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Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische

Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische

Titel: Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische
Autoren: Terry Pratchett
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tanzten. Sie hinterließ ein purpurnes Bild auf den Augen, das sich ins Gehirn brannte Und sank nieder und war nur ein Freudenfeuer.
    »Ich hab nix von Vergessen gesagt«, sagte Oma.
    Als Oma Wetterwachs und Nanny Ogg in der Dämmerung nach Hause gingen, wirbelten ihre Stiefel den Nebel auf. Es war im großen und ganzen eine schöne Nacht gewesen.
    Nach einer Weile sagte Nanny: »Das war nicht nett, was du gemacht hast.«
    »Ich hab nichts gemacht.«
    »Ja, schon... Es war nicht nett, was du nicht gemacht hast. Als würde man jemandem, der sich gerade setzen will, den Stuhl wegziehen.«
    »Leute, die sich nicht vergewissern, wohin sie sich setzen, sollten stehen bleiben«, sagte Oma.
    Es plätscherte kurz auf das Laub, einer jener kurzen Schauer, die man bekommt, wenn ein paar Regentropfen sich nicht der Gruppe anschließen wollen.
    »Ja, schon richtig«, sagte Nanny. »Aber es war ein klein bisschen grausam.«
    »Stimmt.«
    »Und ein paar Leute könnten denken, dass es ein klein wenig garstig war.«
    »Stimmt.«
    Nanny erschauerte. Der Gedanke, der ihr in den wenigen Sekunden durch den Kopf gegangen war, nachdem Pewsey geschrien hatte.
    »Ich habe euch keinen Grund gegeben«, sagte Oma. »Ich habe den Leuten nichts in die Köpfe gesetzt, was nicht schon da gewesen wäre.«
    »Entschuldige, Esme.«
    »Recht so.«
    »Aber... Lätizia wollte nicht grausam sein, Esme. Ich meine, sie ist gemein und herrschsüchtig und albern, aber... «
    »Du kennst mich, seit wir Mädchen waren, richtig?« unterbrach Oma sie. »Durch dick und dünn, gut und böse?« »Ja, natürlich, aber... «
    »Und du hast dich nie dazu herabgelassen, mir zu sagen: >Ich sage dir das als Freundin<, oder?«
    Nanny schüttelte den Kopf. Das sagte wirklich alles. Niemand, der einem auch nur ein bisschen freundlich gesonnen war, würde so etwas je sagen.
    »Zu was ermächtigt uns die Hexerei überhaupt?« fragte Oma.
    »Keine Ahnung«, sagte Nanny. »Um ehrlich zu sein, ich habe mit der Hexerei angefangen, um Jungs aufzugabeln.«
    »Glaubst du, das wüsste ich nicht?«
    »Warum hast du angefangen? Was wolltest du sein, Esme?«
    Oma blieb stehen und sah zum frostigen Himmel und dann auf den Boden.
    »Weiß nicht«, sagte sie. »Quitt, nehme ich an.«
    Und damit, dachte Nanny, war das Thema erledigt.
    Rehe sprangen davon, als sie Omas Hütte erreichten.
    Ein Stapel Feuerholz war fein säuberlich an der Hintertür aufgeschichtet, und auf der Schwelle lagen zwei Säcke. Einer enthielt einen großen Käse.
    »Sieht so aus, als wären Herr Hopcroft und Herr Hühnerbang hiergewesen«, sagte Nanny.
    »Hmmm.« Oma las den sorgfältig, aber fehlerhaft geschriebenen Zettel, der an dem zweiten Sack befestigt war: »>Liebe Frau Wetterwax, ich wäre Ihnen ühberaus dankbar, wenn Sie mir gestatten würden, diese neue preißverdächtige Züchtung >Esme Wetterwax< zu nennen. Ich hoffe, Sie sind bei beßter Gesundheit. Percy Hopcroft.<«
    »Schau, schau, schau. Ich frage mich, wie er auf die Idee gekommen ist.« »Keinen Schimmer«, sagte Nanny.
    »Das glaub ich dir aufs Wort«, sagte Oma.
    Sie schnupperte misstrauisch an dem Sack, zog an der Schnur und holte eine Esme Wetterwachs heraus.
    Rund, leicht flach und spitz an einem Ende. Es war eine Zwiebel.
    Nanny Ogg schluckte. »Ich habe ihm gesagt, keine...«
    »Pardon?«
    »Oh... nichts...«
    Oma Wetterwachs drehte die Zwiebel herum, während die Welt durch das Medium Nanny Ogg auf ihr Schicksal wartete. Dann schien sie zu einer Entscheidung zu kommen, mit der sie zufrieden war.
    »Sehr nützliches Gemüse, eine Zwiebel«, sagte sie schließlich.
    »Fest. Scharf.«
    »Gut für die Verdauung«, sagte Nanny.
    »Haltbar. Gibt Geschmack.«
    »Scharf und würzig«, sagte Nanny, die in der Flut ihrer Erleichterung den Überblick über die Metapher verlor. »Lecker mit Käse... «
    »Soweit müssen wir nicht gehen«, sagte Oma Wetterwachs und legte sie vorsichtig in den Sack zurück. Sie hörte sich fast geschmeichelt an. »Kommst du auf eine Tasse Tee rein, Gytha?«
    »Ähem... ich sollte los...«
    »Auch recht.«
    Oma wollte die Tür zumachen, hielt inne und öffnete sie noch einmal.
    Nanny konnte ein blaues Auge sehen, das sie durch den Spalt beobachtete.
    »Aber ich hatte recht, nicht wahr«, sagte Oma. Es war keine Frage. Nanny nickte. »Richtig«, sagte sie.
    »Das ist nett.«
      
- ENDE -
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