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Scheinbar verliebt

Scheinbar verliebt

Titel: Scheinbar verliebt
Autoren: Jenny B Jones
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Bienenkorb und war voll von Würdenträgern und Beziehungen, die er dringend brauchen konnte. Die Wahl war in weniger als drei Monaten. Er spürte, dass ihm langsam die Zeit davonlief.
    „Ich habe Sie gestern im Fernsehen gesehen.“ Bürgermeister Blackwell legte seine Hand auf Alex’ Schulter. „Gute Arbeit. Aber die Sache mit dem Artikel neulich in der Gazette ist einfach zu schade.“
    „Mein Team versucht gerade herauszufinden, wo das Leck ist. Ich kann mir nicht vorstellen, wie so geheime Informationen nach außen dringen konnten.“ Die Zeitung hatte die Höhen der Spenden einiger seiner einflussreichsten Unterstützer veröffentlicht. Mächtige Leute, die ihre Parteizugehörigkeit verständlicherweise lieber für sich behalten hätten. Bürger, die nun sehr unzufrieden mit Alex waren. Ein weiterer Schlag gegen seine ohnehin recht farblose Kampagne.
    Als der Kongressabgeordnete Patton unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben war, hätte niemand damit gerechnet, dass Alex plötzlich auf der Bildfläche erscheinen würde. Ein kaputtes Knie hatte ihn dazu gezwungen, den Football schon mit zweiunddreißig Jahren aufzugeben. Und obwohl der Wahlkampf sich härter als jede seiner sportlichen Herausforderungen entpuppt hatte, würde er nicht aufgeben.
    Sein Vater gesellte sich zu ihnen. „Mein Sohn ist die beste Option auf dem Zettel. Er hat so viele Ideen für eine Erneuerung des Gesundheitssystems, Ausgabensenkungen des Staates und Steuersenkungen für die mittlere und untere Schicht, da wären die Leute von South Carolina verrückt, wenn sie ihn nicht wählen würden.“
    Alex lachte widerwillig. „Ich denke darüber nach, meine Wahlkampfmanager zu feuern und stattdessen meine Eltern zu engagieren.“
    Obwohl die Medien auch in seinem Privatleben herumschnüffelten, würde er nicht aufgeben. Es war ein fremdes Gefühl – zu verlieren. Er war ein Eroberer. Ein Gewinner. Genau wie auf dem Spielfeld wollte er auch auf der politischen Bühne in der Lage sein, seine Schwäche zu überwinden, um seinen Gegner zu besiegen. Aber irgendwie funktionierte es nicht so recht. Jeder Tag hielt einen weiteren Rückschlag für ihn bereit. Erst letzte Woche hatte das People Magazine einen seitenlangen Artikel über jede seiner frustrierten Exfreundinnen gebracht. Allein ihr Gruppenfoto hatte eine komplette Doppelseite eingenommen. Aber nur ein Bruchteil des Artikels hatte auch tatsächlich der Wahrheit entsprochen. Das meiste waren Lügen und haltlose Behauptungen gewesen. Doch eine Handvoll unehrlicher Frauen zu verklagen, würde ihm bei den Wählern auch nicht mehr Sympathien einbringen. Heute hatte die Gazette einen Artikel darüber veröffentlicht, dass er bei seinem letzten Super Bowl-Spiel gegen seine Mannschaft gewettet hatte. Wie konnte er den Wählern beweisen, dass er nicht der Mensch war, für den ihn alle hielten? Durch sein früheres Verhalten hatte er den Ruf bekommen, ein Frauenheld zu sein und auf jede Party zu gehen. Seine Eskapaden hatten ihm den Spitznamen Playboy eingebracht. Aber die Dinge hatten sich geändert. Er hatte sich geändert. Der Tod des eigenen Bruders hatte einen anderen Menschen aus ihm gemacht.
    Im Moment fühlte er sich machtlos und hatte den Eindruck, dass er seinen Abstieg in der Wählergunst nicht mehr vermeiden konnte. Zwar hatte er die Vorwahlen für sich entscheiden können, die Parlamentswahl war jedoch eine ganz andere Hausnummer. Der achte August rückte immer näher und die Prognosen sahen ihn ganz unten in der Gunst der Wähler. Enttäuschungen kannte er bisher nicht, deshalb musste ihm endlich etwas einfallen. Schleunigst. Er hatte sich sogar dabei ertappt, dass er wieder betete, etwas, das er seit dem Verschwinden seines Bruders immer mal wieder getan hatte.
    Alex wandte den Blick von seinen Gesprächspartnern ab und seine Augen trafen die einer Frau, die ihn aus der Ferne finster anstarrte. Wenn Blicke töten könnten, wäre er jetzt bereits gevierteilt, erhängt und erschossen.
    Er stieß seinen Vater an. „Wer ist das?“
    Sein Vater warf einen kurzen Blick in die Richtung, die Alex ihm mit seinen Augen wies. „Ach, Lucy Wiltshire. Leitet eine dieser wohltätigen Organisationen, für die wir heute Abend spenden. Tolles Mädchen. Leistet gute Arbeit. Es ist eine Schande, dass wir ihr die Unterstützung kürzen mussten.“
    Lucy Wiltshire. Der Name kam ihm irgendwie vertraut vor.
    Ihr blondgelocktes Haar umrahmte zarte Wangen und ein empört in die Luft gerecktes Kinn. Ihr
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