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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot
Autoren: Tess Gerritsen
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hier hereingekommen?«
    »Ihr Hausverwalter hat uns hineingelassen«, antwortete Glasser. »Wir konnten nicht länger warten.«
    »Wo ist Jane?«
    »Das möchten wir auch gerne wissen.«
    »Sie müsste eigentlich hier sein.«
    »Wie lange waren Sie weg? Wann haben Sie Ihre Frau zuletzt gesehen?«
    Er starrte Glasser an, beunruhigt durch den eindringlichen Ton ihrer Stimme. »Ich war ungefähr eine Stunde lang weg. Ich habe ihre Mutter nach Hause gefahren.«
    »Hat Jane Sie angerufen, seit Sie das Haus verlassen haben?«
    »Nein.« Er ging auf das Telefon zu.
    »Sie geht nicht an ihr Handy, Agent Dean«, sagte Glasser. »Wir haben schon versucht, sie zu erreichen. Wir
müssen
sie erreichen.«
    Er wandte sich zu ihr um. »Was zum Teufel geht hier vor?«
    Glasser fragte leise: »Ist Mila bei ihr?«
    »Das Mädchen ist nicht an dem vereinbarten …« Er hielt inne. »Sie haben das schon gewusst. Sie haben den Park auch observiert.«
    »Dieses Mädchen ist unsere letzte Zeugin«, sagte Glasser. »Wenn Sie bei Ihrer Frau ist, müssen Sie es uns sagen.«
    »Jane war mit dem Baby allein, als ich die Wohnung verließ.«
    »Und wo sind die beiden jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ihnen ist doch klar, Agent Dean, dass Jane in großer Gefahr ist, sollte Mila bei ihr sein.«
    »Meine Frau kann sehr gut auf sich selbst aufpassen. Sie würde sich nie auf irgendetwas einlassen, ohne sich verdammt gründlich vorzubereiten.« Er ging zu der Schublade, in der Jane normalerweise ihre Waffe aufbewahrte, und fand sie unverschlossen. Er riss sie auf und starrte auf das leere Holster hinunter.
    Sie hat ihre Waffe mitgenommen.
    »Agent Dean?«
    Gabriel knallte die Schublade zu und lief ins Schlafzimmer. Wie Glasser bereits vermeldet hatte, stand das Fenster weit offen. Jetzt bekam er es mit der Angst zu tun. Er ging zurück ins Wohnzimmer und spürte, wie Glasser ihn forschend ansah. Sie las die Panik in seiner Miene.
    »Wo könnte sie hingegangen sein?«, fragte Glasser.
    »Auf jeden Fall hätte sie vorher
mich
angerufen.«
    »Nicht, wenn sie glaubte, dass das Telefon angezapft wird.«
    »Dann würde sie zur Polizei gehen. Sie würde auf dem schnellsten Weg ins Präsidium fahren.«
    »Wir haben schon beim Boston PD angerufen. Sie ist nicht dort.«
    »Wir müssen dieses Mädchen finden«, warf Barsanti ein.
    »Und zwar lebend.«
    »Lassen Sie es mich noch mal auf ihrem Handy versuchen. Vielleicht hat das alles ja nichts zu bedeuten. Vielleicht ist sie nur zum Laden um die Ecke gegangen, um Milch zu kaufen.«
Klar. Und dazu hat sie ihre Waffe mitgenommen.
Er nahm den Hörer ab und wollte eben die erste Ziffer eintippen, als er plötzlich innehielt und stirnrunzelnd das Tastenfeld anstarrte. Wahrscheinlich bringt es nichts, dachte er. Aber vielleicht ja doch …
    Er drückte die Wahlwiederholungstaste.
    Nach dem dritten Läuten meldete sich ein Mann.
    »Hallo?«
    Gabriel antwortete nicht sofort; er versuchte die Stimme zuzuordnen, von der er wusste, dass er sie schon einmal gehört hatte. Dann fiel es ihm ein. »Ist dort … Peter Lukas?«
    »Ja.«
    »Hier spricht Gabriel Dean. Ist Jane zufällig bei Ihnen?«
    Eine lange Pause trat ein. Eine verdächtige Pause. »Nein. Wieso?«
    »Ihre Nummer ist in unserer Wahlwiederholung gespeichert. Sie muss Sie angerufen haben.«
    »Ach, das meinen Sie.« Lukas lachte. »Sie wollte alle meine Unterlagen über die Ballentree-Story haben. Ich habe ihr versprochen, sie rauszusuchen.«
    »Wann war das?«
    »Lassen Sie mich nachdenken. Vor etwa einer Stunde.«
    »Und das war alles? Sonst hat sie nichts gesagt?«
    »Nein. Wieso?«
    »Dann werde ich mal weiter herumtelefonieren. Danke.«
    Er legte auf und starrte noch eine Weile auf das Telefon. Dachte über diese ominöse Pause nach, als Lukas seine Frage nicht gleich beantwortet hatte.
Irgendetwas stimmt da nicht.
    »Agent Dean?«, sagte Glasser.
    Er drehte sich um und sah sie an. »Was wissen Sie über Peter Lukas?«
     
    Das Loch war inzwischen knietief. Jane lud einen weiteren Haufen Erde auf den Spaten und warf ihn auf den stetig wachsenden Haufen neben der Grube. Ihre Tränen waren versiegt, an ihre Stelle war Schweiß getreten. Sie arbeitete schweigend. Bis auf das schürfende Geräusch des Spatens und das Rieseln der Steinchen war alles still. Auch Regina war verstummt, als ob sie eingesehen hätte, dass es keinen Sinn mehr hatte, länger zu schreien und zu weinen. Dass ihr Schicksal, wie das ihrer Mutter, bereits besiegelt war.
    Nein, das ist es
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