im Wirtshausofen. Auf seiner Triumph Fips hat er sich in der gewissen Aerodynamik zuerst treiben lassen wie die Feder im Wind. Dann hat er sich seitlich rechts von der Fips hinunterhängen lassen wie der Indianer im Wildwestfilm, dann seitlich links, dann wieder rechts, dann wieder links. Mal ist er in der gewissen Schlangenlinie dahingeflogen, dann wieder schnurgeradeaus und freihändig gefahren, und jedes Mal, wenn es ihn dabei im Abzugfinger gejuckt hat, hat er einfach die Glock gezogen und übermütig zum Beispiel ein paar Froschis vor sich aus dem Weg geballert, die sich vom Gebirgskamm herunter über die Straße in den See hinübergequält haben zu den ganzen Froschiweibern, die sie dort gerne hätten packen wollen. Aber nichts da! Wenn der Biermösel selbst keine zum Packen hat, dann vergönnt er den Froschis auch keine – und peng!
    Kröten und Frösche, Fasane und Reiher, Hirsche und Kühe, Bienen und Wespen – alles ist eine sichere Beute für das Blei aus seinen Spritzen, sobald dem Biermösel halt danach ist. Umsonst haben sie ihn in der Gendarmerieschule oben in Linz ja nicht Django genannt, in „Schießen aus der Hüfte heraus wie der John Wayne“ war er der Klassenbeste, wenn er auch sonst in allen Disziplinen die reine Enttäuschung war, was ihm der alte Biermösel natürlich immer ein bisserl übel genommen hat. Lieber war dem Alten aber sowieso immer sein Zuchteber im Stall, mit dem er in seiner Beiwagenmaschine von einer Landwirtschaftsmesse zur nächsten gepilgert ist und der ihn dort nie enttäuscht hat, weil er als Besteiger der Sauen eine Medaille nach der anderen gewonnen hat, er selbst aber nicht. Das muss der Biermösel auch erst einmal verdauen, dass er daheim im Stall immer nur die Nummer zwei war, der Zuchteber aber mit seinem vielen Lorbeer am Schädel drauf die unumschränkte Nummer eins, da hat der Doktor Krisper schon Recht, dass er darüber noch nicht ganz hinweg ist.
    Dann, wie der Biermösel heute in der Früh um den See herumgefahren ist, hat er ein paar Rotzbuben von der Dörflichen Jugend getroffen, die mit ihren zusammengekniffenen Arschbacken in den doppelt und dreifach verstärkten Lederhosen herumgerannt sind, und sofort hat er sich gefragt: Was ist denn bitte mit den Rotzbuben von der Dörflichen Jugend los, dass sie ihre Arschbacken gar so zusammenkneifen müssen, während sie den großen Traktorreifen mit vereinten Kräften zum See geschleppt haben, auf dem sie dann herumgerudert sind, weil ja Gott sei Dank schon Osterferien sind und sie das Rudern am See sowieso dem Lernen in der Schule vorziehen, was ist denn bitte mit denen los?
    Allzu lange sind sie dann aber natürlich auch wieder nicht am See herumgerudert, so viel kann der Biermösel gerne schon jetzt verraten. Das Herumrudern am See ist ja immens gefährlich, wenn man an ein schießwütiges Ordnungsorgan namens E. E. Biermösel gerät, das weiß aus der gewissen Erfahrung heraus keiner besser als er selbst, der als kleiner
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