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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe
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ein Mann ja nie, ganz bereit ist ein Mann ja immer erst, wenn er gekämmt und gebürstet im Sarg drinnen liegt. Noch schaut er ja wirklich nicht aus wie der junge Burt Reynolds, noch gibt es andere, die hübscher ausschauen als er und besser in Schuss sind.
    Nach einem allzu langen Winter der Liebe gehören seine Scharniere da unten erst einmal ordentlich geölt, die Abschussvorrichtung muss noch justiert werden, die Granaten darunter gut gefüllt und der Zünder sorgfältig geputzt werden, da muss also noch einiges passieren, bevor er die Anni wird packen können.
    Der Biermösel hat ja schon lange nicht mehr musiziert auf seiner Stalinorgel, muss er zugeben. Das gute Stück ist ein bisserl verstaubt in all den Jahren der Einsamkeit, während derer nur die Bettdecke seine treue Gefährtin war und es bei ihm in der Kiste immer nur dann heiß geworden ist, wenn er sich auch noch die Heizdecke darübergelegt hat, sonst war es ja immer bitterkalt bei ihm in der Kiste.
    Sein Mörser hat also einiges an Gefährlichkeit eingebüßt, seit er ein hoffnungsvoller Zuchteber war und sein Himmel voller Knödel hing. Und mit seinen jetzt doch schon 60 Jahren am krummen Buckel hängt ihm auch keine Munitionsfabrik mehr zwischen den krummen Beinen in der leichten Frühlingshose herum und schießt er natürlich längst nicht mehr wie der Indianerpfeil aus dem hart gespannten Bogen heraus, aber Kruzifixnocheinmal, für das eine Mal auf der Anni wird es seine Winchester noch immer tun, sie muss es ja tun!
    Allerdings, erinnert sich der Biermösel dann, lieber als mit seiner Winchester aus der Hose heraus hat er ja sowieso immer mit der Doppelläufigen gefeuert und in den letzten Jahren halt mit der Glock aus der Hüfte heraus. Und wenn er so wie heute einen weiteren komplett ereignislosen Vormittag auf seinem Erlebnispark verbringen muss, währenddem sich über Aussee erst langsam die dunklen Wolken zusammenbrauen müssen, die sich dann am Ende entladen und ihn in die Schlagzeilen vom regionalen Teil vom Ländlichen Boten bringen werden, dann holt er am liebsten einfach den Flobert aus der Satteltasche heraus und ballert mit dem ein bisserl in der Gegend herum, für das sinnlose Herumballern zieht er den Flobert allen anderen Schießprügeln vor, und peng!
    Der Biermösel ist ja um diese Jahreszeit immer schon sehr früh auf seinen schlecht durchbluteten Beinen. „Früher Vogel fängt den Wurm“, sagt der Volksmund. „Wenn ihn nicht der Biermösel vorher vom Himmel herunterballert!“, darf er hinzufügen. Fad ist es ja auch im schönsten Frühling, wenn man nicht gerade irgendwelche Weiber zum Packen hat, und irgendwie muss der Mensch sich ja zerstreuen, also peng, peng, peng!
    Der Biermösel stellt sich im Frühling gerne zum weit aufgerissenen Fenster auf seinem Erlebnispark, er holt die Munition aus der Satteltasche heraus und lädt gemütlich den Flobert durch. Dann stellt er die Kiste mit dem Osterbock zum Fenster, damit er nicht ganz austrocknet, während er feuert. Und mit dem Adlerauge schaut er entspannt zum Gebirgskamm hinauf und hofft, dass er dort oben zum Aufwärmen vielleicht ein paar Gämslein erspäht, die gerade zum gewagten Sprung ansetzen und die er mit dem gezielten Schuss aus seinem Büchslein heraus auf ewig daran hindern kann, aber nein!
    Die Gämslein kennen ihn und seine frühlingshafte Schießwut leider schon in- und auswendig. Die sind auf die andere Seite vom Gebirgskamm hinübergeflüchtet, wo sie sich hinter den großen Steinen verstecken und vielleicht darüber unterhalten, warum das Leben früher irgendwie einfach besser war, als es noch kein Schwarzpulver gegeben hat und die blauen Bohnen noch nicht so tief geflogen sind.
    Aber der Biermösel läßt sich davon nicht entmutigen. Wenn schon keine Gämslein, denkt er, dann halt Reisebusfahrer!
    Er hält also Ausschau nach einem Reisebus samt Betriebsausflugsgesellschaft, der die Serpentinen vom Gebirgskamm drüben herunterschlingert und wegen der glühenden Bremsen vielleicht die letzte Kurve nicht mehr kriegt, oder genauer gesagt: Er hält Ausschau nach einem Reisebusfahrer, der seine Mitreisenden nicht austreten lassen will und den er dafür durch die Frontscheibe hindurch über den Haufen schießen könnte, als Strafe. Kann nämlich gut sein, dass er den Betriebsausflug von damals noch immer nicht ganz verdaut hat, wie ihm der Doktor Krisper gerne bescheinigt, möglich ist es ja, dass er zwar Knödel und Kraut und Schweinehälften gut verdaut, nur
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