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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe
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sich selbst ein bisserl an, „häute dich endlich!“
    Nach einem allzu langen Winter wird sich heuer der allzu lange hinausgeschobene Frisörbesuch nicht mehr länger hinausschieben lassen, auch wenn den Biermösel der Frisörbesuch so glücklich macht wie den Delinquenten das Hackebeil vom Henker. Lieber geht er ja zum Zahnarzt als zum Frisör, und lieber springt er gefesselt in den Kanal hinein, als dass er zum Zahnarzt geht, also soll sich jetzt bitte ein jeder zusammenreimen, wie gerne er zum Frisör geht.
    Da freut er sich ja – im Vergleich! – fast schon auf die gründliche Fußwaschung, die ihm heuer nach mittlerweile schon zwei sehr langen Wintern auch nicht erspart bleiben wird, wenn er mit der Anni wirklich in die Kiste hüpfen will, Heilige Maria Muttergottes, da werden wieder alle schön deppert schauen, wenn sich die gewisse eklatante Duftwolke über das weite Land legen und es zum Stillstand bringen wird, sobald er seine Schuhbänder auch nur anschaut. „Wie kann er denn so was tun?!“, werden sie wieder alle jammern, „hat er denn keine Seife daheim?“, werden sie sich alle fragen.
    Und dann ist da natürlich immer die lästigste und schwierigste Frage überhaupt, die ein Mann beantworten muss, bevor er einer Dame gegenübertritt, die Oberbekleidung ablegt und die Winchester durchlädt – kurze oder lange Unterhose? Du meine Güte, nach all den langen Wintern braucht der Biermösel dann wirklich dringend eine frische und saubere Unterwäsche, aber Frage an Radio Biermösel: Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
    Gesundheitlich? Danke, an seiner Gesundheit wird es heuer sicher nicht liegen, wenn er beim Anflug auf die Anni doch wieder abstürzt. Besser wird es ja nicht mehr werden in seinem Alter, „sauschlecht“ ist bei ihm ja schon „recht gut“. Als solides Unterfutter zu all den anderen Beschwerden quälen ihn natürlich seine Probleme unten herum, aber die quälen ihn seit Anbeginn der Welt. Dazu kommt die Fettleber, die ihn heuer sogar noch ein bisserl stärker zwickt als im letzten Jahr, weil ihm die Roswitha nur noch die eingefrorenen Schweinereien auftischt anstatt der frisch abgestochenen Sauen, die natürlich viel gesünder wären. Seit der Doktor Krisper ihr nämlich im Zuge von einer Notoperation den halben Magen und mit dem halben Magen auch gleich die ganze Lebensfreude mit herausgeschnitten hat, schlachtet sie ja nicht mehr, weil ihr zum Schlachten die Substanz fehlt, und der Biermösel leidet sehr unter der falschen Ernährung.
    Dafür aber zerreißt es ihn heuer nicht mehr wie all die Jahre davor, wenn er im Frühling auch nur daran gedacht hat, dass er das Fenster einen Spalt breit aufmacht und einmal kräftig durchatmet. Den furchtbar hartnäckigen Heuschnupfen als Begleitmusik – „hatschi!“ – zur ständig steigenden Frühlingssonne hat er heuer endlich besiegt:
    „Kann ich dir vermitteln Termin bei meine kleine Bruder Hristov oben in Hamburg-Altona, wo ist er Boxer in Talenteschmiede“, hat der Doktor Krisper zu ihm gesagt, wie ihn der Biermösel wegen seinem Heuschnupfen mit der eigenen rechten Faust auf eine Lösung hat festnageln wollen. „Sprich: Kann er dir zuerst mit linke Haken und dann mit rechte Gerade Nase so verbiegen, dass Heuschnupfen ist Probleme von gestern, sprich: Falls kleine Bruder Hristov einmal tut, was große Bruder ihm sagt, weil muss ich ehrlich sein, Biermösel: Kleine Bruder Hristov ist unverlässlich und böse, undankbar und blöde, muss ich spucken auf Boden, wenn ich rede über meine kleine Bruder Hristov oben in Hamburg-Altona.“
    Na bumsti!, hat sich der Biermösel gedacht, da hab ja sogar ich es einmal besser erwischt mit meinem kleinen Bruder, auch wenn sein kleiner Bruder natürlich eine kleine Schwester ist und Roswitha heißt. Die ist zwar auch unverlässlich und undankbar, aber dafür mit einer gusseisernen Pfanne ausgerüstet, mit der sie ihm dann Gott sei Dank die Reise nach Hamburg erspart hat, wie sie noch die Substanz dazu gehabt hat – und prack! Mit einer eleganten Rückhand hat sie den Biermösel notoperiert, kaum dass er sie darum gebeten hat, und das gleich so sorgfältig, dass es nicht beim einfachen Nasenbluten geblieben ist, sondern sein Zinken jetzt innen drinnen so verwinkelt und verbogen ist, dass kein Heu mehr hineinkommt und kein Schupfen heraus, bravo, da muss er seine kleine Schwester auch einmal ein bisserl loben.
    Der Biermösel steckt dann seinen mehrfach zertrümmerten Riechkolben noch tiefer in die
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